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Kein *Trojaner*, oder doch?


01.11.2011 16:55 - Gestartet von m_maier
Zu https://www.teltarif.de/schultrojaner-...

Das muss aber nicht notwenigerweise ein Trojaner sein, oder doch?

Ich könnte mir vorstellen, dass sich ein Sysop 1 x pro Jahr einen PC bzw. einen Fileserver hernimmt, die Plagiatssuchsoftware installiert und laufen lässt, evtl. gefundene Plagiate protokolliert und dann die Software wieder deinstalliert (oder zumindest deaktiviert bis zum nächsten Jahr). Mit einem klassischen Trojaner hätte das nichts zu tun.

Marcus
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[1] sushiverweigerer antwortet auf m_maier
02.11.2011 05:54
Benutzer m_maier schrieb:

Ich könnte mir vorstellen, dass sich ein Sysop 1 x pro Jahr einen PC bzw. einen Fileserver hernimmt, die

Ja klar ;-). Glaubst du die Schulbuchverlage schicken in jede Schule 1x im Jahr einen Außendienstmitarbeiter? Wer soll das bezahlen?

Wirtschaftlich ist das ganze nur über eine Software aus der Ferne möglich und eine solche bietet immer Missbrauchsmöglichkeiten!

Ich halte davon überhaupt nichts und würde das als Schulleiter nicht gestatten!
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[1.1] m_maier antwortet auf sushiverweigerer
02.11.2011 18:53
Benutzer sushiverweigerer schrieb:
Ja klar ;-). Glaubst du die Schulbuchverlage schicken in jede Schule 1x im Jahr einen Außendienstmitarbeiter? Wer soll das bezahlen?

Ich würde sagen: Der Schulträger soll das bezahlen.

In dem im Artikel zitierten Auszug aus dem "Gesamtvertrag zur Einräumung und Vergütung von Ansprüchen nach § 53 UrhG" steht:

| Die Verlage stellen den Schulaufwandsträgern sowie den
| kommunalen und privaten Schulträgern auf eigene Kosten eine
| Plagiatssoftware zur Verfügung...

Also ist der "Trojaner" für die Schulträger zumindest mal kostenlos...
[Hoffentlich liefern die Verlage auch 'ne anständige Doku mit, am besten den Quellcode :-) ]

| ... Die Länder wirken [...] darauf hin, dass jährlich
| mindestens 1 % der öffentlichen Schulen ihre
| Speichersysteme durch Einsatz dieser Plagiatssoftware
| auf das Vorhandensein solcher Digitalisate prüfen lässt.

Die Länder (also wahrscheinlich die Kultusministerien) *veranlassen* also die Prüfung, z.B. per Erlass, und die betroffenen Schulen *lassen* ihre Speichersysteme prüfen, von wem auch immer. Entweder machen es die Lehrer selbst (IT-Beauftragte), oder sie lassen es von einem externen IT-Service machen, dann muss es wohl der Schulträger bezahlen.

Wenn es heißt, dass die Schulen "prüfen lassen", so heißt das meiner Meinung nach, dass die Schule *aktiv* wird (sie lässt prüfen), und nicht, dass sie (passiv, womöglich heimlich) geprüft wird.

(Sonst müsste es heisen: Bei 1 % der Schulen "wird geprüft".)

(Dass die Schule das *aktiv* macht, heisst natürlich nicht, dass sie es auch *freiwillig* macht...)

Jedenfalls setzt die Schule (aufgrund einer Vorschrift) eine Software ein, oder sie beauftragt jemanden, die Software einzusetzen, die sie vorher von den Verlagen erhalten hat. Mit einem "Trojaner" hat das meiner Meinung nach nichts zu tun.


Marcus
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[1.1.1] franzi antwortet auf m_maier
03.11.2011 08:42
Warum wird hier immer von 1% der öffentlichen Schulen geschrieben. Es sind mindestens 1%!

"(...) dass jährlich mindestens 1 % der öffentlichen Schulen ihre Speichersysteme durch Einsatz dieser Plagiatssoftware auf das Vorhandensein solcher Digitalisate prüfen lässt. (...)"

"Mindestens" 1% bedeutet zwischen 1% und 100%.
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[1.1.2] tosho antwortet auf m_maier
04.11.2011 00:48
Benutzer m_maier schrieb:
Benutzer sushiverweigerer schrieb:
Ja klar ;-). Glaubst du die Schulbuchverlage schicken in jede Schule 1x im Jahr einen Außendienstmitarbeiter? Wer soll das bezahlen?

Ich würde sagen: Der Schulträger soll das bezahlen.

Du machst Witze!?
Warum soll die Schule für ihre eigene Beschnüffelung bezahlen? So etwas ist ja noch nicht mal Orwell eingefallen.

Wenn die Schulbuchindustrie nicht in der Lage ist, ihre Werke mit einem Kopierschutz zu versehen sollten sie ihr Geld vielleicht lieber für Programmierer ausgeben, als für ihre Lobbyisten und Anwälte.

Andererseits: So funktioniert's ja dank unserer korrupten und von keinerlei technischem Vorwissen beeinflussten Politiker auch sehr gut. Die verkaufen uns mittlerweile schon für ne Flasche Schampus und einen warmen Händedruck.

Mir kommt die Galle hoch, wenn ich lese: "Diese [Schnüffelsoftware]werde - wie im Vertrag vereinbart - von den Schulbuch-Verlagen in Auftrag gegeben und bezahlt. Die Innenminister der Länder könnten also keinen Einfluss nehmen auf die Entscheidung, wie der Trojaner technisch funktionieren soll und von welchem Unternehmen er hergestellt wird. "

Warum kann eine Regierung, die mein Auto stillegen kann, wenn z.B. die Airbag-Leute nicht geht, dem Hersteller einer Software, die massiv Persönlichḱeitsrechte Dritter verletz(en kann) nicht vorschreiben wie genau das zu geschehen hat?
Das ist doch Verarsche allererster Güte. Wenn dann noch davon schwadroniert wird, dass die Software aber vor dem Einsatz "eingehend geprüft" wird kann ich mir schon vorstellen, wie das abläuft, insbesondere angesichts der vollkommenen Ahnungslosigkeit der Aufsichtsorgane. Ich unterstelle, dass der Auftragnehmer nicht einmal den Quellcode herausrücken muss, wegen "Wahrung von Firmengeheimnissen".

| Die Verlage stellen den Schulaufwandsträgern sowie den | kommunalen und privaten Schulträgern auf eigene Kosten eine | Plagiatssoftware zur Verfügung...

Also ist der "Trojaner" für die Schulträger zumindest mal kostenlos...

Warum auch nicht? Die Schulträger haben ja auch keinen Vorteil von dieser Software

Die Länder (also wahrscheinlich die Kultusministerien) *veranlassen* also die Prüfung, z.B. per Erlass,

Schön, nicht war, wie sich die Staatsmacht zum Büttel von Privatinteressen degradieren lässt.

Entweder machen es die Lehrer selbst (IT-Beauftragte)...

Mit Sicherheit nicht. Dass die zu Prüfenden sich selber prüfen kommt hierzulande nur in Hochrisikobereichen wie z.B. der Atom- oder Bankenwirtschaft vor, nicht aber in Schulen.

... oder sie lassen es von einem externen IT-Service machen, dann muss es wohl der Schulträger bezahlen.

Ach, muss er? Warum? Du würdest es auch akzeptieren (und bezahlen), wenn der freundliche Herr von der Gema mit einer CD bei dir reinspaziert und deinen Rechner mal nach illegaler Musik durchforstet? Na gut, heute vielleicht noch nicht, aber warten wir mal ein paar Jahre ab. Wenn das so weiter geht wird das wohl Alltag.

Jedenfalls setzt die Schule (aufgrund einer Vorschrift) eine Software ein, oder sie beauftragt jemanden, die Software einzusetzen, die sie vorher von den Verlagen erhalten hat. Mit einem "Trojaner" hat das meiner Meinung nach nichts zu tun.

Ist auch nicht nötig. Der Trojaner sitzt ja schon längst in unseren Regierungen und Verwaltungen. Wird Zeit, dass wir die da ausräuchern. Schön, dass es jetzt die Piratenpartei gibt.

Denk ich an Deutschland in der Nacht...