Benutzer trzuno schrieb:
Da soll es wirklich keinerlei Zusammenhang geben?
Ich sage ja nicht, dass es keinerlei Zusammenhang zwischen Lizenzgebühren und Preisen gibt, aber er wird übertrieben.
Die sehr teure UMTS-Versteigerung war vor 16 Jahren und hat sicher in den Nuller-Jahren die Preise etwas erhöht. Diese Lizenzen laufen aber jetzt aus und sind längst abgeschrieben. Sie sind für die aktuellen Preise kein Faktor mehr. Auch die Neu-Versteigerung von UMTS 2010 war relativ billig.
Trotz höheren UMTS-Lizenzpreisen in England kann auch Three UK eine "quasi"-Flatrate (FUP: 60GB, ohne Tethering) für Smartphones für 29€ anbieten, obgleich dort die UMTS-Frequenzen noch teurer waren. Einen derartigen Prepaid-Tarif gibt es in Deutschland nicht.
Zu den LTE-Lizenzpreisen, denn diese Preise und deren Abschreibung bestimmen momentan angeblich die Verkaufspreise, nicht die längst getilgten UMTS-Lizenzen. Das wurde für LTE hingeblättert (gerundet):
Deutschland: 4,4 Mrd. €
Österreich: 2 Mrd. €
Niederlande: 3,8 Mrd. €
Hier kann man schon sehen, wie so mit Zahlen manipuliert wird. Ja, in Deutschland wurde absolut am meisten für LTE ausgegeben, ohne Frage. Setzt man aber die Zahlen in Relation zu den Nutzern (aktiver SIM-Karten) sieht es ganz anders aus:
Die Nutzerzahlen Ende 2016 waren:
Deutschland: 130 Mio.
Österreich: 14 Mio.
Niederlande: 20 Mio.
Merkt Ihr was? Die LTE-Frequenzen in Deutschland waren ein Schnäppchen ggü. Österreich und Niederlande, wo die Verkaufspreise viel tiefer sind. Das wird deutlich, wenn wir mal das pro Nutzer teilen:
Deutschland: 4400/130 = 33,85 €
Österreich: 2000/14 = 142,85 €
Niederlande: 3800/20 = 190 €
Damit kosteten die LTE-Lizenzen in Deutschland auf den User gerechnet 1/4 von denen in Österreich oder 1/6 von denen in NL.
Wie groß ist also der Einfluss der Lizenzen auf die Preise? Das ist ja immer ein Geheimnis. Der Chef des österr. Regulierers hat das mal in diesen Artikel an Österreich vorgerechnet:
https://www.heise.de/
newsticker/meldung/Wehklagen-ueber-teure-LTE-Frequenzen-in-Oesterreich-1983167.html
"Konstante Kundenzahlen vorausgesetzt belaufen sich diese Abschreibungen laut Regulierungsbehörde auf 0,4 bis 0,8 Euro pro Kunde und Monat. Dazu kommen noch die Kapitalkosten der Unternehmen sowie 20 Prozent Umsatzsteuer, die der Endkunde auf seinen Rechnungsbetrag entrichtet."
Wenn also österr. Anbieter 40-80 Cent pro Kunde und Monat abschreiben müssen, liegt der Wert bei deutschen Anbietern bei 10-20 Cent. Dennoch sind in Österreich und den Niederlanden die Verkaufspreise um ein Vielfaches tiefer.
Warum sind dann die Preise in Deutschland so hoch? Auch dies deutet der Leiter des österr. Regulierers im Artikel an:
"In Österreich ist der Mobilfunk der Dreh- und Angelpunkt des Wettbewerbs ....in Deutschland etwa ist (der Mobilfunk) ein Add-on zum Festnetzgeschäft."
Wobei er mit "Festnetz" wohl auch alles Kabel meint.
Damit kommt wir zu einer Ursache, warum bei uns der Wettbewerb nicht funktioniert, wobei es auch andere gibt. Telekom, Vodafone und O2 sind alle drei auch heftig in die Kabelnetze investiert. Das ist ein Fehler. In Österreich gibt es nur mit A1 einen solchen Triple-Player. In Deutschland würden sich die Anbieter ja selbst Konkurrenz machen.