Insolvenzverfahren

Faircom: Schulden und schulden lassen

Am Mittwoch fand in Bonn der erste Berichtstermin statt
Von Marie-Anne Winter

Um den insolventen Mobilfunkhändler Faircom ist es auffällig ruhig geworden. Vielleicht liegt das daran, dass es schon bei der Eröffnung des Insolvenzverfahrens Mitte März hieß, dass die allermeisten der rund 30 000 Gläubiger leer ausgehen würden. Denn wo nichts ist, gibt es auch nichts zu verteilen. Heute nun fand der angekündigte Berichtstermin statt. Im Forum Süd der Bonner Beethovenhalle hatten sich um 9 Uhr heute morgen gut 20 Personen versammelt, darunter ein Richter, der Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Plössner und vier Angehörige von Faircom, darunter Lars Hallatsch, der als Gäubiger auftrat. Der teltarif-Leser Stephan Lentes war ebenfalls als Gäubiger anwesend. Er stellte uns ein Protokoll des Berichtstermins zur Verfügung.

Als erstes erfolgte Bericht des Insolvenzverwalters. Danach hatten bis heute morgen 4 855 der rund 30 000 möglichen Gläubiger Ansprüche angemeldet. Der Insolvenzverwalter rechnet damit, dass die 5 000er-Marke noch geknackt wird. Dann erfolgte ein kurzer Abriss der Firmengeschichte. Spannend wird es ab dem 1. Quartal 2003, ab dem auch Premiere-Verträge angeboten werden. Faircom bot dabei einen Handy-Vertrag mit Gratis-Handy und zwei Premiere-Abos mit einem Premiere-Reciever an. Dabei wurde der zweite von Premiere gelieferte Receiver den Angaben zufolge über eBay "und andere Vertriebskanäle" verkauft. Premiere stellt daraufhin die Geschäftsbeziehungen ein.

Steuerprobleme

Doch auch an einer anderen Front braute sich Unheil für Faircom zusammen: Das Finanzamt bemängelte die Buchführung bei Faircom, da der Vorsteuerabzug falsch erfolgte. Den Kunden wurden anscheinend 16 Prozent Mehrwertsteuer ausgezahlt, die Faircom eigentlich von den erhaltenen Provisionen abziehen und an das Finanzamt abführen musste. Das Finanzamt stellte entsprechende Nachforderungen. Dadurch wurde die Kalkulation von Faircom endgültig gekippt. Die latente Zahlungsunfähigkeit wurde akut und schließlich kam es zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens.