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Hollywood bildet nicht deutsche Realitäten ab


26.03.2021 20:04 - Gestartet von wolfbln
2x geändert, zuletzt am 26.03.2021 20:08
Die großen Streamingportale und auch die Filmproduktion sind in der Hand von US-Konzernen. Das waren sie über das Kino und die Video-Verleiher schon Jahrzehnte und die größten Blockbuster kommen immer noch aus den USA.

Aber der deutsche Markt ist halt anders. Deutsche Zuschauer wollen nicht nur in eine Scheinwelt entfliehen, sondern auch ihre Realität in den Filmen und Serien wiederfinden. Wenn Hollywood at its best ist, dann hat es eine so universale Sprache, dass die Sehnsüchte von allen angesprochen werden. Wenn es nur auf den amerikanischen Markt schielt, kommt für uns meist nur "Ami-Quatsch" raus.

Bei TV-Serien zeigt sich der gleiche Trend. Sicher sind sie perfekt mit enormen Aufwand produziert, aber immer seltsam abgehoben. Sie gehen oft nicht auf die spezielle Realität oder Sichtweisen in Deutschland ein. Wieso sollten sie auch? Sie erzählen ihre Geschichte, aber nicht unsere Geschichte.

Man kann das sehr gut an amerikanischen Serien studieren. Das Auswahlverfahren ist hart in den USA und nur die erfolgreichsten Formate schaffen es ins deutsche TV und viele floppen dann. Warum? Weil sie nicht für den deutschen Markt übersetzt wurden. Es reicht dabei nicht, sie nur zu synchronisieren.

Viele Deutsche Comedians bedienten sich in den USA. Das hat vor Jahrzehnten schon Rudi Carrell gemacht, und macht heute Oliver Welke (John Steward) oder Jan Böhmermann (John Oliver). Sie nehmen aber die Formate und passen sie in Inhalten und Sehgewohnheiten dem deutschen Markt an. Das ist auch die Zauberformel. House of Cards ist zwar genial, aber Ami-Kram. Eine ähnliche Serie in Berliner Regierungskreisen wäre der Hit. Berlin Babylon als eine der wenigen gut produzierten deutschen Serien zeigt ja, dass die Geschichten dafür da sind. Leider traut man sich nur in Historienstreifen der 20ger Jahre, 3.Reich- oder DDR-Zeit etwas und sehr wenig in der Jetzt-Zeit.

Hollywood und das US Serien-TV wird auch im nicht-linearen Zeitalter versuchen, uns mit ihren Produkten zu beeindrucken. Das schaffen sie nur dann, wenn sie uns tief innen ansprechen durch Emotionen und Storytelling. Wir können aber lernen, wie man es handwerklich gut macht und dann eigene Inhalte produzieren, egal ob öffentlich-rechtlich, privates TV oder Streamingportal. Das Interesse dafür ist vorhanden und damit auch der Markt, nicht nur in Deutschland.
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[1] JAKM antwortet auf wolfbln
01.04.2021 10:07
Benutzer wolfbln schrieb:
meist nur "Ami-Quatsch" raus.
>
nehmen aber die Formate und passen sie in Inhalten und Sehgewohnheiten dem deutschen Markt an. Das ist auch die Zauberformel. House of Cards ist zwar genial, aber Ami-Kram. Eine ähnliche Serie in Berliner Regierungskreisen wäre der Hit.


House of Cards ist nur eine Kopie von Borgen - Gefährliche Seilschaften. Diese spiegelt europäische Politik in dem Fall Dänemark hervorragend ab. Diese wurde aber in Deutschland nur von ARTE gezeigt, weil sich unser ÖR nicht traut, gute Inhalte zur Prime-Time zu senden. Im besten Fall werden sie zuerst auf ARTE oder 3SAT gezeigt, weil sie dort durch Steuermittel finanziert werden können und die Zweitverwertung passiert dann irgendwann im Montagskino o.ä. nach 22 Uhr.

Es gibt die Inhalte. Man muss sie nur zeigen.

Größtes Problem ist, dass sich auch der ÖR an Einschaltquoten orientiert und nicht an Vielfalt oder Qualität.
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[1.1] SuAlfons antwortet auf JAKM
01.04.2021 11:13
Benutzer JAKM schrieb:
House of Cards ist nur eine Kopie von Borgen - Gefährliche Seilschaften. Diese spiegelt europäische Politik in dem Fall Dänemark hervorragend ab. Diese wurde aber in Deutschland nur von ARTE gezeigt, [...]

Das ist ja interessant! Und bestätigt meine Sehgewohnheiten. "Privat" läuft bei uns zur Bespassung am Vorabend neben der Essenszubereitung. Zur Unterhaltung läuft Streaming (wochentags schießen wir uns auf eine oder zwei Serien parallel ein, am Wochenende eher Filme), nur noch selten TV. Wenn dann häufig ÖR bzw. Arte!
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[1.2] x3Ray antwortet auf JAKM
01.04.2021 14:55
House of Cards ist nur eine Kopie von Borgen - Gefährliche Seilschaften.
House of Cards gab es bereits Anfang der 1990er als brit. Miniserie, "Borgen" ist von 2010, danach kam dann die US-Variante - wie so oft halt eine Kopie.