Benutzer ippel schrieb:
Benutzer helmut-wk schrieb:
Aber schau mal: es gibt nicht nur die Extreme der reinen Marktwirtschaft (die zu Massenarmut führt,
siehe 19. Jh., siehe
"3.Welt")
Die Marktwirtschaft führte nicht zu irgend einer Massenarmut im 19. Jahrhundert.
Noch nie was von der "sozialen Frage" gehört, die im damaligen Sprachgebrauch darin bestand, dass es zu viele arme Leute gab?
Ganz im gegenteil: Diese Zeit legte den Grundstein für den enormen Fortschritt in Wissenschaft, Kultur und Industrie, den wir seitdem genießen.
Ja, aber dieser Fortschritt wurde teilweise auf Kosten der Arbeiter erwirtschaftet.
Und dass daraus ein Wohlstand für alle wurde, hat auch mit Leuten wie Charles Wesley (bzw. seinen Anhängern, direkt weniger), Pfarrer Raiffeisen, Pfarrer Wichern, Pfarrrer Bodelschwingh und anderen zu tun - und mit Bismarck, der die ersten Sozialgesetze 8u.a. auf dr5uck von SPD und Leuten wie Bodelschwingh) zu tun.
Und in der 3. Welt sind die Menschen nicht bitterarm, weil sie unbehelligt von der Regierung ihren Geschäften nachgehen können, sondern weil es in jedem dieser Länder immer irgend einen Diktator gibt, der weiß, was für die Menschen am besten ist - oder zumindest für sich.
Das ist auch ein Grund - aber es gibt noch weitere Effekte:
-> solche Diktatoren sind häufig angenehm für die Verfechter der freien Marktwirtschaft. beispielsweise Mubarak, der so intensiv vom Westen gefördert wurde.
-> da es kein Pendant zur sozialen Marktwirtschaft auf internationaler Ebene gibt, haben es insbesondere die armen Länder schwer, sich gegen die Risiken der Weltwirtschaft abzusichern, und leiden unter "ungerechten" Rahmenbedingungen. Länder die es geschafft haben, haben sich meist (eine Zeit lang) vom Markt abgeschottet, durch Protektionistische Handelspolitik. Beispiele: Deutschland, das sich im 19, Jh. von der englischen Vorherrschaft lösen konnte, Japan, das von einem "3.Welt-Land" um 1880 zur Industrienation aufstieg, Korea im 20. Jh.
Feier Welthandel nützt den Ländern, die schon Wohlstand haben, und schadet i.d.R. den anderen Ländern.
Die NSDAP wurde in freien Wahlen an die macht gebracht - kein Putsch, kein Staatsstreich. Vollkommen demokratisch.
Erstens habe ich von der Zeit gesprochen, bevor sie gefährlich werden konnte 8also vor 1928), und zweitens stimmt das, was du sagst, nicht ganz. die "nationale Revolution" von 1933 brachte war von vielen Rechtsbrüchen begleitet, ohne die es kaum das Wahlergebnis mit 45% für die NSDAP gegeben (die Wahl Ende 1932 hatte die NSDAP verloren, ihr Stimmenanteil sank von 38% auf 34%). Die Wahl vom März 33 war nicht mehr wirklich frei, sondern nur zum teil, ungefähr wie die Wahlen zu den Länderparlamenten in der sowjetischen Besatzungszone 1946/47.
Der wichtigste Rechtsbruch ist aber nicht mal der Hitlerbewegung (die übliche Bezeichnung wurde von der automatischen Zensur moniert) anzulasten: nach einem Urteil des Reichsgerichts hätte bei der Abstimmung zum Ermächtigungsgesetz im Reichsrat Preußen von der (im "Preußenschlag" abgesetzten) SPD-Regierung Braun vertreten sein sollen - wäre es nach Recht und Gesetz gegangen, wäre das Gesetz damit gescheitert und nie in Kraft getreten. Und ohne dieses Gesetz war so ziemlich alles, was danach zur Abschaffung der Demokratie getan wurde, schlicht illegal.
Streng juristisch gesehen ist Hitler also durch Bürgerkriegsähnliche Zustände, die zu einem für seine Regierung günstigen Wahlergebnis führten, durch Manipulation des Rechts und undemokratische Vorgehensweise zu dem Diktator geworden, der er war. Mit demokratischer Vorgehensweise wäre er vermutlich noch 1933 gescheitert.
Nein, darauf können wir uns ganz bestimmt nicht und nicht in tausend Jahren einigen. Ich hasse Diktaturen, ich in einer aufgewachsen.
Ich bin zwar in keiner Diktatur aufgewachsen, aber habe Eltern, denen das passiert ist, und auch darüber erzählt haben. Den Hass auf Diktaturen haben wir gemeinsam.
Und ich hasse es, wenn Menschen glauben, ihren Mitmenschen vorschreiben zu müssen, was sie zu denken, kaufen, lesen, hören oder wählen haben. Abartig so etwas!
Wie kommst du auf die Idee, dass ich zu denen gehöre, die du beschreibst?
Zu viel Freiheit für den Pöbel, kann den Staat bedrohen... Woher kenne ich das nur.
Irgendwie passt "Pöbel" nicht ganz auf die Superreichen, von denen ich sprach. Bei "Pöbel" fällt mir eher die occupy-Bewegung ein - und ich habe den Verdacht, dass du deren Proteste am liebsten verbieten würden, weil sie ja mir ihrer Kritik unsere Freiheit bedrohen ;-)
Wer in Lohnsklaverei schuften muss (z.B. als Ich-AG bzw. "Subunternehmer"), der hat nicht viel von der Freiheit, sich alles kaufen zu dürfen, wofür sein Geld langt.
Muß? Jeder kann den Beruf wählen, den er möchte. Niemand hindert ihn.
Außer natürlich der Notwendigkeit, Geld zu verdienen, und den Begrenzungen des Arbeitsmarkt. Ich kann mich an Zeiten erinnern, in denen jeder, der wollte, auch die Arbeit bekam, die er wünschte. In dem Betrieb, in dem mein Vater arbeitete, wurde sogar jemand eingestellt, von dem bekannt war, dass er Alkoholiker war: besser den als gar keinen. Die Zeiten sind aber inzwischen längst vorbei - oder glaubst du wirklich, Leute, die 12 und mehr Stunden für weniger als 30 Euro netto am Tag arbeiten, haben sich das freiwillig ausgesucht?
Und niemand hindert mich, das Gewerbe zu eröffnen oder die Dienstleistungen anzubieten, die ich anbieten will.
Wenn du diese Freiheit real hast, also z.B. ne Ausbildung, die es dir ermöglicht, so ein Gewerbe zu betreiben, dann gehörst du schon zur oberen Mittelschicht. Die meisten müssen als Arbeitnehmer arbeiten, zum Glück meist in halbwegs anständigen Arbeitsverhältnissen und nicht als Sklave für DHL oder ne Zeitarbeitsfirma.
Da gibt es nicht viel nicht zu verstehen: Ich schreibe meinem Nachbarn nicht vor, wie er sein Leben zu führen hat und erwarte dasselbe auch von ihm. Fertig.
Aber du tust nix dagegen, wenn die Macht des Geldes jemanden dazu zwingt. Wenn in Griechenland zigtausende auf der Straße stehen, weil ihr Arbeitgeber pleite ging oder die Pleite nur durch Entlassungen verhindern konnte - und das, weil Banken die Regierungen mit der Drohung erpressen: wenn wir pleite gehen, bricht das Chaos aus. Diese Freiheit möchte ich ihnen nehmen - gerade auch im Interesse der Kleinunternehmer, für die ich mehr Freiheit wünsche.