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Das Protokoll für alle...


27.05.2004 19:24 - Gestartet von Abakus
Berichtstermin Faircom, 27.5.04, 9:00 Uhr

Zu meiner Person: Ich bin quasi Faircom-„Altgläubiger“, hatte damals bei der Quam-Aktion mitgemacht und insofern keinen Schaden, da Quam früher zugrunde ging. Nach den jüngsten Urteilen hätte mir faircom ja dennoch die GG erstatten müssen. Ich habe nie eine GG-Erstattung erhalten (Vertrag war bis Ende 12/02 seitens Quam befreit und die haben ja bekanntlich Mitte 11/02 den Betrieb eingestellt). Insofern sah ich dem heutigen Procedere gelassen entgegen…

Veranstaltungsort: Bonn, Beethovenhalle, Forum Süd (nicht die große Halle). Hier findet Kammermusik statt (ca. 150 Plätze)
Eingang: 3 Mitarbeiter der Anwaltskanzlei
Anwesenheit: 22 Personen (+1 Kind), davon 1 Richter, Rechtsanwalt Plössner, Gerichtssekretärin, 4 Leute im „Faircom-Block“ darunter Lars Hallatsch (bei Marc Roloff bin ich mir nicht sicher, hat da jemand ein Bild?)
Ich bekomme Gesprächsfetzen der Faircom-Fraktion um Lars Hallatsch mit: „bisschen voreilig“, „wir sind die Gläubiger“ (grinsend), „ich habe immerhin 20.000“ offen. Tja, da Herr Hallatsch nicht Mitgesellschafter war, steht ihm wohl noch Gehalt zu…

9:10 Uhr Beginn der Verhandlung
Bericht des Insolvenzverwalters:
- 30.000 Gläubiger, davon haben bis heute morgen 4.855 Ansprüche angemeldet, Herr Plössner rechnet damit, dass die 5.000er Marke knapp geknackt wird.
- Firma wurde 1998 gegründet, das besondere waren kostenlose Handyverträge mit Handy
- 1. Quartal 2003 werden auch Premiere-Verträge angeboten. Den Kunden stehen 2 Receiver zu, Faircom liefert nur einen aus und verkauft den anderen Receiver über eBay „und andere Vertriebskanäle“. Als Premiere diesen Betrug erfährt stellen sie die Geschäftsbeziehungen ein.
- Das Finanzamt bemerkt, dass es bei Faircom keine kaufmännische Buchführung gibt, es wurde kein Vorsteuerabzug gemacht (d.h. den Kunden hätten 16 % Mehrwertsteuer nicht ausgezahlt werden dürfen). Das Finanzamt stellt Nachforderungen.
- Die Kalkulation von faircom kippt dadurch endgültig, das Insolvenzverfahren wird eröffnet.
- Problem: Selten in D gibt es so große Insolvenzverfahren (Gläubigeranzahl). Herr Plössner musste deswegen sogar seine EDV ausrüsten (geht bis 4000 Gläubiger)
- Insolvenzmasse: mobilcom zahlte an Faircom 275.000 € (das sind die Gelder, die die Firmen angeblich faircom schuldeten, von denen immer die Rede war), was in etwa den Finanzamtsschulden entspricht. Herr Plössner konnte wegen dem zeitlichen Zusammenhang einen Pfändungsbeschluss erreichen.
- Des Weiteren 30.000 bis 40.000 € aus kleineren Pfändungen, 1.170 Decoder mit Smartcard (Plössner: „was auch immer das ist“), 300 digitale Satelliten-Receiver, mehrere hundert Handys. Letzter gingen für ca. 30.000 € (Zwischengemurmel Hallatsch „die waren 70.000 wert“) an einen Wiederverkäufer, ehe ihr Wert vollends verfällt (Herr Plössner weist auf den schnellen Wertverlust hin)
- Des Weiteren Barguthaben von 103 (!) € und 10.025 € auf einem Sparkonto bei der Commerzbank, das allerdings nicht für die Insolvenzmasse zur Verfügung steht, da es ein Mietkautionskonto ist und faircom wie nicht anders zu erwarten „mit der Miete gewaltig im Rückstand“ ist.
- Herr Roloff meint außerdem folgende Forderungen zu haben: 6.400.000 € gegen Premiere (ausstehende Prämien, Schadensersatz). Laut dem Gutachten einer großen Kölner Anwaltskanzlei ist diese Forderung jedoch unbegründet und wird daher nicht weiter verfolgt.
- 10.100.000 € gegen o2. Auch dies ist wohl überwiegend unbegründet. Herr Plössner prüft dies noch, nach Zwischenständen sind wahrscheinlich max. 50.000 bis 100.000 € evtl. berechtigt, alles was darüber geht kann wohl bereits ausgeschlossen werden.
- Die Fa. Faircom hat folgende, von Gläubigern angemeldete, Schulden: Geschätzte 1.400.000 € seitens der Kunden, Mietrückstände in Höhe von 20.000 €, Personalkosten in Höhe von 100.000 € (letztere beide Werte nicht mit 100%iger Gewähr, da es alles etwas schnell ging), das Finanzamt Bonn-Außenstadt wartet auf 272.000 € und wird wahrscheinlich weitere 985.000 € anmelden, ist somit größter Einzelgläubiger. Wahrscheinlich wird nach der Prüfung jeder Gläubiger 1 bis 1,5 % seiner Forderungen erhalten (alle bekommen die gleiche Quote)
- Es ergehen durch die Gläubigerversammlung folgende Beschlüsse (allesamt einstimmig, es wird nur nach Gegenstimmen gefragt): Herr Plössner bleibt Insolvenzverwalter, die Ansprüche gegen o2 sollen geprüft und ggf. durchgesetzt werden, es wird keinen Gläubigerausschuss geben.
- Folgende Fragen werden seitens der Gläubiger gestellt:
- Warum wird das Verfahren voraussichtlich 3 Jahre dauern? Hängt von o2 ab. Wenn es da eine schnellere Einigung gibt, geht das Verfahren schneller vonstatten.
- Warum ist die Quote so schlecht? Es scheint doch mehr Geld da zu sein? Durch die Masse der Gläubiger entstehen hohe Kosten: Aufrüstung der EDV beim Insolvenzverwalter, Anschreiben der Gläubiger (Porto und Durchführung), Miete des Saales (1.500 €, es waren allerdings auch ca. 100 Teilnehmer angemeldet)
- Hätte das System der Fa. Faircom funktioniert oder war die Gesellschaft zum scheitern verurteilt? Muss Herr Roloff haften? Dazu gibt es keine Erkenntnis.
- Wurden Gelder abgezweigt? Darauf gibt es bis jetzt keine Hinweise, Herr Plössner will dies aber prüfen.
- Lag eine Insolvenzverschleppung vor? Der Insolvenzantrag hätte „vorsichtig formuliert früher erfolgen können“. Im September 2003 gab es Insolvenzanträge seitens der AOK und eines Kunden, diese konnten durch das Begleichen dieser kleineren Beträge abgewendet werden. Im November stellte dann der Geschäftsführer Roloff selbst diesen Antrag.
- Was ist, wenn ich ausgerechnet an dem Prüfungstermin, an dem mein Buchstabe dran ist, nicht kann? Kommen sie zu einem anderen Termin, sie werden dann dazwischen dran genommen.
- Ist meine Anwesenheit beim Prüfungstermin erforderlich? Nein und sie bringt auch keine Vorteile. Es ist eine Formalie, in der v.a. die Höhe der Ansprüche festgestellt wird.
- Erhalte ich Nachricht? Man erhält Nachricht, wenn die Ansprüche NICHT anerkannt werden.

Ende der Verhandlung um 9:35 Uhr.

Vor der Halle murmelt Hallatsch irgdendwas von TFT-Displays und wo die denn hingekommen wären und die restliche EDV der Fa. Faircom…
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[1] waerner antwortet auf Abakus
27.05.2004 21:28
Besten Dank für diesen Beitrag.



Mfg
waerner
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[1.1] Aus: Generalanzeiger Bonn
grinsefrau antwortet auf waerner
28.05.2004 08:30
Nur 14 Gläubiger in der Bonner Beethovenhalle

Von Sascha Stienen

Bonn. Nur 14 von 30 000 Gläubigern der zahlungsunfähigen Firma Faircom Computer- und Telecomvertriebs GmbH & Co. KG haben sich am Donnerstag in der Beethovenhalle über die finanzielle Lage des Unternehmens informiert. "Viel Lärm um nichts", meinte Insolvenzverwalter Michael Plössner nach dem ersten Berichtstermin. Wegen der großen Zahl der Gläubiger hatte das Insolvenzgericht den Bonner Rechtsanwalt beauftragt, das kleine Studio der Beethovenhalle - mit immerhin gut 480 Sitzplätzen - anzumieten.

Für die meisten Kleingläubiger hätte sich die Anreise sowieso nicht gelohnt, bestätigte Plössner dem GA. Nach Angaben des Insolvenzverwalters hat das Unternehmen Verbindlichkeiten in Höhe von drei Millionen Euro, davon etwa eine Million beim Finanzamt Bonn-Außenstadt.

Das Unternehmen ist mittlerweile stillgelegt worden. Plössner muss nun nur noch die Abwicklung vornehmen. Dabei prüft der Insolvenzverwalter zunächst Forderungen von Faircom gegenüber Dritten sowie die Anträge der Gläubiger. Etwa 5 000 haben Forderungen angemeldet, darunter auch ehemalige Beschäftigte des Internetdienstleisters. Nach den Prüfungen wird die verbliebene Insolvenzmasse in einen Topf geworfen. Dann werden Gerichts-, Anwalts- und sonstige Kosten - wie die Miete für die Beethovenhalle - abgezogen.

Den Rest teilen sich die Gläubiger. Plössner erwartet, dass dabei eine Quote von einem bis vier Prozent herauskommt. Das heißt: ein Kleingläubiger mit einem Anspruch auf 200 Euro bekäme maximal acht Euro. Plössner berichtete, dass sich wegen der geringen Auszahlungserwartung die Anreise für die meisten Geschädigten kaum lohnte. "Ich wäre als Gläubiger auch nicht hingegangen."

Das 1998 gegründete Unternehmen hatten unter anderem Handy-Verträge großer Telekommunikationsunternehmen verkauft. Die Provisionen waren damals offenbar so großzügig, dass die Bonner Firma ihren Kunden anbot, beim Abschluss eines Handy-Vertrags die Grundgebühren zurück zu erstatten. Als das Geld knapper wurde, zahlte das Unternehmen nicht mehr.

Seit Anfang 2003 warteten Kunden im ganzen Bundesgebiet vergebens auf ihre Rückzahlungen. Erst im Herbst meldete der ehemalige Geschäftsführer Insolvenz an. Derzeit ist er offenbar untergetaucht.

Rechtsanwalt Plössner hat auf seiner Internet-Homepage ein Gläubiger-Informations-System eingerichtet. Die Adresse lautet: www.gp-anwalt.de

(27.05.2004)
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[1.1.1] Abakus antwortet auf grinsefrau
28.05.2004 11:18
Habe den Artikel heute morgen auch gelesen, der von teltarif.de ist besser... ;-)

14 Gläubiger mag stimmen (14 + 3 vom Gericht + 1 General-Anzeiger + 4 Faircomer, wobei letztere auch Gläubiger sind ). Die Quote von 4% hat Herr Plössner aber nur dem GA mitgeteilt, nicht den Gläubigern.

Vom GA hätte ich schon erwartet, dass er mal dieser Finanzamtsgeschichte nachgeht, die sitzen schließlich hier in Bonn. Und da bzw. in dem nicht vorhanden sein von kaufmännischen Büchern liegt wohl das weitaus größte Skandalpotential. Es legt auch die Vermutung nahe, dass Roloff Gelder abgezweigt hat...

WICHTIG: Hat jemand Fotos der Faircom-Mannschaft, insbesondere von Roloff? Dann könnte ich vielleicht noch die anderen drei Faircomer auf der Gläubigerversammlung identifizieren. Verstanden habe ich leider nur den Namen "Lars" und den habe ich sofort erkannt, als er anwesend war (war als erster da), weil wir hier immer so nette Konversationen hatten...
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[1.1.1.1] Quehl antwortet auf Abakus
28.05.2004 15:09
erhält das Finanzamt die gleiche Quote wie die übrigen Gläubiger? Wieso ist der Betrag vom Finanzamt so hoch? Wenn keine Beträge an die Kunden ausgezahlt wurden, kann das Finanzamt doch keine Mwst. kassieren. 16% von 0,00 Euro ist bei mir 0 Euro.
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[1.1.1.1.1] Abakus antwortet auf Quehl
28.05.2004 17:58
Benutzer Quehl schrieb:
erhält das Finanzamt die gleiche Quote wie die übrigen Gläubiger?

Ja.

Wieso ist der Betrag vom Finanzamt so hoch? Wenn keine Beträge an die Kunden ausgezahlt wurden, kann das Finanzamt doch keine Mwst. kassieren. 16% von 0,00 Euro ist bei mir 0 Euro.

Faircom hat ja jahrelang die Grundgebühren ausgezahlt, nämlich von 1998 bis Anfang 2003! Darauf beziehen sich dann die 16 %. Der Schaden für das Finanzamt sollte also noch viel höher sein, allerdings wird das Meiste schon verjährt sein...
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[1.1.1.1.1.1] Keks antwortet auf Abakus
28.05.2004 19:32
Benutzer Abakus schrieb:
Faircom hat ja jahrelang die Grundgebühren ausgezahlt, nämlich von 1998 bis Anfang 2003! Darauf beziehen sich dann die 16 %. Der Schaden für das Finanzamt sollte also noch viel höher sein, allerdings wird das Meiste schon verjährt sein...

Gibt es denn auch bei Steuerhinterziehung, Betrug u.ä. eine Verjährung?

Liebe Grüße, Keks.
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[1.1.1.1.1.1.1] borusch antwortet auf Keks
28.05.2004 19:41
Benutzer Keks schrieb:
Benutzer Abakus schrieb:
Faircom hat ja jahrelang die Grundgebühren ausgezahlt, nämlich von 1998 bis Anfang 2003! Darauf beziehen sich dann die 16 %.
Der Schaden für das Finanzamt sollte also noch viel höher sein,
allerdings wird das Meiste schon verjährt sein...

Gibt es denn auch bei Steuerhinterziehung, Betrug u.ä. eine Verjährung?

Liebe Grüße, Keks.

Ja. Gibt's.
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[1.1.1.1.1.1.1.1] Keks antwortet auf borusch
28.05.2004 19:46
Benutzer borusch schrieb:
Benutzer Keks schrieb:
Gibt es denn auch bei Steuerhinterziehung, Betrug u.ä. eine Verjährung?

Ja. Gibt's.

Was es nicht alles gibt... Na, hoffentlich nicht auch für Körperverletzung, Missbrauch, Vergewaltigung oder Mord. Aber ich glaube, da ist es anders.

Liebe Grüße, Keks.
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[1.1.1.1.1.1.1.1.1] FlappFlipp antwortet auf Keks
28.05.2004 21:22
Benutzer Keks schrieb:
Benutzer borusch schrieb:
Benutzer Keks schrieb:
Gibt es denn auch bei Steuerhinterziehung, Betrug u.ä. eine Verjährung?

Ja. Gibt's.

Was es nicht alles gibt... Na, hoffentlich nicht auch für Körperverletzung, Missbrauch, Vergewaltigung oder Mord. Aber ich glaube, da ist es anders.

Liebe Grüße, Keks.

Mord verjährt nicht!
Bei anderen Straftaten bin ich mir da nicht so sicher.
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[1.1.1.1.1.1.1.1.2] Abakus antwortet auf Keks
29.05.2004 13:22
Benutzer Keks schrieb:
Benutzer borusch schrieb:
Benutzer Keks schrieb:
Gibt es denn auch bei Steuerhinterziehung, Betrug u.ä. eine Verjährung?

Ja. Gibt's.

Was es nicht alles gibt... Na, hoffentlich nicht auch für Körperverletzung, Missbrauch, Vergewaltigung oder Mord. Aber ich glaube, da ist es anders.

Zumindest ist die Frist länger, bei Mord AFAIK 30 Jahre. Geschäftssachen verjähren meist bereits nach 2 Jahren, zumindest was die Steuerschuld z.B. betrifft. Beim Straftatbestand des Betruges kann es sein, dass das länger geht. Dann steht Roloff noch ein Prozess wegen Steuerhinterziehung ins Haus, aber das Finanzamt hat davon nix. Es sei denn Roloff zahlt nach und umgeht so eine Strafe, wie das z.B. Boris Becker gemacht hat...
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[1.1.1.2] Foto mit faircom und dlc chefs
elisa antwortet auf Abakus
28.05.2004 16:25
Hallo Abakus,

hier befindet sich ein Bild von den faircom (und dlc) chefs (damals bei nach dem Besuch der Quam-Zentrale aufgenommen):

http://www.handyberater.de/html/quamstory.htm#besuch



Adresse der Graphik:
http://www.handyberater.de/assets/grafix/quamblockade.jpg

Vielleicht helfen Dir ja das Bild+Artikel es Dir "erkennungstechnisch" weiter.
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[1.1.1.3] Moment: Beschriftung des Fotos siehe:
elisa antwortet auf Abakus
28.05.2004 16:34

unter:

http://www.handyberater.de/html/quamstory.htm#presse

kann man in dem Zeitungsausschnitt: "Süddeutsche Zeitung vom 27./28. Juli 2002" auch noch die Beschriftung des Fotos finden!


Und, kannst Du jemanden erkennen?
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[1.1.1.3.1] Abakus antwortet auf elisa
28.05.2004 18:01
Dankeschön! Nein, von denen war dann nur Herr Hallatsch da.