Benutzer bregg schrieb:
Dass man teils wochenlang hier abgeklemmt bleibt, habe ich und eine Anzahl von Freunden und Bekannten in Berlin eben schon erlebt. Ursache sind nach meinem Eindruck frühere Post-Mitarbeiter, die für die Schaltungen auf der "letzten Meile" zuständig sind und im Kopf immer noch die Planwirtschaft haben - wonach sie jene Kunden "bestrafen" müssten, die von der Telekom weg zu anderen oder mit fremden Anbietern um-ziehen.
Die Leitungsbereitstellung durch die Telekom läuft nach meiner Erfahrung und der meiner Bekannten schon seit Jahren in aller Regel problemlos. Eine Leitung ist ja auch nichts anderes als ein schnöder Kupferdraht, da kann man nicht viel falsch machen. Einzige Voraussetzungen für eine reibungslose Bereitstellung sind: eine absolut narrensichere Adressangabe und die termingerechte Freigabe der Leitung durch den Altanbieter. Letzteres setzt einen Vertrag voraus, der spätestens zum gewünschten Wechseltermin kündbar ist, was besonders bei Verträgen mit kurzer Mindestvertragslaufzeit kein Problem sein sollte. Speziell in Berlin gibt es haufenweise Anbieter mit kurzen Mindestvertragslaufzeiten. Wer angesichts dessen einen 24-Monats-Knebelvertrag mit 3 Monaten Kündigungsfrist und automatischer Verlängerung um jeweils 1 Jahr abschließt, ist selber schuld, wenn es beim nächsten Anbieterwechsel Probleme gibt.
Problematisch ist dagegen häufig die Bereitstellung von Leistungen, die über die reine Teilnehmeranschlussleitung hinausgehen, z. B. DSL-Vorleistungen. Hier kann es tatsächlich zu längeren Ausfällen kommen, wenn der alte Anbieter dieselbe Vorleistung nutzt wie der neue und der DSL-Port daher vom alten an den neuen Anbieter übergeben werden muss. Das kann erst passieren, nachdem der alte Anbieter den Port freigegeben hat. Das in dieser Hinsicht recht unflexible Telekom-Buchungssystem ist häufig Hauptschuldiger bei verzögerten Portfreigaben. Aber auch hier ist Abhilfe einfach: man macht um DSL-Reseller (also Anbieter, die fremde DSL-Technik anmieten müssen) einen großen Bogen und geht direkt zum Anschlussbetreiber mit eigener Technik. Der muss nicht auf die Freigabe des bisher genutzten DSL-Ports warten, sondern bringt seinen eigenen DSL-Port mit, an die nur noch die Leitung angeklemmt werden muss. Wie erwähnt, eine Sache von wenigen Minuten, nicht nur bei mir.
Diese Vorgänge kann man auch einfach "Sabotage" nennen, die geschädigten Unternehmen hängen das nur deshalb nicht an die grüße Glocke, da sie weiterhin am kürzeren Hebel sitzen und eine Eskalation vermeiden wollen.
Auch ich hege manchmal den Verdacht, dass der rosa Riese es seinen Konkurrenten nicht gerade leicht macht. Solange aber nur die "letzte Meile" der Telekom gehört, halten sich die Auswirkungen in Grenzen. Reine Kupferdrähte gehen selten kaputt. Daher sind wochenlange Ausfälle selten, eher hat man es mit wenigen Tagen oder gar nur Stunden zu tun.
Längere Ausfallzeiten gibt es wie erwähnt eher bei der Übergabe von angemieteter DSL-Technik. Wie man solche Übergaben und die damit verbundenen Ausfallzeiten vermeidet, habe ich bereits geschrieben.
Und meine Frage bleibt offen: Welcher Provider bietet einen nachträglichen Umzug der Nummer an - ggf. auch gegen extra-Gebühr?
Wenn überhaupt, die Telekom.
Deinen letzten Hinweis auf Berliner Frickel-Anbieter habe ich komplett nicht verstanden - kann man das etwas mehr erklärt bekommen?
Ganz einfach: Bei 1&1-Anschlüssen und anderen NGN-Anbietern telefoniert man über VoIP. Das ist eine Technik, die ursprünglich für die Telefonie in Unternehmens-LANs entwickelt wurde und dort auch echte Vorteile bietet. In DSL-Leitungen und IP-Verbindungen über große Entfernungen hat man es dagegen mit ganz anderen und für VoIP denkbar ungünstigen Verhältnissen zu tun: die Bandbreite ist besonders im Upstream vergleichsweise bescheiden, die Latenzen sind hoch und die Zuverlässigkeit und Störsicherheit ist weit geringer. Jede DSL-Störung führt dazu, dass man nicht mehr telefonieren kann. In all diesen Aspekten sind konventionelle Festnetzanschlüsse gegenüber sog. "NGN"-Anschlüssen mit VoIP-Telefonie nach wie vor überlegen. VoIP-basierte Telefon-Vollanschlüsse bieten so gut wie keine technischen Vorteile für den Kunden und werden eigentlich nur deshalb angeboten, weil sie geringere Kosten für die Anbieter verursachen. Daher habe ich VoIP-basierte Anschlüsse als "Gefrickel" bezeichnet, womit ich aber ausdrücklich nur VoIP an DSL-Privatkundenanschlüssen meine, nicht VoIP auf 100 MBit/s- oder gar Gigabit-LAN-Verbindungen.
Speziell in Berlin sind aber mindestens 4 Anbieter von konventionellen Anschlüssen verfügbar: die Telekom, Vodafone, Versatel und Hansenet/Alice. Einige Tarife dieser Anbieter sind kaum teurer als vergleichbare VoIP-Tarife von 1&1, haben aber erhebliche Vorteile vor allem bei der Zuverlässigkeit und Sprachqualität. Daneben handelt es sich bei diesen Anbietern ausschließlich um Netzbetreiber, die allenfalls die "letzte Meile" von einem Fremdanbieter anmieten müssen, nicht aber darüber hinausgehende Leistungen. Bei 1&1 ist das anders: dort muss quasi der gesamte Anschluss von einem oder gar 2 Fremdanbietern angemietet werden, was bei Problemen nicht selten zu einer Odyssee für den Kunden ausartet, denn jeder beteiligte Anbieter schiebt die Schuld dem anderen zu. Davon abgesehen gibt es mehr Anbieter, die an dem Anschluss verdienen wollen. Nach Abzug des Profits für mehrere Anbieter bleibt unterm Strich weniger Geld für die eigentliche Leistung, nämlich den Anschluss, übrig. Das hat u. U. Auswirkungen auf die Qualität.
Gruß
niknuk