Benutzer Hohes Niveau schrieb:
Bis dahin gilt: Solange dadurch anderer Gesundheit und Leben geschützt und Verbrechen verhindert werden können, ist mir die Überwachung meines gesetzeskonformen Privatlebens scheixegal!
Eigentlich könnte es ja wirklich jedem (der sich sowas nicht anschaut) egal sein, ob die eigenen Emails von einem Programm gescannt werden, dass nach Hashes sucht. Um so ein System zu implementieren und dies vor der Öffentlichkeit zu verteidigen und Akzeptanz zu gewinnen, "eignet" sich Kinderpornographie auch sehr gut. Kindesmißbrauch ist so ziemlich das Widerlichste, was man sich vorstellen kann. Wenn man dieses also durch "Lesen" privater Emails von (potentiell) allen Menschen eindämmen könnte, wären viele sicher geneigt dies zu akzeptieren.
Allerdings darf man nicht vergessen, dass hier alle Nutzer diverser Email-Dienste unter Generalverdacht gestellt werden. Es wäre natürlich auch kein Problem dem Filter Hashes von rechtlich geschützten Inhalten, wie Musik oder Filmen "beizubringen". Dies geht natürlich z.B. auch mit Dateien radikaler Organisationen, aber auch mit Dateien von Gruppen, die gegen eine brutale Diktatur kämpfen.
Und vielleicht wollen die Hilfssheriffs der Email-Anbieter ja demnächst nicht nur tatsächlich versendete Filme oder Bilder finden, sondern auch schon die Anbahnung einer solchen Transaktion. Das geht nämlich auch prima, indem man nach bestimmten Stichwörtern sucht. Das könnte man dann ja auch schon mal vorsorglich an die Behörden weiterleiten. Auch diese Filter könnte man dann noch super für andere Sachen einsetzen.
Am besten wäre es natürlich, wenn allen Nutzern eine Wahrscheinlichkeit zugeordnet würde, in wie weit diese kinderpornographisches Material konsumieren könnten. Alle anderen Nutzer, die in irgendeiner Art und Weise mal mit einem Nutzer mit hoher Wahrscheinlichkeit kommuniziert haben oder sonst irgendwie in sozialen Netzen mit ihm in Verbindung gebracht werden können, sollten dann automatisch auch eine höhere Wahrscheinlichkeit zugeordnet kriegen.
Wer der Meinung ist, er hat ja nichts zu verbergen, und wenn es hilft diese Verbrecher zu stoppen, könnten seine Mails ruhig durchsucht werden, denkt ein bisschen kurz. Neben der möglichen Überwachung, die aus so einem "Einstiegsfilter" entstehen kann, könnte man ihn auch prima als Waffe einsetzen. Was hält denn jemanden, dem mein Hut nicht gefällt, davon ab, sich irgendwo aus den Tiefen des Netzes einen Kinderporno zu besorgen und ihn mir aus einem Internet-Café von einer anonymen Email-Adresse zuzuschicken? Dann steht bei mir am nächsten Tag die Kripo vor der Tür und ich werde den Ruf als Pädophiler bis an mein Lebensende nicht mehr los.
Die Rechtfertigung für die Durchsuchung ist übrigens die Gleiche, mit der an US-amerikanischen Flughäfen ohne Verdachtsmoment Computer und Smartphones beschlagnahmt werden können oder man sich unter Umständen einer sogenannten Body Cavaty Search (zu Deutsch: Leibesvisitation [mit Körperöffnungen]) unterziehen lassen muss.
Und bringen tut das Ganze höchstwahrscheinlich sowieso nicht viel. Durch die Berichterstattung dürfte es ja nun allgemein bekannt sein, dass Emails nach entsprechendem Material durchsucht werden. Außerdem: wer so dumm ist Straftaten unverschlüsselt per Email zu begehen, würde wahrscheinlich auch ohne so einen Filter allein durch seine Dummheit relativ bald auffliegen.
Wer jetzt immer noch der Meinung ist, dass sowas eine gute Idee ist, für den habe ich noch ein paar gute Vorschläge. Mit folgenden Maßnahmen könnte man noch mehr Straftäter aufspüren:
- nicht nur Emails, sondern auch alle Briefe und Pakete durchsuchen
- Telefongespräche nach Schlagwörtern filtern
- Mikrofone in allen Häusern und Wohnungen installieren und Gespräche und Geräusche filtern
- Kameras in allen Häusern und Wohnungen installieren und die Video-Feeds filtern
Wer nichts zu verbergen hat, für den sollte das ja eigentlich kein Problem sein, wenn dadurch Straftäter gefasst werden können...
Ist jetzt zwar etwas überspitzt, aber aufpassen sollte man schon. Das Argument "wer nichts Falsches tut, hat auch nichts zu befürchten" wird ja gerne mal für alles Mögliche genutzt, denn wer dagegen argumentiert, erzeugt ja in einigen Augen das Bild, dass er was zu verbergen hätte.
Klar könnten viele Verbrechen verhindert werden, wenn man jeden jederzeit und überall überwachen würde. Was das aber bedeuten würde, kann sich so ziemlich jeder ausmalen.