Thread
Menü

Warum nicht bei uns


21.05.2017 10:09 - Gestartet von Bluehaven63
Das habe ich mich auch schon oft gefragt.Wenn ich mir auch immer wieder die Tarife und Preise in anderen Ländern anschaue.Besonders auch in Österreich.Oft wird gesagt der Netzausbau kostet Geld,ist klar das der Geld kostet.Aber in anderen Ländern die müssen doch auch ausbauen(sogar noch besser das Netz),und man bekommt dort trotzdem alles billiger.Deutschland ist ja immer der Zahl-Michel auch in anderen Dingen.
Menü
[1] Tom2122 antwortet auf Bluehaven63
21.05.2017 17:58

einmal geändert am 21.05.2017 17:59
Benutzer Bluehaven63 schrieb:
Das habe ich mich auch schon oft gefragt.Wenn ich mir auch immer wieder die Tarife und Preise in anderen Ländern anschaue.Besonders auch in Österreich.Oft wird gesagt der Netzausbau kostet Geld,ist klar das der Geld kostet.Aber in anderen Ländern die müssen doch auch ausbauen(sogar noch besser das Netz),und man bekommt dort trotzdem alles billiger.Deutschland ist ja immer der Zahl-Michel auch in anderen Dingen.

Es ist meiner Meinung nach nicht nur der Ausbau in dem die Netzbetreiber Geld investieren müssen, sondern auch die Kosten für die Frequenzvergabe. Und gerade in diesen Punkt haben die dt Netzbetreiber in den letzten Jahren deutlich mehr für Frequenzen bezahlt, als die Netzbetreiber in den europäischen Nachbarländern..

Das Ergebnis der UMTS Frequenzauktion im Jahr 2000 hat zwar den Staat große Einnahmen beschert. (die höchsten Beträge die bisher weltweit für UMTS Frequenzen bezahlt wurden), allerdings haben auch diese hohen Kosten dazu geführt, dass kaum in den Netzausbau investiert wurde..

Aus der Sicht des Staates möchte man am besten überall mobiles Breitband, niedrige Preisen für den Verbraucher und andererseits hohe Erlöse durch die Frequenzauktion erzielen. Ich denke hier ist ein kleiner Widerspruch zu erkennen..

Vielleicht gäbe es auch eine Möglichkeit mobiles Breitband nicht nur zu fordern, sondern auch zu fördern wenn der Anbieter seiner Ausbauverpflichtung nachkommt?
Menü
[1.1] wolfbln antwortet auf Tom2122
21.05.2017 21:03

3x geändert, zuletzt am 21.05.2017 21:43
Benutzer Bluehaven63 schrieb:

Es ist meiner Meinung nach nicht nur der Ausbau in dem die Netzbetreiber Geld investieren müssen, sondern auch die Kosten für die Frequenzvergabe. Und gerade in diesen Punkt haben die dt Netzbetreiber in den letzten Jahren deutlich mehr für Frequenzen bezahlt, als die Netzbetreiber in den europäischen Nachbarländern..

Das Ergebnis der UMTS Frequenzauktion im Jahr 2000 hat zwar den Staat große Einnahmen beschert. (die höchsten Beträge die bisher weltweit für UMTS Frequenzen bezahlt wurden), allerdings haben auch diese hohen Kosten dazu geführt, dass kaum in den Netzausbau investiert wurde..

Warum wird diese Unwahrheit immer gebetsmühlenartig wiederholt? Sicher, die UMTS-Vergabe von 2000 war teuer. Die ist aber abgeschrieben. Man darf auch nicht nur die nackten Euro-(oder damals DM)-Zahlen sehen, sondern muss sie zur Größe des Marktes (also der Anzahl der Nutzer) in Verbindung stellen. Da haben die Provider in Großbritannien damals mehr bezahlt. Die UMTS-Frequenzen sind aber schon längst abbezahlt und werden bald technologieneutral verlängert.

Aber auch bei LTE ist deine Behauptung einfach falsch. Zwar haben deutsche Provider für LTE absolut am meisten bezahlt, der Markt ist auch am größten. In Polen mit nur der Hälfte des Marktes wurde fast genausoviel für LTE hingeblättert und der Markt ist 1/2 so groß, ähnlich in Österreich mit einem Markt von 1/8 der Größe Deutschlands.

Also warum wollen User hier immer vorgaukeln, der Lizenzen wären in den letzten Jahren "teuer" gewesen und der "Staat" wäre daran Schuld? An Polen und Österreich sieht man, dass irgendwie mit teuren Frequenzen billige Preise zu machen sind, denn die sind dort so tief, dass sie z.T. nur 10% der deutschen ausmachen. Auch in Polen und Österreich gibt es unbegrenzte Raten, sogar für Prepaid.

Da diese Mär von den teuren Frequenzen aber ständig in den Raum geworfen wird, denke ich langsam es handelt sich langsam um eine gezielte Desinformationskampagne der Provider. Sicher, man könnte Malta oder irgendwelche Beispiele finden, wo Frequenzen einfach vergeben werden. Aber wenn wir die Nachbarn vergleichen, ist Deutschland zur Größe des Marktes in den letzten 10 Jahren nicht teuer gewesen, sondern vergleichsweise günstig.
Menü
[1.1.1] Tom2122 antwortet auf wolfbln
21.05.2017 21:54
Benutzer wolfbln schrieb:
Warum wird diese Unwahrheit immer gebetsmühlenartig wiederholt? Sicher, die UMTS-Vergabe von 2000 war teuer. Die ist aber abgeschrieben. Man darf auch nicht nur die nackten Euro-(oder damals DM)-Zahlen sehen, sondern muss sie zur Größe des Marktes (also der Anzahl der Nutzer) in Verbindung stellen. Da haben die Provider in Großbritannien damals mehr bezahlt. Die UMTS-Frequenzen sind aber schon längst abbezahlt und werden bald technologieneutral verlängert.

Woran liegt es denn deiner Meinung nach? An höheren dt Lohnkosten im Vergleich zu den anderen EU Mitgliedsstaaten, am eher schlechten Breitbandausbau auf dem Land, so dass die Kosten für die Anbindung der Stationen steigen? Oder einer Kombination unterschiedlicher Faktoren?
Menü
[1.1.1.1] postb1 antwortet auf Tom2122
22.05.2017 04:58

Woran liegt es denn deiner Meinung nach? An höheren dt Lohnkosten im Vergleich zu den anderen EU Mitgliedsstaaten, am eher schlechten Breitbandausbau auf dem Land, so dass die Kosten für die Anbindung der Stationen steigen? Oder einer Kombination unterschiedlicher Faktoren?

Der Breitbandausbau auf dem Land ist letztendlich nur auf der letzten Meile zu den Hausanschlüssen schlechter.
Das glasfaserbasierte Hintergrundnetz ist dichter als in den meisten anderen Ländern. Bedingt durch die fast 8000 Vermittlungsstellen die allesamt per GF angebunden sind. Auch die draußen auf dem Land.
Für glasfaserbasierten Uplink der Mobilfunkstationen ist also gesorgt.

Es ist schlicht und einfach ein lukratives Geschäftsmodell für die Betreiber und der deutsche Verbrauchermichel macht das ja anstandslos mit...
Übrigens gibts beispielsweise auch in Österreich Festnetz, und dessen Betreiber A1 bietet trotzdem ungedrosseltes LTE für stationären Festnetzersatz an, sowie normale Mobilverträge inklusive großzügigem ungedrosselten Volumen. Bei vergleichbarem Lohn/Lebenshaltu­ngskostenniveau.

Bin gespannt, was sich dir deutschen Provider in wenigen Jahren für Schikanen einfallen lassen, wenn 5G gestartet wird. Da werden sie aber verdammt kreativ sein müssen bei der Ausredenerfindung, warum ausgerechnet bei uns keine echte Flatrate angeboten werden kann.
Menü
[1.1.1.1.1] EpsilonAlpha antwortet auf postb1
25.05.2017 06:58
Benutzer postb1 schrieb:

...ein lukratives Geschäftsmodell...

Nette Umschreibung für die Tatsache das sie uns alle schlicht und ergreifend abzocken.
Menü
[1.1.2] trzuno antwortet auf wolfbln
22.05.2017 09:00

einmal geändert am 22.05.2017 09:02
Benutzer wolfbln schrieb:
>
Warum wird diese Unwahrheit immer gebetsmühlenartig wiederholt? Sicher, die UMTS-Vergabe von 2000 war teuer. Die ist aber abgeschrieben. Man darf auch nicht nur die nackten Euro-(oder damals DM)-Zahlen sehen, sondern muss sie zur Größe des Marktes (also der Anzahl der Nutzer) in Verbindung stellen. Da haben die Provider in Großbritannien damals mehr bezahlt. Die UMTS-Frequenzen sind aber schon längst abbezahlt und werden bald technologieneutral verlängert.

Ja in GB war es sogar noch etwas teurer pro Einwohner als in D.

Aber in Österreich wurde für UMTS nur 1/10 pro Einwohner gezahlt wie in Deutschland.

Und welches der drei Länder ist heute für seine günstigen Mobilfunktarife und unbegrenzten Flatrates bekannt?

In UK scheint laut der Vergleichsseite uswitch.com nur der Netzbetreiber "3" unbegrenzte Flatrates anzubieten (allerdings mit eingeschränktem Tethering!). Alle anderen Netze haben nur Datenpakete mit zB 10 oder 20 GB max.

Da soll es wirklich keinerlei Zusammenhang geben?
Menü
[1.1.2.1] wolfbln antwortet auf trzuno
22.05.2017 20:16

6x geändert, zuletzt am 22.05.2017 23:33
Benutzer trzuno schrieb:

Da soll es wirklich keinerlei Zusammenhang geben?

Ich sage ja nicht, dass es keinerlei Zusammenhang zwischen Lizenzgebühren und Preisen gibt, aber er wird übertrieben.

Die sehr teure UMTS-Versteigerung war vor 16 Jahren und hat sicher in den Nuller-Jahren die Preise etwas erhöht. Diese Lizenzen laufen aber jetzt aus und sind längst abgeschrieben. Sie sind für die aktuellen Preise kein Faktor mehr. Auch die Neu-Versteigerung von UMTS 2010 war relativ billig.

Trotz höheren UMTS-Lizenzpreisen in England kann auch Three UK eine "quasi"-Flatrate (FUP: 60GB, ohne Tethering) für Smartphones für 29€ anbieten, obgleich dort die UMTS-Frequenzen noch teurer waren. Einen derartigen Prepaid-Tarif gibt es in Deutschland nicht.

Zu den LTE-Lizenzpreisen, denn diese Preise und deren Abschreibung bestimmen momentan angeblich die Verkaufspreise, nicht die längst getilgten UMTS-Lizenzen. Das wurde für LTE hingeblättert (gerundet):
Deutschland: 4,4 Mrd. €
Österreich: 2 Mrd. €
Niederlande: 3,8 Mrd. €

Hier kann man schon sehen, wie so mit Zahlen manipuliert wird. Ja, in Deutschland wurde absolut am meisten für LTE ausgegeben, ohne Frage. Setzt man aber die Zahlen in Relation zu den Nutzern (aktiver SIM-Karten) sieht es ganz anders aus:
Die Nutzerzahlen Ende 2016 waren:
Deutschland: 130 Mio.
Österreich: 14 Mio.
Niederlande: 20 Mio.

Merkt Ihr was? Die LTE-Frequenzen in Deutschland waren ein Schnäppchen ggü. Österreich und Niederlande, wo die Verkaufspreise viel tiefer sind. Das wird deutlich, wenn wir mal das pro Nutzer teilen:

Deutschland: 4400/130 = 33,85 €
Österreich: 2000/14 = 142,85 €
Niederlande: 3800/20 = 190 €

Damit kosteten die LTE-Lizenzen in Deutschland auf den User gerechnet 1/4 von denen in Österreich oder 1/6 von denen in NL.

Wie groß ist also der Einfluss der Lizenzen auf die Preise? Das ist ja immer ein Geheimnis. Der Chef des österr. Regulierers hat das mal in diesen Artikel an Österreich vorgerechnet:
https://www.heise.de/newsticker/meldung/Wehklagen-ueber-teure-LTE-Frequenzen-in-Oesterreich-1983167.html

"Konstante Kundenzahlen vorausgesetzt belaufen sich diese Abschreibungen laut Regulierungsbehörde auf 0,4 bis 0,8 Euro pro Kunde und Monat. Dazu kommen noch die Kapitalkosten der Unternehmen sowie 20 Prozent Umsatzsteuer, die der Endkunde auf seinen Rechnungsbetrag entrichtet."

Wenn also österr. Anbieter 40-80 Cent pro Kunde und Monat abschreiben müssen, liegt der Wert bei deutschen Anbietern bei 10-20 Cent. Dennoch sind in Österreich und den Niederlanden die Verkaufspreise um ein Vielfaches tiefer.

Warum sind dann die Preise in Deutschland so hoch? Auch dies deutet der Leiter des österr. Regulierers im Artikel an:
"In Österreich ist der Mobilfunk der Dreh- und Angelpunkt des Wettbewerbs ....in Deutschland etwa ist (der Mobilfunk) ein Add-on zum Festnetzgeschäft."
Wobei er mit "Festnetz" wohl auch alles Kabel meint.

Damit kommt wir zu einer Ursache, warum bei uns der Wettbewerb nicht funktioniert, wobei es auch andere gibt. Telekom, Vodafone und O2 sind alle drei auch heftig in die Kabelnetze investiert. Das ist ein Fehler. In Österreich gibt es nur mit A1 einen solchen Triple-Player. In Deutschland würden sich die Anbieter ja selbst Konkurrenz machen.