Themenspezial: Verbraucher & Service Hintergrund

1&1 DSL: 5 Euro Regio-Zuschlag droht auch nachträglich

Wenn ein DSL-Provider die Leitung von der Telekom mietet, wird die Grundgebühr für den Kunden mitunter teurer. Manchmal erlassen die Provider den Kunden diesen verhassten Regio-Aufschlag. Offenbar versuchte 1&1 nun, ihn einem Kunden nachträglich unterzujubeln.
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Bild: 1und1
Wer DSL-Kunde ist, wundert sich vielleicht manchmal, dass er etwa 5 Euro monatlich mehr bezahlt als Freunde oder Verwandte mit demselben Tarif, die in einer anderen Region wohnen. Verantwortlich dafür ist der sogenannte Regio-Aufschlag, der auch Regio-Zuschlag oder Fernanschaltung genannt wird. Provider wie 1&1 mieten mitunter das Netz eines alternativen Netzbetreibers an, um darüber ihre DSL-Tarife zu vermarkten. Steht das Netz des entsprechenden Betreibers aber nicht bundesweit zur Verfügung, sondern nur in größeren Ortsnetzen, muss der Provider auf das Bitstrom-Angebot der Telekom ausweichen, das in der Regel etwas teurer ist als die Miete bei einem alternativen Netzbetreiber. So kommt manch ein Provider auf die Idee, seinem DSL-Kunden einen Aufschlag von rund 5 Euro monatlich berechnen, um die höhere Miete wieder zu erwirtschaften. Hierbei kommt es aber auch darauf an, ob es sich um einen VDSL- oder einen ADSL-Anschluss handelt.

Offenbar verfallen die Provider mitunter auf kreative Möglichkeiten, ihren Kunden den Regio-Zuschlag unterzuschieben. Im besten Fall sollte bereits bei der Verfügbarkeitsabfrage auf der Homepage des Providers die monatliche Grundgebühr für den gewünschten DSL-Tarif inklusive Regio-Zuschlag angezeigt werden. Allerdings macht sich das nicht so gut in der Werbung und in Tarifvergleichen, wenn dem Interessenten eine höhere Grundgebühr angezeigt wird.

Regio-Zuschlag ab dem 25. Monat untergejubelt

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Bild: 1und1
Im teltarif.de-Forum berichtet ein Nutzer darüber, dass er bei 1&1 vor neun Monaten einen Vertrag über DSL mit 50 MBit/s abgeschlossen hat. Weil an seinem Anschluss aber keine 50 MBit/s, sondern nur 16 MBit/s zur Verfügung stehen, hat 1&1 seine Grundgebühr reduziert: Statt der geforderten 16,99 Euro zahlt der Kunde nur 14,99 Euro monatlich. Sollte die Telekom im Vertragsverlauf 50 MBit/s an seinem Anschluss bieten, würde der Kunde umgestellt und zahlt dann 16,99 Euro. Nach der zweijährigen Mindestlaufzeit sollte die monatliche Grundgebühr dann 29,99 Euro betragen.

Nachdem der Vertrag rund neun Monate lief, erhielt der Kunde einen Anruf von der Telefonnummer 0721-9607443. Im Anschluss an das Gespräch hat der teltarif.de-Leser den Verlauf des Telefonats aus dem Kopf rekonstruiert. Der Anrufer gab sich als Mitarbeiter des Kundensupports von 1&1 aus und erkundigte sich, ob im Anschlussbereich des Kunden mittlerweile 50 MBit/s möglich seien. Der Kunde verneinte dies, weil 1&1 an diesem Standort die Leitung von der Telekom mietet. Der Mitbewerber EWE Tel würde aber mittlerweile Anschlüsse mit 50 MBit/s schalten, fügte der Kunde hinzu.

1&1 wies den Kunden anschließend darauf hin, dass die Telekom als Netzbetreiber für den Anschluss des Kunden einen Regio-Zuschlag von rund 5 Euro monatlich berechnen würde. Der Kunde habe aber wahrscheinlich kein Interesse daran, diesen Aufschlag zu bezahlen. 1&1 würde ihm den Zuschlag daher berechnen und gleichzeitig für die verbleibenden 15 Vertragsmonate einmalig rund 75 Euro gutschreiben. 1&1 wolle mit dem Anruf erfragen, ob dies so im Sinne des Kunden sei.

Der Kunde wurde allerdings stutzig und behauptete, er wisse nichts von einem Regio-Zuschlag und er wolle nach wie vor nur die vereinbarte Grundgebühr zahlen. Schließlich dämmerte es ihm, worauf der Anruf offenbar abzielte und er fragte den Kundenbetreuer, was nach den 24 Monaten Mindestvertragslaufzeit passieren würde. Nun stellte sich heraus, dass 1&1 ab dem 25. Monat dem Kunden den Regio-Aufschlag voll berechnet hätte, wenn er dem Erlass für die kommenden 15 Monate zugestimmt hätte. Die Grundgebühr hätte also statt 29,99 Euro dauerhaft 34,99 Euro betragen. Der Kunde lehnte daraufhin jegliche Änderung an seinem Tarif ab.

Stellungnahme von 1&1

Als wir uns bei 1&1 wegen der Sache meldeten, antwortete der Provider nur ausweichend:

Es ist so: So lange unsere VDSL-Vorvermarktung in dem Gebiet läuft, in dem der Kunde wohnt, zahlt er keinen Regio-Aufschlag. Wenn seine Adresse aber schlussendlich nicht mit VDSL erschlossen wird, das wissen wir zum Zeitpunkt der Vorvermarktung nicht immer, beraten wir ihn auf ADSL um. Dann kann dieser Aufschlag anfallen.
Warum ein Regio-Zuschlag? Die Fernanschaltung an das 1&1-Netz bietet Kunden die Möglichkeit, die 1&1-DSL-Tarife zu nutzen, auch wenn diese nicht im 1&1-Ausbaugebiet wohnen. In diesem Fall werden die Kunden per Fernschaltung mit dem 1&1-DSL-Netz verbunden. Einen kleinen Teil der durch die Fernschaltung entstehenden Extrakosten gibt 1&1 an diese Kunden weiter.

Zu dem von unserem Leser geschilderten Telefonanruf äußerte sich 1&1 nicht, auch nicht zu unserer Frage, ob dies ein gängiges Prozedere sei und ob die genannte Telefonnummer überhaupt von 1&1 betrieben wird. teltarif.de empfiehlt daher, niemals einer Vertragsänderung am Telefon zuzustimmen und alle vermeintlichen Bestätigungsschreiben sowie die Rechnungen des Providers aufmerksam zu kontrollieren.

Im übrigen sollte kein DSL-Kunde, wenn die zwei Jahre Mindestvertragslaufzeit um sind, 29,99 Euro oder 34,99 Euro für einen 16-MBit/s-Anschluss bezahlen, sondern den Anschluss rechtzeitig drei Monate vorher kündigen. Erstens wird sich dann ein Provider wie 1&1 wahrscheinlich recht schnell mit einem Rückgewinnungs-Angebot melden, das günstiger als 29,99 Euro ist. Und zweitens kann man im Tarifrechner von teltarif.de schauen, ob es nicht ein günstigeres Angebot gibt.

Die monatlichen Aktionen der DSL-Provider haben wir in dieser Übersicht zusammengestellt: Aktuelle DSL-Aktionsangebote der Provider im Vergleich.

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