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DAB/+/etc wird in D NIE funktionieren


07.05.2012 06:32 - Gestartet von marcway
Auch wenn noch so viel bezahlte Lobbyverbände etwas anderes sagen: DAB, DAB+ und Co. werden aus zwei einfachen Gründen in D nie funktionieren:

- zu teuer (Geräte und Verbreitung)
- viel zu wenig und uninteressante Programme

Die Alternative ist derzeit noch UKW und wird immer mehr das Radio mit Internetanschluss, v.a. auch mobil (im Autoradio, SmartPhone etc.). Da bekommt jeder, was er will. Und wenn der Netzausbau der Mobilanbieter endlich schneller vorankommt (LTE), schläft DAB einfach ein.
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[1] andi105 antwortet auf marcway
07.05.2012 08:38
Eine der wichtigsten Voraussetzungen ist im Mitteldeutschland nicht gegeben, DAB+ kann nicht mal auf den Hauptautobahnen einigermaßen sicher emfangen werden.
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[1.1] GrößterNehmer antwortet auf andi105
08.05.2012 02:59
Benutzer andi105 schrieb:
Eine der wichtigsten Voraussetzungen ist im Mitteldeutschland nicht gegeben, DAB+ kann nicht mal auf den Hauptautobahnen einigermaßen sicher emfangen werden.
Ich denke mal, dass ist mal wieder das Henne-Ei-Problem: Wenn Chuck Norris ein Ei essen will, pellt er sich ein Huhn. Ach nee, das war anders: DAB+ Radios verkaufen sich nicht gut, weil es keine gute Verfügbarkeit/Programmauswahl gibt, weil nicht genug DAB+ Radios gekauft werden, weil es keine gute Verfügbarkeit/Programmauswahl gibt, weil...

Aber das Beispiel mit der Autobahn ist nicht schlecht, denn ich würde mal behaupten, dass wir Deutschen einen Großteil der gehörten Radiostunden (insgesamt) im Auto hören. Zuhause dudelt vielleicht in der Küche oder im Bad das Radio, aber dort hat TV, Internet oder die Musikbibliothek vom Rechner/Streaming-Server/Media-Center sicher den größeren Teil am Medienkonsum. Zuhause muss man sich seine Musikbeschallungsgeräte aufstellen und anschalten. 99,9% (gefühlter Wert) der Autos auf deutschen Strassen hat ein Autoradio serienmäßig verbaut. Das dudelt meistens los, wenn man die Zündung anmacht. Klar können die meisten Autoradios MP3s oder zumindest CDs abspielen. Das erfordert aber Vorbereitung (CDs brennen/kaufen/ins Auto mitnehmen) und Bedienaufwand (CD einlegen oder MP3s auswählen). Beim Autofahren ist (sollte) die Hauptaufmerksamkeit aber der Straße gewidmet. Die Beschallung ist nur Beiwerk.

Deshalb glaube ich, dass DAB+ "in Schwung" kommen könnte, wenn ein ausreichend großer Anteil an Neufahrzeugen mit einem DAB+/analog-Kombigerät verkauft würde. Dies werden die Autohersteller im Moment wahrscheinlich nur machen, wenn sie entsprechend von den Geräteherstellern und Sendeanstalten subventioniert würden, da die Geräte einfach teurer sind und man den Kunden derzeit noch nicht genug Mehrwert bieten kann, um einen erheblichen Aufpreis zu rechtfertigen. Insbesondere im unteren Preissegment und bei Firmenleasing wird man diese Technologie nur über die Serienausstattung in die Fahrzeuge kriegen.

Hat man dies geschafft, kann man plötzlich viele Menschen von den Vorteilen von DAB+ überzeugen. Am Anfang würde es dann nichts ausmachen, dass die Versorgung auf Autobahnen schlecht ist, wenn der Fahrer z.B. hauptsächlich nur in seiner Heimatstadt unterwegs ist und dort DAB+ in höherer Qualität als UKW hören kann. Dann will er das vielleicht auch im Wohnzimmer oder der Küche. Sind durch die Serienausstattung eine ausreichende Anzahl von DAB+-Radios im Umlauf, lohnt sich für die Sendeanstalten auch der Ausbau der Infrastruktur, was dann wiederum den Kauf von DAB+-Radios für die Kunden attraktiver machen würde.

Meiner Meinung nach müssen DAB+-Radios anfangs subventioniert werden, um eine kritische Masse zu erreichen, denn Radio-Inhalte werden anders konsumiert, als z.B. TV. Radio wird oft nur als "Dudelei nebenbei" konsumiert, wer höhere Tonqualität möchte, kann sich bei CDs oder MP3s bedienen. Beim TV ist es anders, denn erstens läuft TV meistens nicht nebenbei sondern ist Hauptfokus der Aufmerksamkeit (Qualität ist dadurch wichtiger) und zweitens liefert das Fernsehen andere Inhalte, als man in höherer Qualität kaufen kann (Serien und Shows kann man nicht oder erst nach der Ausstrahlung auf DVD oder BlueRay kaufen, während man Musik immer in höherer Qualität kriegt. Bei Nachrichten wird der Qualitätsunterschied von analog zu digital im Radio weniger stark wahr genommen, da im Radio nur eine und im TV zwei Sinnenswahrnehmungen angesprochen werden). Der Mensch ist visuell orientiert. Deswegen war es auch weitaus einfacher digitales TV zu etablieren, als digitales Radio. Das menschliche Auge kann sich nur auf einen Entfernungsbereich fokussieren, das Ohr kann aber Geräusche aus verschiedenen Quellen wahrnehmen. Also kann man Radio hören und trotzdem Sirenen und Hupen wahrnehmen während man Auto fährt.Man kann allerdings nicht Frauentausch gucken und gleichzeitig die Strasse im Auge behalten. Somit konnte man digitales Fernsehen Punkt für Punkt einführen (weil es die meisten Nutzer nur interessiert, ob sie an einem Punkt [Zuhause| guten Empfang haben). Beim Radio ist dies allerdings anders, weil es auch unterwegs konsumiert wird. Deswegen glaube ich, dass man beim digitalen Hörfunk größere Hürden überwinden muss, als beim digitalen TV.

Gruß
GrößterNehmer
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[1.1.1] Beobachter7 antwortet auf GrößterNehmer
14.06.2012 10:02
Wer wesentliche Unterschied in der Digitalisierung von TV und Hörfunk liegt in der unterschiedlichen Ausstattung mit Endgeräten: i.d.R. nur genau ein TV-Gerät pro Haushalt, aber mehrere Radios. Das TV-Gerät hat immer einen Eingang für eine externe Antenne, wo man eben auch irgendein Gerät anschließen kann -- Videorecorder, Kabeltuner, Satelliten-Receiver, DVB-T-Decoder und was weiß ich. Spielekonsole z.B.

Viele Küchenradios, Radiowecker, "Gettoblaster" u.ä. hingegen haben keinen externen Antennenanschluß oder auch keinen Eingang für Abspielgeräte, wo man einen DAB-Empfänger anschließen könnte.

Außerdem ist der Preisunterschied so, daß man so ein DAB-Empfangsteil auch gleich mit einem Lautsprecher ausstatten kann.

Schließlich hält ein Radio wesentlich länger als ein Fernsehgerät -- ich höre bei mir in der Küche mit einem "Weltempfänger" aus dem Jahr 1969 oder so, mein Radiowecker ist schätzungsweise 30 Jahre alt. In der Zeit habe ich aber drei oder mehr Fernseher "verbraucht" -- die Bildröhre und deren Ansteuerung ist anscheinend nicht so haltbar wie ein Radio.

Das ist die technische Seite: man muß eben viel mehr Geräte austauschen als beim Fernsehen.


Dann kommt das Programmangebot - das Henne-Ei-Problem.

Für mich ist der Bundesmux, der nach dem Prinzip "für jeden etwas" zusammengestellt ist, nicht sehr interessant. Und daß, anders als beim digitalen Radio im Kabel und vom Satellit (DVB-C und DVB-S) die Begrenzung der Sendegebiete auf die jeweiligen Bundesländer beibehalten wurde.

Vielleicht wäre es besser gewesen, mit einem Bundesmux anzufangen, der sich auf eine bestimmte Zielgruppe richtet, also z.B. mit den Programmen für "klassische" Musik aller ARD-Anstalten, was dann dieselbe Vielfalt auf der Straße bieten würde wie per Kabel oder Satellit, und für Liebhaber eines solchen Programmangebots einen echten Anreiz darstellt. Und danach eine andere Zielgruppe anvisieren. Meinetwegen auch in einer anderen Reihenfolge.

So ist es aber nun so, daß man per IP-Radio immer und überall das komplette weltweite Angebot bekommt. Leider ist IP-Broadcasting nicht so effizient wie richtiger Broadcast, weil meist eben doch eine je eigene Transportverbindung zwischen Sender und jedem Empfänger aufgebaut wird, während echter Rundfunk einfach da ist.



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[1.1.1.1] GrößterNehmer antwortet auf Beobachter7
14.06.2012 21:18
Sicher auch Gründe, warum Digitalradio bei uns nicht so richtig in Schwung kommt.

Benutzer Beobachter7 schrieb:
So ist es aber nun so, daß man per IP-Radio immer und überall das komplette weltweite Angebot bekommt. Leider ist IP-Broadcasting nicht so effizient wie richtiger Broadcast, weil meist eben doch eine je eigene Transportverbindung zwischen Sender und jedem Empfänger aufgebaut wird, während echter Rundfunk einfach da ist.
Die Frage ist, wie man "Effizienz" definiert. Rundfunk ist nicht "einfach da", sondern es wird ein vorgegebenes (nicht vom Empfänger beeinflussbares Programm) über fest vorgegebene Frequenzen gesendet. Der Sender blockiert die Frequenz bzw. sie ist für diesen spezifischen Inhalt reserviert. Möchte ich NDR Info nicht hören, kann ich die Frequenz nicht für was anderes nutzen. Bei IP-Radio wird eine vorhandene Infrastruktur verwendet, um das Signal zu übertragen. Der Nutzer kann aber selbst wählen, was er sich über "seine Leitung" senden lässt. Deswegen kann man übers Netz auch alle verfügbaren Sender der Welt hören, über den echten Rundfunk aber nur eine begrenzte Anzahl.

Aber es ist schon richtig, dass ein Broadcast sehr effizient ist, wenn es genug Nutzer/Empfänger gibt, die diesen Inhalt haben wollen. Wird ein Sender bzw. Inhalt von keinem oder nur sehr wenigen genutzt, ist es allerdings wieder ineffizient eine Frequenz mit dem Inhalt zu "verstopfen".

Aus Sicht des Senders ist es allerdings wieder effizient, da man beliebig viele Empfänger im Sendegebiet mit dem Signal erreichen kann, während man bei IP-basierten Netzen jedem Empfänger einen eigenen Stream schicken muss. Technisch gesehen ist das aber auch nicht zwingend nötig. Ist die erforderliche Hardware vorhanden, könnte man auch über IP-basierte Netze einen Multicast implementieren. Dabei sendet der Sender optimalerweise nur einen Stream, die Nutzer "klinken sich einfach ein". An den Abzweigungspunkten (Routern), die das Verfahren unterstützen, wird der Stream einfach kopiert. Allerdings wird dies eigentlich nur in lokalen Netzen verwendet.
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[1.1.1.1.1] Beobachter7 antwortet auf GrößterNehmer
15.06.2012 00:52
Ja.
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[1.1.1.1.1.1] spunk_ antwortet auf Beobachter7
15.06.2012 08:06
Benutzer Beobachter7 schrieb:
Ja.

multicast ist wirklich eine der Lösungsansätze.
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[1.1.1.1.1.1.1] Beobachter7 antwortet auf spunk_
16.06.2012 14:31
Benutzer spunk_ schrieb:
Benutzer Beobachter7 schrieb:
Ja.

multicast ist wirklich eine der Lösungsansätze.

Ich weiß nur nicht, inwieweit sich das in einem freien, offenen Netz realisiert, oder nur dann, wenn es innerhalb eines relativ geschlossenen Netzes wie z.B. der Telekom aufgesetzt wird.

Es müßte ja jeder Knoten eine mögliche Verzweigung realisieren können und auch realisieren.

Ich hab den RFC dazu noch nicht gelesen... und wenn ich beim RFC-Editor.org nach "multicast" im Titel suche, kriege ich 2 Dutzend RFCs gezeigt...

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[1.2] Wird wohl irgendwann doch ...
helmut-wk antwortet auf andi105
10.05.2012 10:56
Allerdings soll in den nächsten zwei Jahrem DAB+ flächendeckend angeboten werden, also auch der Empfang auf den Hauptautobahnen ist nur eine Frage der Zeit.

Es war auch schon in der Diskussion, den UKW-Funk 2015 oder so abzuschalten. Wenn es (egal in welchem Jahr) dazu kommt, wird DAB+ "funktionieren". Zwangsweise.
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[1.2.1] bholmer antwortet auf helmut-wk
15.05.2012 12:31
Ich habe jetzt seit 6 Monaten ein DAB+ Radio serienmäßig in meinem neuen Auto. (ok nicht serienmäßig, aber bewusst mitbestellt)

Auch als Nebenbeibeschallung ist die (technische) Qualität erheblich besser als UKW. Entspricht eher in der persönlichen Empfindung, wie wenn ich ein gut gesampeltes MP3 oder eine CD abspiele.

Das hatte ich mir nicht so vorgestellt.
Leider ist das Straßennetz meiner Heimatstadt nicht gut ausgeleuchtet, da ich am Rand der Ausbauzone wohne. Ich kann es daher bisher nur auf Autobahnen nutzen.

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[2] garfield antwortet auf marcway
08.05.2012 11:32
Benutzer marcway schrieb:
Auch wenn noch so viel bezahlte Lobbyverbände etwas anderes sagen: DAB, DAB+ und Co. werden aus zwei einfachen Gründen in D nie funktionieren:

- zu teuer (Geräte und Verbreitung)
- viel zu wenig und uninteressante Programme

Soso, und wie wir ja aus der Computertechnik und den Handynetzwerken wissen, bleiben Preise, Ausbau und das Angebot an Hard- und Software ja stets auf einem Anfangsstand stehen. Deswegen kann das ja in D niiieee funktionieren.
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[2.1] x3Ray antwortet auf garfield
10.05.2012 07:28
Ich hab nun wirklich nichts gegen DAB, ganz im Gegenteil, aber es wundert mich schon, dass man dieses Projekt jetzt nochmals aus der Schublade geholt hat, nachdem der erste Versuch vor etwa 15 Jahren ja schon nicht funktioniert hat.
Die Qualität war damals schon dem UKW deutlich überlegen, konnte sich aber dennoch nicht durchsetzen, was sicher an den Preisen für Empfänger und der geringen Verfügbarkeit lag.

Wenigstens diesen Fehler scheint man jetzt nicht mehr zu machen.
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[2.1.1] garfield antwortet auf x3Ray
10.05.2012 13:31
Benutzer x3Ray schrieb:
Ich hab nun wirklich nichts gegen DAB, ganz im Gegenteil, aber es wundert mich schon, dass man dieses Projekt jetzt nochmals aus der Schublade geholt hat, nachdem der erste Versuch vor etwa 15 Jahren ja schon nicht funktioniert hat.

Nicht funktioniert oder zu halbherzig angegangen (was u.a. zu wenige und zu teure Geräte betrifft)?

Die Qualität war damals schon dem UKW deutlich überlegen, konnte sich aber dennoch nicht durchsetzen, was sicher an den Preisen für Empfänger und der geringen Verfügbarkeit lag.

Wenigstens diesen Fehler scheint man jetzt nicht mehr zu machen.

Das wäre ja schon die Antwort. Man hat wohl diesmal das Ganze energischer angepackt. Ich mag verwöhnt sein, da ich in einer mit DAB(+)-Sendern gut gespickten Gegend wohne, aber ich glaube auch, dass diesmal der "Knoten geplatzt" ist. Jedenfalls würde ich kein FM-Radio mehr kaufen (jedenfalls nicht als Solo-Emfangsteil).

War doch bei den Handy-Datendiensten auch nicht anders. Es hat Jahre gebraucht, bis die anfangs exorbitanten Preise auf ein von den Kunden akzeptiertes Maß gesunken sind und gleichzeitig Hardware- und Tarifangebot "explodierten".
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[2.1.2] Fanta antwortet auf x3Ray
03.06.2012 16:27
Benutzer x3Ray schrieb:

Die Qualität war damals schon dem UKW deutlich überlegen, konnte sich aber dennoch nicht durchsetzen, was sicher an den Preisen für Empfänger und der geringen Verfügbarkeit lag.
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Ein Frequenzgang über 15000 HZ hinaus, ein besseres Verhältnis von Stör- zu Nutzgeräuschen sowie eine bessere Kanaltrennung für Stereo alleine bringen nichts wenn man es bei anderen relevanten Kriterien für gute Tonqualität den Bach runter gehen läßt.