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DeRegulierung "einheitlich" organisieren


29.06.2015 07:48 - Gestartet von IMHO
einmal geändert am 29.06.2015 07:58
Die Telekom möchte in einigen Großstädten aus der Regulierung entlassen werden und die Preise selbst festlegen können. Im Lichte des Editorials erscheint mir eine Bedingung wichtig: Richtig wäre es, wenn der Regulierer als erste Stufe der Deregulierung die Auflage stehen lässt, dass die Telekom in allen Städten die aus der Regulierung entlassen werden, dieselben Preise nehmen muss. Es wäre nicht perfekt und nicht der letzte regulatorische Eingriff aber immerhin ein Schritt, dahingehend, dass die Telekom keine wettbewerbverzerrende Quersubventionierung von Großstadt zu Großstadt betreiben kann.

Wir leben hier in einem riesigen Live-Experiment. Die Deutsche Bundespost (lange ist es her das Telefonie von der Post kam) musste überall ihre Services gleichpreisig anbieten. Jetzt soll es der Magentafirma erlaubt werden, in ausgewählten Städten mit höherer Bevölkerungsdichte niedrigere Preise als auf dem Land zu nehmen, o.k. ich nehme das kommentarlos zur Kenntnis, irgendjemand will da mehr Marktwirtschaft als bisher. Aber warum soll der Telekom erlaubt werden hier gleich mit marktverzerrenden Quersubventionen reinzukrätschen? Erst mal schauen was passiert, wenn sie in allen deregulierten Gebieten denselbn Preis verlangen muss!

Den Schritt in jeder Straße einen anderen Tarif (muss dann Preis heißen) verlangen zu dürfen brauchen wir nicht jetzt schon. Immerhin ist Telekommunikation kein Markt mit Handelsgütern, die ich mir auch in zehn Kilometern Entfernung bei der Konkurrenz einkaufen kann. Ein Düsseldorfer DSL-Anschluss nützt einem Kölner Bewohner rein gar nichts. Da sollte man nicht so tun, als ob "der Markt" ein Allheilmittel sei. Installierte Infrastruktur hat denkbar wenig mit einem idealisierten Handelsgütermarkt gemeinsam. Denn "den Telekommunikationsmarkt" gibt es gar nicht mehr, wenn in jeder Straße ein anderer Preis gilt. Dann ist es eine zersplitterte unübersichtliche Oligopollandschaft und nach Eliminierung der Konkurrenz wieder eine Monopolwüste.

Man sollte mit der Auflage starten, dass die Preise und auch die Sonderangebote jeweils in allen deregulierten Gebieten gleichermaßen gültig sein müssen. Das ist genug Experiment für den nächsten Schritt.

Die Telekom soll später, nachdem die Gesellschaft als Souverän und die Bundesnetzagentur als Beauftragter mit dieser Marktsituation Erfahrungen gesammelt haben, beweisen, warum sie dann ggf. meint, innerhalb des deregulierten Siedlungsgebietes noch mehr Freiheiten zu brauchen. Mag ja sein, dass wir in 5 oder 10 Jahren im deregulierten Gebiet eine Unterteilung Großstadt/mittlere Siedlungsdichte brauchen können.
Aber die Gefahr, dass die Telekom per Quersubvention die Konkurrenz plattmachen will, ist in der Tat gegeben.
Ein regionales Absinken auf 30% Marktanteil kann ja auch bedeuten, dass die Telekomm schlecht organisiert ist. Dann sollte man diesen Zustand nicht dadurch unterstützen, dass man ihr wettbewerbsverzerrende interne Quersubventionen noch leichter macht. Die Marktfanatiker predigen ja immer auch Wettbewerb und Beendigung von Subvention. Die Preise, die in Köln gelten müssen auch in Berlin und München gelten, alles andere stinkt nach Wettbewerbsverzerrung. Alles andere stinkt danach, dass die Berliner und die Münchner Kunden das Ausboten von NetCologne in Köln mitbezahlen müssen, anstatt von der Konkurrenzsituation zu profitieren.
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[1] Leiter Selbstverarsche antwortet auf IMHO
29.06.2015 12:13
Benutzer IMHO schrieb:

es der Magentafirma erlaubt werden, in ausgewählten Städten mit höherer Bevölkerungsdichte niedrigere Preise als auf dem Land zu nehmen, o.k. ich nehme das kommentarlos zur Kenntnis,

1und1 z.B. macht das doch schon seit Jahren so. Warum soll die Telekom das nicht darf, ist jedenfalls zu hinterfragen.

Die Telekom wird aus Sicht einiger immer alles falsch machen. Das zeigt sich ja schon hier, mal ist es zu teuer, mal ist es zu billig.

Andere Dinge sind auch je nach Region unterschiedlisch bepreist und niemand käme auf die Idee das in Frage zu stellen. Und da sollte man sich eher drum kümmern, nämlich Mietpreise. Ein paar Euro mehr (oder in dem Fall weniger!) für DSL wird schon jeder noch erübrigen können. Aber ein paar Hunderter im Monate für Miete, treffen den Einzelnen meist mehr.