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Zensur an den Unis


22.03.2002 17:18 - Gestartet von franky
Hallo!

1. Bei uns an der Uni sind auch einige "Hardcore-Nazisseiten" gesperrt. Konkret geht es da um 4 Seiten, deren Server wohl alle in den USA stehen. Von dort ist also keine Sperrung der Inhalt zu erwarten. (liberalere Gesetze)
2. Die Webhoster dieser Seiten (Adressen kenne ich nicht) unterstützen die Inhalte dieser Seiten, deshalb sind Aufforderungen, die Inhalte auf "freiwilliger" Basis zu löschen, wohl bisher fehlgeschlagen. Jetzt versucht man es mit "Filterung" oder Zensur. Dummerweise wird bei uns in der Uni die Sperrung über die IP-Adressen der server realisiert. Das heisst, auch andere Inhalte (ich weiss nicht welche), die auf diesen Servern liegen, sind von der Uni nicht zu erreichen.
Pech, wenn das mal was wichtiges sein sollte. Das ist zwar unwahrscheinlich, da es sich um kleine Privatserver handelt, aber das Prinzip ist troztdem blöd.
Die "Filterung" ist also nicht ganz so selektiv, wie mancher das wohl gerne hätte.

3. Auch die allseits bekannte Satireseite www.rotten.com ist gesperrt. Warum? Naziinhalte sind das wohl kaum. Laut der Auffoderung seiten der Regierung in Düsseldorf sei der Inhalt dort "gewaltverherrlichend". Dabei sollte man eigentlich merken, dass die Bilder dort gefakt sind. Und selbst wenn nicht, dann gibt es sicher noch 100000 Seiten, die nach dieser Begründung ebenso gesperrt gehörten. Nun könnte man ja sagen, irgendwo müsste man ja mal anfangen. Allerdings ist das schon vor einigen Monaten passiert. Andere Seiten werden nicht gesperrt, ich sehe hierdrin also eine Art von Zensur. Denn entweder alles (oder zumindest möglichst viel) sperren, oder gar nichts. Sonst ergibt sich für mich keine Logik in dem Verfahren.

4. Sehe ich, gerade an einer Uni, die Gefahr ganz wo anders:
Ich errinnere mich noch gut daran, als ich das erste Mal nach der eingerichteten Sperrung in einen unserer CIP-Pools (Computerraum mit Rechnern für Studenten und Uni-Mitarbeiter) kam und alle per anonymizer & Co. auf den entsprechenden Seiten rumhingen, um zu testen, wie das geht, und wie toll man doch den Filter aushebeln kann. Die meisten Leute wären sonst nie auf diese Seiten gekommen, behaupte ich mal, mangels Interesse, oder mangels Kenntnis der URL. Nun standen die bei heise.de im Newsticker! Ich muss gestehen, es selbst auch mal kurz ausprobiert zu haben. Na toll, es klappt, logo.
Aber es gibt so etwas, das ist der "Reiz des Verbotenen", wenn man die Nazi-Seiten etc. mal als "Verboten" ansehen sollte. (dieser Auffassung sind ja die Verantwortlichen) Dann gibt es bestimmt einige, die das erste Mal auf solchen Seiten waren, nur, um anonymizer & Co. mal zu testen. Und schon ist das erreicht worden, was man eigentlich unterbinden wollte: Das INTERESSE für solche Seiten ist geweckt, man guckt sie sich vielleicht erstmal an, zunächst, um zu gucken, ob man sie doch irgendwie erreichen kann, trotz Filterung und Zensurf und dann......HMMMMM. Das ist genauso, wie Rauchen für unter 16jährige Verboten ist, und es trotzdem viele tun. Kaum Kontrolle, und es ist ja "cool", das verboten. O.K., die Altersgrupppe ist ein bisschen unterschiedlich, und ich gebe auch gerne zu, dass die meisten Leute, so wie ich, nur mal austesten wollen, obs klappt, und dann das interesse dran verlieren, da ja die anderen 99,99999999% Prozent vom Internet weiterhin ungefiltert sind. Aber einige sind vielleicht jetzt schon von den Seiten angesprochen worden.

5. Warum sollten eigentlich die Internet-Provider die Seiten auf ihre Kosten hin sperren? Primär hat ja wohl erstmal der Staat die Aufgabe/Pflicht, diese Inhalt zu unterbinden, wenn es so abläuft, wie in diesem Fall. Der Provider sorgt nur für die technische Anbindung ans Netz. Jetzt müssen die Provider, genau wie bei dem "Grossen Lauschangriff" auf Internet, die Kosten tragen, technische Vorrichtungen dafür bereitstellen etc.
Warum sollte sich hier nicht auch mal der Staat dran beteiligen?


Franky