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Nicht zu Unrecht


24.10.2012 18:32 - Gestartet von comfreak
einmal geändert am 24.10.2012 18:50
fordert das Unternehmen hier Regulierung (wenn auch mit völlig anderer Motivation als ich). Allerdings reicht meiner Meinung nach eine rein Telefonie-orientierte Regulierung zur Call-by-Call Pflicht nicht aus.

Die Kabelanbieter haben eindeutig ein Monopol auf die Netzzugänge und nutzen dieses auch zu Ungunsten der Kunden aus (z.B. kein HD der dritten Öffis im KDG Netz etc). Daher sollte hier genau wie im TK-Bereich vollständig reguliert werden (dort aktuell allerdings leider nur bei DTAG). Konkurrenten müssen immer die Möglichkeit erhalten, Leitungen und Anschlüsse der Infrastruktureigner für regulierte Preise zu mieten und darauf eigene Angebote zu schaffen. Somit haben die Kunden mehr Wahl und es kommen sowohl bessere Angebote für TV, Radio, Festnetz als auch Internet dabei raus.

Man sollte sogar noch einen Schritt weitergehen und die Bündelung eines ganzen Anschlusses an einen einzigen Anbieter wegregulieren. Es spricht wenig dafür, dass bei vollständig IP-basierten Anschlüssen (wie sie sich immer mehr verbreiten) die Leistungen TV, Radio, Internet und Telefon aus einer Hand sein müssen. Was analoge TV/Radio Signale betrifft gehen diese 1. eh bald unter und 2. könnte man sich auf ein vertretbares Minimalangebot bei allen Anbietern einigen. Die sind bis auf die Radio-Regionalsender eh jetzt fast schon deckungsgleich. Also kein Problem.

Ein paar Ideen:

Warum kann man nicht auf einer Kabel-Leitung von KDG einen IPTV Anschluss bei Sky haben, Internet von o2 und Festnetz von Vodafone? Da spricht technisch nichts dagegen, Frequenzbereiche zuteilen und fertig. Im Mobilfunk: Sprachtelefonie bei Google, SMS bei Eplus und UMTS/LTE bei der Telekom, Anrufbeantworter bei Facebook. Für Roaming kommt ab Anfang 2014 per EU-Regulierung, dass man für das Ausland einen eigenen Roamingtarif bei einem anderen Anbieter wählen kann. Technisch geht das also einwandfrei, ist alles nur IP-routing.

Bündelangebote würden auch endlich mal konkurrenzfähig. Das alles aus einer Hand kommt, ist aktuell doch oft eher ein Nachteil: Kunden binden sich bei Technologiezyklen von 6 Monaten typischer Weise 2 jahrelang an einen Anbieter und müssen dann dessen (Mangel an) Weiterentwicklung schlucken, auch wenn die Konkurrenz viel weiter ist (oder hat mal ein anderer Anbieter sowas wie die T-Netbox/Telefonanlage vernünftig im Festnetz eingebaut?).

Auch Verbundprodukte aus Festnetz und Mobilfunk sind aktuell eher minderbemittelt, als interessant. Hier ginge über das Vergeben einer Festnetznummer für einen Mobilanschluss sehr viel mehr. Warum nicht bei Eintritt ins eigene Heim automatisch die Festnetznummer auf das Tischtelefon routen, das Handy als Schnurlostelefon weiter nutzen können, das TV-Signal auf dem Tablet per IPTV sehen können und bei Verlassen der Wohnung geht die Festnetznummer automatisch wieder ans Handy und TV streamt dann über LTE weiter... Auf der Arbeit routet die Handynummer bei Verlassen des Schreibtisches mit Tischtelefon während der Arbeitszeiten weiter auf's Handy und nach Feierabend stattdessen automatisch auf den firmeninternen cloudbasierten Anrufbeantworter, Faxe inkl. die man per Mobilgerät abrufen kann. Per IP alles möglich und oh, das ginge sogar wenn man sich im Ausland aufhält. Manches wird schon so halbwegs umgesetzt, aber zu aktuell noch horrenden Kosten.

Es würden genug Anreize für Investitionen in eigenen Netze bestehen bleiben, da die Technologie sich schnell genug verändert um neue Argumente für das Marketing zu haben. MNP und TK-Regulierung kann m.E. nur der Anfang sein. Man kann diese Veränderungen natürlich schrittweise einführen. Zuerst Kabelmonopole aller Art gleichwertig regulieren (gleiche Verrechnungspreise, Zugangsdiskriminierung aussschließen) und dann zuletzt die Anschlussbündelung aufheben.

Ich freue mich auf Ideen!
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[1] koelli antwortet auf comfreak
24.10.2012 19:16
Benutzer comfreak schrieb:
Warum kann man nicht auf einer Kabel-Leitung von KDG einen IPTV Anschluss bei Sky haben, Internet von o2 und Festnetz von Vodafone?

Eigentlich eine berechtigte und sehr interessante Frage!

Wenn man sogar Strom und Gas mitlerweile durch fremde Netze durchleiten kann, warum kann man dann nicht auf einem Kabel-Deutschland Kabelnetz auch die Dienste von Vodafone-Festnetz in Anspruch nehmen?
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[1.1] andy270469 antwortet auf koelli
24.10.2012 20:50
Benutzer koelli schrieb:
Benutzer comfreak schrieb:
Warum kann man nicht auf einer Kabel-Leitung von KDG einen IPTV Anschluss bei Sky haben, Internet von o2 und Festnetz von Vodafone?

Eigentlich eine berechtigte und sehr interessante Frage!

Wenn man sogar Strom und Gas mitlerweile durch fremde Netze durchleiten kann, warum kann man dann nicht auf einem Kabel-Deutschland Kabelnetz auch die Dienste von Vodafone-Festnetz in Anspruch nehmen?

Hi,

also IMHO hingt dieser Vergleich. Wenn du Strom oder Gas beziehst ist es immer der gleiche, ganz egal bei welchem Versorger du bist. Manche denken ja wirklich wenn Sie Ökostrom bestellen beziehen Sie wirklich nur noch Ökostrom, was aber nicht der Fall ist. Der Strom ist genau der Gleiche aber man bezahlt halt Ökostrom. Ich habe jetzt zwar nicht den Plan vom Breitbandkabel aber als logisch denkender Mensch könnte ich mir vorstellen das es rein Bandbreiten technisch nicht machbar ist. Bei DSL hat man ja noch "eigene" Adern. Bei Kabel läuft für alle Teilnehmer alles über ein Kabel. Ich bin KDG Kunde und merke zumindest bei mir das in Stoßzeiten die Internetbandbreite runtergeht. Was mag erst geschehen wenn für jeden Provider Bandbreite reserviert sein würde. IMHO ist es z.Z. nicht umsetzbar. Erst wenn wir ein - ich nenn es mal "Unikabel" mit enormer Bandbreite hätten wäre sowas möglich.

Andy
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[1.1.1] comfreak antwortet auf andy270469
25.10.2012 10:54

einmal geändert am 25.10.2012 11:04
Benutzer andy270469 schrieb:
Benutzer koelli schrieb:
Benutzer comfreak schrieb:
Warum kann man nicht auf einer Kabel-Leitung von KDG einen IPTV Anschluss bei Sky haben, Internet von o2 und Festnetz von Vodafone?

Eigentlich eine berechtigte und sehr interessante Frage!

Wenn man sogar Strom und Gas mitlerweile durch fremde Netze durchleiten kann, warum kann man dann nicht auf einem Kabel-Deutschland Kabelnetz auch die Dienste von Vodafone-Festnetz in Anspruch nehmen?

Hi,

also IMHO hingt dieser Vergleich. Wenn du Strom oder Gas beziehst ist es immer der gleiche, ganz egal bei welchem Versorger du bist.

Der Vergleich mit Wasser, Gas, Strom hinkt in der Tat etwas, da hier das Gut, was aus der Wand kommt tatsächlich völlig unabhängig vom Tarif/Anbieter das exakt Gleiche ist und sich nur die Einspeisung unterscheidet. Andererseits ist es doch nicht so viel anders in Informationsnetzen, da dort, zumindest in Zukunft, auch ausschließlich Bits ankommen und diese Bits sind immer gleich, egal so sie herkommen.

Bei DSL hat man ja noch "eigene" Adern. Bei Kabel läuft für alle Teilnehmer alles über ein Kabel. Ich bin KDG Kunde und merke zumindest bei mir das in Stoßzeiten die Internetbandbreite runtergeht. Was mag erst geschehen wenn für jeden Provider Bandbreite reserviert sein würde. IMHO ist es z.Z. nicht umsetzbar. Erst wenn wir ein - ich nenn es mal "Unikabel" mit enormer Bandbreite hätten wäre sowas möglich.

Den Begriff Unikabel gibt es schon. er bezeichnet Systeme, mit denen man ein Satellitensignal auf ein TV-Kabel umsetzt, was nicht sternförmig (wie für Satreceiver eigentlich erforderlich), sondern als Bus verlegt ist, was früher spezielle Receiver erfordert. Heute können das die meisten empfangen.


Aber zum eigentlichen Thema:

Bei allem, was an Signalen digital ist, steht auf Anbieterseite irgendwie ein IP-routing dahinter. Und das kann man aufteilen. Der Kunde registriert sich mit seinem Gerät "auf der Leitung" im Netz, daraufhin routet der jeweilige Anbieter die entsprechende Technik. Sollte bei Bitstream echt kein Problem sein. Schwierig wird es höchstens bei analogen TV/Radio-Signalen bzw. "echtem" ISDN. Bei Ersterem hatte ich schon vorgeschlagen, dass sich die Anbieter auf ein standardisiertes Minimalprogramm einigen müssten (analog wird über kurz oder lang aber eh Geschichte sein). Bei ISDN ist es auch so, dass da bald real nur noch IP Anschlüsse hinterstehen. Was anderes ist nicht mehr finanzierbar und die DTAG baut schon kräftig die "alten normalen" Verteilpunkte auf ein All-IP um. Wenn ich mich recht erinnere soll der Vorgang bereits 2013 abgeschlossen werden.
Was erforderlich bleibt, ist ein Zugang aller Anbieter zum IP-Bitstream. Den erhält aktuell ein Anbieter für alle Dienste en gros. Das müsste man durch eine Regulierung in eine neutrale Netzgesellschaft bzw. einen quasi-neutralen (weil regulierten) Netzbetreiber geben. Der müsste dann diese Bitstream schlicht an das Backbonenetz des bestimmten Anbieters weiterleiten.

Im Mobilfunk ist diese Dienstetrennung grundsätzlich genauso möglich. Hier liegen nur nicht Leitungen, sondern Funkfrequenzen an und Kunden haben statt Leitungen, SIM-karten. Es spricht aber nix dagegen, dass man den Traffic (also Anrufe, SMS, Daten) auf verschiedene Anbieter routet. Eine andere SMS-Zentrale einstellen oder Datenzugangspunkt wählen ist leicht machbar, die Frequenzen können die Geräte ohnehin alle. Aktuell ist nur die Sprache noch ein Problem, da die vom Handy noch nicht als IP-Paket, sondern als Funksignal kommt. Mit Voice over LTE hat sich aber auch das erledigt. Trotzdem wäre man dann bei GSM/UMTS nur mit dem Sprachtarif an den Netzbetreier gebunden und könnte den Rest frei abschließen. Erfordert aber auch hier den Zugang der anderen Anbieter zur SIM-Karte des Kunden. Auch hier müsste man einen neutralen bzw. quasi-neutralen, weil regulierten, Netzbetreiber haben.

Ob es im Festnetz Probleme zwischen den Diensten geben kann oder im Mobilfunk mit Zellen-Handover und Gleichzeitigkeit der Dienste, müsste mal jemand beurteilen, der das funk-/frequenz technisch beurteilen kann.

Insgesamt erscheint mir die Lösung mit quasi-neutralen, weil regulierten, Netzbetreibern besser, da dadurch immer noch ein Wettbewerb um die beste Netzqualität existiert, der dazu führt, dass in die Infrastruktur investiert wird und sich keiner, wie die damalige Bundespost, auf ihren Meriten ausruht oder Trends verpassen kann.

Auch entsteht dadurch endlich ein Anreiz, besser integrierte "Festnetz"-Mobilnetz-Produkte anzubieten, weil dadurch ein Anbieter sein "alles aus einer Hand" erst überhaupt ausspielen kann. Aktuell gibt es da nix vernünftiges, außer, dass man zu einer Handynummer eine Festnetznummer (auch nur eingehend) buchen kann.