Benutzer 602sl schrieb:
Wäre doch viel einfacher und wer den Vorteil (Handy) hat der zahlt ggf.
"Bill & Keep" funktioniert nur zwischen ungefähr gleichberechtigten Netzbetreibern. Man könnte also z.B. in Deutschland zwischen allen Mobilnetzen auf "Bill & Keep" umsteleln, mit dem Ergebnis, dass die Mobilnetze untereinander keinen Interconnect mehr verlangen. Für eingehende Gespräche aus anderen Netzen (z.B. Festnetz, Ausland) würde aber weiterhin ein Interconnect verrechnet. Insofern erspart man damit nicht der BNetzA die Festsetzung des ICs.
Vorteile von "Bill & Keep":
- Vereinfachung der Abrechnung zwischen den Netzbetreibern
- Stabilere Kalkulationsgrundlage
Nachteile von "Bill & Keep":
- Missbrauchspotenzial: Netzbetreiber könnten auch nicht im eigenen Netz
originierte Gespräche als im eigenen Netz originiert ausgeben, um auf
diesem Weg den Interconnect für Gespräche aus fremden Netzen zu umgehen.
- Die Assymmetrie zwischen Carriern im "Bill & Keep"-Verbund und solchen
außerhalb führt möglicherweise zu neuen Wettbewerbsnachteilen.
Die Sache mit den Wettbewerbsnachteilen könnte sich aber auch als Vorteil erweisen, wenn sie zunehmend mehr und mehr Anbieter dazu veranlasst, auch über Grenzen hinweg einem "Bill & Keep"-Verbund beizutreten.
Eine Variante von "Bill & Keep", die insbesondere in den USA zu finden ist, ist "Mobile Party Pays": Der Angerufene übernimmt - über die Grundgebühren und/oder über Minutenpreise - die zusätzlichen Mobilfunk-Kosten. Im Gegenzug gibt es nur einen - niedrigen - Festnetz-Interconnect-Tarif. Dieses System wird manchmal ebenfalls als "Bill & Keep" bezeichnet. M.W. nach gibt es aber in den USA zumindest im Verhältnis zwischen den Regional- und Long-Distance-Carriern kein "Bill & Keep".
Meines Erachtens verschlechtert MPP aber eher die Marktsituation für den Mobilfunk, da die Teilnehmer Angst vor den Folgekosten haben, wenn sie angerufen werden. Vergleicht man Mobilfunk-Penetrationsraten zwischen den USA und Europa, dann hinken die USA nicht unerheblich hinterher...
Kai