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Vom Freuen und vom Weinen


13.10.2012 21:05 - Gestartet von mungojerrie
Die Idee, eine Kamera mit Android zu betreiben, ist aus Sicht der Fotografen eigentlich eine geniale. Sofern das Kamerasystem als solches tatsächlich im Zugriff von Apps liegt, wird es so erheblich einfacher, verbesserte Software für die Kamera zu schreiben.

Wer sich im Spiegelreflexbereich umsieht, kennt vielleicht so Dinge wie "Magic Lantern". Man kann es so zusammenfassen. Digitalkameras laufen meist auf Unix/Linux-ähnlichen Betriebssystemen. Und immer dann, wenn eine neue Kamera auf den Markt kommt, versuchen eine Vielzahl von Programmierern diese dann zu "knacken", um durch eigene Software beispielsweise aus produktpolitischen Gründen unterdrücke Funktionen freizuschalten. So wird plötzlich der ISO Bereich nach unten erweitert, Intervallaufnahmen sind ohne (teuren) externen Auslöser möglich usw. usw.

Das die Software hier von den Herstellern teils nicht wirklich fertig ist, erkennt man beispielsweise am Firmewareupdate der EOS 7D. Plötzlich kann diese Kamera erheblich längere Serienaufnahmen machen - ohne das sich die Hardware geändert hat. Man hat einfach eine schlechtere Software durch eine bessere ersetzt.

Wenn es jetzt möglich ist, quasi ohne grosse Crack-Übung dies bei einer Kamera per API und App zu machen, es wäre ein Riesending. Wenn es eine DSLR mit Andoird geben würde, die einen halbwegs guten Sensor hätte, ich glaube die Programmierer würden sofort losjagen.

Aber solche Kameras lösen in mir auch ein leichtes Weinen aus. Wenn ich lese, dass der Autor vom grossen Display schwärmt, der den Sucher überflüssig macht - dann graut es mir. Denn was passiert? Die Menschen halten die Kamera vor sich, schauen auf den Bildschirm und drücken auf den Auslöser. So ist fast jedes Bild verwackelt, gäbe es keine Stabilisierung, in die Irre hochgetriebene ISO Werte und Softwarekorrekturen, die aus dem Schrott dann irgendwie ein JPEG zusammenbastelt. Eine solche Konstruktion, wie nun von Samsung gezeigt, geht natürlich genau in die Richtung.

Du kannst die Kamera nur noch vor dich halten, um zu fotografieren. Da das Display recht gross ist, sogar mit etwas Abstand, um es gut zu überblicken. Das Resultat wird sein, dass wieder Bildstabilisierung und ISO Wahn benötigt wird, um das ganze dann zu einem Foto-genannten Objekt zu verwandeln.

Was der Autor dann mit solchen Dingen auf Wanderungen will, kann ich mir nicht vorstellen. Ist das Ding staubdicht (also die Optik, nicht das Display!), ist es schockresistent? Eher nicht, es ist ein Spielzeug. Aber eines, dass ein Riesenpotential aufzeigt.