Thread
Menü

aha


12.11.2014 18:01 - Gestartet von Mister79
und das bedeutet jetzt was?

Wo ist denn jetzt der Unterschied zu Layer 2 und 3. Irgendwie geht das für mich nicht aus dem Text hervor.
Menü
[1] Tja, wer lesen kann...
Leiter Kundenverarsche³ antwortet auf Mister79
12.11.2014 23:05
Benutzer Mister79 schrieb:
und das bedeutet jetzt was?

Dass die Telekom in den genannten Regionen keinen Layer 3 mehr anbieten muss oder, wenn es ihr Freude bereitet ggf. noch zu horrend unattraktiven Preisen für die Wettbewerber. Das führt dann im Ergebnis zum selben Erfolg wie erstgenannte Möglichkeit, weil sich das langfristuig keiner leisten will. Einzige Prämisse hierfür ist eben das Aufrechterhalten eines Layer 2-Angebots. Welche praktische Bedeutung das für die betroffenen Regionen hat kann man sich ausmalen. Vermutlich keine. Wer bisher auf dem tiefen Layer 3 bezogen hat wird rasch umswitchen müssen auf Ebene von Layer 2, d. h. es sind ggf. ein paar Infrastrukturinvestitionen erforderlich.

Wo ist denn jetzt der Unterschied zu Layer 2 und 3. Irgendwie geht das für mich nicht aus dem Text hervor.

Steht im Text und insbesondere in der ebenfalls verlinkten PDF ab Seite 12ff...
Menü
[1.1] DenSch antwortet auf Leiter Kundenverarsche³
12.11.2014 23:18
Eigentlich relativ einfach. Es gibt zwei Anschlussarten der alternativen Anbieter: TAL (layer 3) und Non-TAL (layer 2).

Bei TAL hat der alt. Anbieter eigene Technik im HVT rumstehen.
Bei Non-TAL wird an Koppelpunkten irgendwo die Daten vom alt. Anbieter an die Telekom übergeben und von da an über Telekom-Technik weiter gegeleitet.


Kurz heißt das: Die Telekom muss keine Kollokationsflächen einrichten, wenn sie dafür Non-TAL Angebote anbieten (Was sie ja eigentlich überall tun...)
Menü
[1.2] Layer-3-Bitstream = Trittbrettfahrertum
Mondscheintarif antwortet auf Leiter Kundenverarsche³
13.11.2014 09:30
Layer-3-Bitstream ist auch mehr so ein Trittbrettfahrermodell wo die Verbindung erstmal weite Strecken durchs Telekom-IP-Netz geht, und es die anderen Anbietern an wenigen zentralen Knoten angeliefert bekommen. Anbieter die es bequem und mit wenig investitionen haben wollen und dafür auf weite Teile des Telekom-Konzentratornetzes zugreifen, sollen doch bitte das zahlen, was die Telekom dafür möchte, auch auf die Gefahr hin, das man dann nicht mehr einfach mit minimalem Aufwand die Telekompreise unterbieten kann.
Reguliertes Layer-2-Bitstream ist dagegen ein muss, da es insbesondere durch Vectoring die einzige wirtschaftliche Lösung ist mit denen Anbieter die mit eigener Technik vor Ort sind die letzten km bis zum Endkunden überbrücken können. Konzentrator und Core-Netze der Telekom werden dabei nicht genutzt, sondern der Anbieter übernimmt gleich vor Ort.
Menü
[2] talk antwortet auf Mister79
13.11.2014 11:10

2x geändert, zuletzt am 13.11.2014 11:13
Benutzer Mister79 schrieb:

und das bedeutet jetzt was?

Wenn die Bundesnetzagentur mit diesem Vorhaben durchkommt, wird die Telekom vermutlich in den genannten Städten ihr Layer-3-Bitstrom-Produkt (IP-BSA) freier gestalten können, als bislang.

Wo ist denn jetzt der Unterschied zu Layer 2 und 3. Irgendwie geht das für mich nicht aus dem Text hervor.

"Layer" heißt "Schicht" und bezieht sich auf das in der Nachrichtentechnik verwandte Schichtenmodell, bei dem unterschiedliche Protokolle (für verschiedene Zwecke) aufeinander aufbauen und so gewissermaßen ähnlich wie die Häute einer Zwiebel übereinander liegen.

Im Zusammenhang mit DSL-Netzen sind auf Layer 2 die Protokolle "ATM" (bei eher älteren Netzen) und "Ethernet" (bei eher neueren Netzen) relevant, sowie auf Layer 3 das bekannte Internet-Protokoll "IP".

Bitstrom (auch in Deutschland kommt oft mit das englischen Wort "Bitstream" zum Einsatz) bezeichnet dabei Vorprodukte, mit denen konkurrierende Internet-Provider eigene Dienste auf der DSL-Plattform eines fremden Vorleisters anbieten können.

Bislang kam in Deutschland in der Regel das Produkt IP-BSA (IP-Bitstrom) zum Einsatz, bei dem ein Provider den Traffic z.B. von DSL-Kunden der Telekom jeweils an regionalen Standorten zugeführt bekommt und dort in sein eigenes Internet-Backbone übernimmt.

Layer-2-Bitstrom kam bislang wenig bis gar nicht zum Einsatz und war für die bekannten Provider und ihre normalen Privatkunden-Massenmarkt-Produkte auch eher uninteressant.

Das dürfte sich in Zukunft ändern - unter anderem weil langfristig das bisher ebenfalls oft genutzte Vorprodukt "TAL" (Teilnehmeranschlußleitung, also die blanke Kupferleitung zwischen Hauptverteiler und Endkunde - damit kann man Kunden über eigene DSL-Netztechnik in den Hauptverteilern anbinden) unwichtiger werden wird bzw. irgendwann auch mehr oder weniger wegfallen wird. Die immer höheren DSL-Bandbreiten erfordern eine immer kürzere Strecke zwischen DSL-Netztechnik und Kunde. Von den bisherigen Hauptverteiler-Standorten kann man aber nur einen gewissen Umkreis mit hohen DSL-Bandbreiten versorgen.

Deshalb baut die Telekom ja ihre DSL-Technik in immer mehr Orten in die grauen Kästen am Straßenrand ("Kabelverzweiger") ein, wodurch die DSL-Strecke verkürzt wird. Diese hohen Investitionen lohnen sich
aber nicht von mehreren Anbietern parallel. Daher ist absehbar, daß alternative Provider zunehmend auf Bitstrom-Vorprodukte der Telekom zurückgreifen und ihre bisher teilweise eigenen DSL-Accessnetze zurückbauen werden.

Hierbei gilt - vereinfacht gesagt - der Grundsatz: Layer 2-Bitstrom setzt "tiefer" im Netz an und ermöglicht dem Provider mehr Einfluß auf Dinge wie Quality-of-Service (QoS) - z.B. für Business-Produkte interessant - und erleichtert auch das Anbieten von Multicast-Diensten wie IPTV (sowas wie Telekom-Entertain). Für eine flächendeckende Abnahme von Layer 2-Bitstrom werden voraussichtlich rund 900 Standorte im Bundesgebiet von den interessierten Carriern erschlossen werden müssen.

Layer 3-Bitstrom ist ein "einfacheres" Vorprodukt, daß für normale VoIP-und-DSL-Doppelflats in der Regel mehr als ausreichend ist. Der klassische IP-Bitstrom wird dabei an den ca. 75 "Breitband-POP"-Standorten der Telekom an alternative Anbieter übergeben. Auch hier muß das Konkurrenznetz also einen gewissen Ausbaustand haben.

Für kleinere Provider gibt es dann auch noch das Produkt "IP-BSA Gate", bei dem der IP-Bitstrom stärker gebündelt wird, länger im Telekom-Netz bleibt und erst an ein paar zentralen Standorten (im Extremfall ein einziger Standort, z.B. Frankfurt/Main) übergeben wird. Hier spart sich der interessierte Provider weitgehend den Aufbau eines in die Fläche reichenden Backbones. Andere Provider mit eigenen DSL-Zugangsnetzen bieten teilweise auch IP-Bitstrom an - diese Vorprodukte werden auch gerne als "IP-BSA" bezeichnet, setzen aber meist schon von Haus aus auf eine Übergabe an wenigen Punkten.

Und wenn ein Provider mehr oder weniger ganz auf eigene Technik verzichten will, kann er auf "Wholesale"-Basis auch einfach "schlüsselfertige" Internet-Zugänge seines Vorleisters weiterverkaufen.

Ist IP-Bitstrom nun ein "Trittbrettfahrerprodukt", wie es hier im Forum bezeichnet wird? Meiner Ansicht nach Nein. IP-Bitstrom kann nur an den Orten angeboten werden, an denen das ATM-/Ethernet-Zubringernetz in das IP-Backbone der Telekom übergeht - und das sind die oben genannten ca. 75 Standorte. Dieses Netzdesign hat dabei die Telekom selbst festgelegt - also kann man davon ausgehen, daß es ihren eigenen Bedürfnissen und Interessen entspricht.

Selbst IP-BSA-Gate (Übernahme an wenigen Standorten) würde ich nicht gerade als Produkt für "Trittbrettfahrer" bezeichnen. Schließlich wurde die Telekom hier - meiner Erinnerung nach - noch nie wesentlich reguliert. Dies war also schon immer ein sehr marktdefiniertes Produkt. Schon deshalb, weil hier auch Angebote von anderern Carriern am Markt waren bzw. sind, die teilweise auf dem "echten" IP-Bitstrom aufbauen und die hierfür aufgebauten Kapazitäten dann entsprechend "weiterverkaufen".

Soweit jetzt mal ein kurzer Ritt quer durch die Landschaft der DSL-Vorprodukte in Deutschland... ;-)

cu talk