Nokia verlor mit Ovi

Es gab mal die Ovi-Idee. Eigentlich hatte Nokia immer gute Software. Schließlich hatten sie auch 10x so viele Entwickler wie Apple. Heute immernoch kaum vorzustellen, aber wahr. Irgend jemand musste Symbian ja für die zahllosen Handys von Nokia anpassen und ein paar Apps dafür schreiben. Und diese dann ebenfalls anpassen.

Aber dann kam die Plattform. Google Play, iTunes, was auch immer. Und obwohl gerade Google Play nach wie vor ziemlich schlecht ist (nur ein App-Store, mehr nicht, und nicht mal besonders gut sortiert), sah sich Nokia nicht in der Lage dort mitzuhalten. Aber es gab doch jede Menge Entwickler. Diese zu bündeln und in einen halbwegs gut sortierten Shop zu überführen wäre doch nicht so schwer gewesen, oder? Fakt ist, dass ich Anfang 2011 (2007 kam das iPhone) ein Nokia 5320 kaufte und die Ovi-Software auf dem PC mir immer noch nicht sagen konnte, ob das App, das sie mir anboten, mit meinem Telefon kompatibel ist, oder nicht. Was ist daran so schwer???

Die Windows-Ovi-Software hatte sehr, sehr starke Seiten. Aber auch gravierende Schwächen. Schwamm drüber. Sie haben Ovi begraben. Warum eigentlich? Sie hatten ein Musik-Sortiment, auf das Google immernoch wartet: Ovi Music. Sie hatten immer bessere Karten als Google. Nur kann man vielen Endkunden heutzutage nicht mehr erklären, was Offline- und was Online-Karten sind. Zumal sie ihr Telefon gar nicht mehr an den Computer anschließen. Aber auch das hätte man lösen können: Ein Hinweis in der Anleitung, dass man das Telefon bitte zum Download der Karten über Nacht im Wlan und am Ladegerät lassen soll. Download gestartet und kurz den Hinweis abhaken, dass man jetzt ins Bett geht. Und die Karten-App müsste das natürlich können. Ging nicht, weil Nokia Maps Karten nicht vorladen konnte. Das konnte nur die Ovi-Anwendung auf dem Computer.

Nokia ist von der "brennenden Plattform" abgesprungen, weil sie sie selbst angezündet haben. Und anstatt sie kurz zu löschen (hier und da ein App reparieren, ein ordentliches ui drauf und den Ovi-Appstore so gestalten, dass man nur die Apps angezeigt bekommt, die auch zum Telefon kompatibel sind), gingen sie einfach von Bord. Und feuerten alle Entwickler.

Jetzt sind sie vollständig von Microsoft abhängig. Und Microsoft wird erst dann erfolgreich sein, wenn sie ihr Monopol wieder einsetzten. Die einzige Ausnahme war die Spielkonsole. Da hat es ohne Monopol geklappt. Aber nur deshalb, weil man im Spielkonsolenmarkt fünf Jahre Verluste einstecken musste, bevor man Gewinne macht. Kein Börsennotiertes Unternehmen außer Microsoft konnte sich das jemals leisten. Und Microsoft nur wegen der garantierten Gewinne aus dem Dual-Monopol Desktop und Office. Und diese Monopole können sie jetzt wieder nutzen.

Microsoft wird über kurz oder lang ihr Office und ihren Desktop mit der Microsoft Cloud verheiraten. Alle Dokumente werden in die Cloud gespiegelt. Alle Kontakte synchronisiert. Wlan-Passwörter und Anwendungseinstellungen. Wie wir das jetzt schon von Android kennen. Nur eben zwischen Desktop, Telefon, Spielkonsole und Office. Und dann wird auch ein Telefon von Microsoft wieder ein Erfolg. Und dann wird Microsoft Nokia nicht mehr brauchen. Schon lange nicht mehr. Ich erwarte die Symbiose mit Windows 9 und wundere mich, dass Windows 8 noch nicht so funktioniert.

Kleine Erinnerung: Mit MeeGo starb das letzte in Europa von einem großen Hersteller entwickelte Anwender-OS. Alles, was jetzt vorinstalliert auf einem Gerät landet, das ein Konsument kauft, wird woanders entwickelt. Europa ist raus.

Warum, Nokia? Warum?