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Ist die Netzabdeckung auf dem Land in Nachbarländern wirklich besser?


02.03.2023 07:56 - Gestartet von 4G-Freak
Es lässt sich in der Tat nicht leugnen, dass die Netzabdeckung in Deutschland nicht besonders gut ist, aber ist sie im Ausland wirklich besser?
Ich beziehe mich bewusst auf Gebiete außerhalb der Metropol- und Tourismusregionen.
Wie schaut es da bspw. in Frankreich, Spanien, Italien, Polen oder Schweden aus? Gibt es dort wirklich LTE oder gar 5G "in jeder Milchkanne"?

Ich war letztes Jahr in Luxemburg unterwegs und dachte, im Großherzogtum müsste es eigentlich eine perfekte Mobilfunkversorgung geben, gerade auch angesichts der Tatsache, dass in der Nähe der luxemburgischen Grenze die Netze von dort häufig besser gehen als jene aus Deutschland (man fahre nur mal mit der Bahn oder dem Rad von Perl nach Oberbillig: dort hat sogar die Telekom Lücken).
Ich musste allerdings feststellen, dass es bei der Bahnfahrt von Trier nach Luxemburg keinen durchgängigen Empfang gibt, nicht mal im Netz der Post, das die beste Abdeckung hat.
Im hügeligen Norden des Landes sieht es auf der Bahnstrecke in Richtung Belgien noch dürftiger aus: Dort geht im manchen Tälern noch nicht einmal 2G, die zahlreichen Tunnel haben auch keine Versorgung.
Erstaunt war ich zudem, dass in den dort kostenlosen Nahverkehrszügen kein WiFi vorhanden ist; bei einem Abstecher nach Frankreich in einem französischen Zug übrigens auch nicht.
Kurzum: Ich hatte nicht den Eindruck, dass in Luxemburg die Netze wirklich besser ausgebaut sind als in Deutschland.
Könnte es nicht sein, dass wir in Deutschland besonders geneigt sind, auf hohem Niveau zu klagen?
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[1] offenbach83 antwortet auf 4G-Freak
02.03.2023 09:42
Zur Info: In FR;ES;PL laufen nach wie vor noch die 3G (UMTS) Netze. Da mir dank Roaming im Ausland meistens mehrere Netze zur Verfügung stellen, kann ich wirklich sagen, dass es im Ausland auch "Problemzonen" gibt und das in allen Netzen. So ist es auch so eine Sache mit der Indoorversorgung, auch hier hat man immer wieder mal einzelne Standorte in "Großstädten" wo man dann kein 4G hat, mit Glück auf 3G fällt (und immer noch Datenverkehr möglich ist) oder gar ins 2G fällt, vielleicht auch mal wo es dann gar keinen Empfang gibt ( Parkhaus; komplexes Einkaufszentrum o.ä. / Fahrstuhl).

Eines muss man allerdings sagen, dass es wirklich weniger Stellen gibt, wo es wirklich in einem Netz gar kein Netz gibt (in einer ausgebauten Ortschaft, öffentliche Straße), es gibt in Deutschland leider immer noch zahlreiche kleine Orte, wo es gar kein Netz gibt, mal abgesehen von Orten, die nur von einem Betreiber versorgt werden....

Gerade in den 3 Ländern ES;PL;FR kommt es vor, wenn man mal wirklich mal durch kleinere Orte fährt, dass es da auch Orte gibt, wo es nur sehr schwachen 4G Empfang gibt, mal auch gar kein 4G Empfang, dafür aber überraschend oft dann stabiles 3G Netz, mit stabilem Datenverkehr, auch wenn nur paar MB.

Das Problem in Deutschland sind die wirklichen echten weißen Flecken in Ortschaften und auch auf gut ausgebauten Straßen. Da läuft gar nichts, kein Netz, kein Notruf möglich.

Benutzer 4G-Freak schrieb:
Es lässt sich in der Tat nicht leugnen, dass die Netzabdeckung in Deutschland nicht besonders gut ist, aber ist sie im Ausland wirklich besser?
Ich beziehe mich bewusst auf Gebiete außerhalb der Metropol- und Tourismusregionen.
Wie schaut es da bspw. in Frankreich, Spanien, Italien, Polen oder Schweden aus? Gibt es dort wirklich LTE oder gar 5G "in jeder Milchkanne"?

Ich war letztes Jahr in Luxemburg unterwegs und dachte, im Großherzogtum müsste es eigentlich eine perfekte Mobilfunkversorgung geben, gerade auch angesichts der Tatsache, dass in der Nähe der luxemburgischen Grenze die Netze von dort häufig besser gehen als jene aus Deutschland (man fahre nur mal mit der Bahn oder dem Rad von Perl nach Oberbillig: dort hat sogar die Telekom Lücken).
Ich musste allerdings feststellen, dass es bei der Bahnfahrt von Trier nach Luxemburg keinen durchgängigen Empfang gibt, nicht mal im Netz der Post, das die beste Abdeckung hat. Im hügeligen Norden des Landes sieht es auf der Bahnstrecke in Richtung Belgien noch dürftiger aus: Dort geht im manchen Tälern noch nicht einmal 2G, die zahlreichen Tunnel haben auch keine Versorgung.
Erstaunt war ich zudem, dass in den dort kostenlosen Nahverkehrszügen kein WiFi vorhanden ist; bei einem Abstecher nach Frankreich in einem französischen Zug übrigens auch nicht. Kurzum: Ich hatte nicht den Eindruck, dass in Luxemburg die Netze wirklich besser ausgebaut sind als in Deutschland. Könnte es nicht sein, dass wir in Deutschland besonders geneigt
sind, auf hohem Niveau zu klagen?
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[1.1] wolfbln antwortet auf offenbach83
02.03.2023 10:12

einmal geändert am 02.03.2023 10:20
Wenn man nur die Nachbarländer anschaut, ist das sehr verschieden. Machen wir doch Mal die Runde.

Schweiz (Swisscom, Sunrise, Salt): ist unbestritten besser, hat aber sehr extreme Topographie.

Österreich (A1, Magenta, 3): hier gibt es über die DACH-Tests gute Vergleiche. Da schlägt Magenta bisher Telekom bei uns. Es gibt aber auch schwächere Strecken.

Tschechien (T-Mobile, o2, Vodafone): hat 3 Netze, aber außerhalb von Prag und Brünn effektiv nur 2 wegen Sharing und die sind zumindest von der Abdeckung wirklich besser. Man gehe mal in der Sächsischen Schweiz wandern und dann in der Böhmischen Schweiz.

Polen (Play, Orange, plus, T-Mobile): ist schwierig. Sie haben 4 sehr günstige Netze, auch ganz gut ausgebaut. Aber aufgrund der sehr niedrigen Preise eben auch sehr überlastet. 5G ist spät gestartet und an der Ostsee geht im Sommer kaum mehr etwas.

Dänemark (TDC, Telenor/Telia, 3) : würde ich in der Netzquali über Deutschland setzen. TDC hat ein ausgezeichnetes Netz, sogar in Nordschleswig. Telenor und Telia haben effektiv gemeinsamen Ausbau. Man fahre von Flensburg nach Sylt und bekommt die Dänen besser rein als die deutschen.

Niederlande (kpn, T-Mobile, Vodafone): hat auch etwas bessere Netze als Deutschland. T-Mobile NL liegt deutlich vor der Telekom DE. Aber wie in Dänemark hilft hier auch der Topographie.

Belgien (proximus, Orange, base): würde ich etwa mit Deutschland vergleichbar sehen. In Flandern etwas besser, in Wallonien etwas schwächer und in Brüssel richtig schwach.

Luxembourg (Post, tango, Orange): da hat mein Vorredner schon was dazu gesagt.

Frankreich (Orange, SFR, Bouygues, free): auch hier haben wir viel niedriger Preise als bei uns. Die 4 Netze haben Stärken und Schwächen wie bei uns. Es gibt aber einige Unterschiede: es läuft noch 3G, teilweise auch auf 900 MHz als Fallback und die ARCEP wacht sehr genau über den Ausbau und dokumentiert den auch.

Ergebnis: Deutschland ist ziemlich durchschnittlich. Sowohl in der Topographie. Wie haben von allen etwas: vom Hochgebirge zur Küste, auch mit etwa durchschnittlicher Urbanisierung. Mir erschließt sich nicht, weshalb das deshalb besonders schwer sein soll, die Flächen abzudecken.

Wir sind der umsatzmäßig größte Telekommarkt in Europa, mit den derzeit höchsten Gewinnen (außer Vodafone) und relativ hohen Preisen.
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[1.1.1] 4G-Freak antwortet auf wolfbln
02.03.2023 10:28

2x geändert, zuletzt am 02.03.2023 10:31
Dann scheint die Abdeckung im Ausland tatsächlich besser zu sein.
Die Mobilfunkpreise sind es allemal.
Wir haben also eines der schlechtesten Netze bei den gleichzeitig höchsten Preisen; darüberhinaus zieht die BNetzA die Mobilfunkanbieter hierzulande nicht wirklich zur Verantwortung.

Erstaunlich, dass in Deutschland für UMTS das Band 8 bei 900 MHz niemals genutzt wurde; selbst heute ist es praktisch nur die Telekom, die es für LTE einsetzt; O2 und Vodafone nur ganz vereinzelt.
Erstaunlich ebenso, dass Band 28 hierzulande praktisch nur von Vodafone für LTE eingesetzt wird; die Telekom betreibt in ganz Nordrhein-Westfalen nur eine einzige LTE-Station auf Band 28 in Haltern am See, O2 ebenfalls nur eine in Münster. Für Band 28 braucht man gleich einen teureren 5G-Vertrag, dabei ist die Abdeckung bei 700 MHz am besten.
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[1.1.1.1] wolfbln antwortet auf 4G-Freak
02.03.2023 13:32
Benutzer 4G-Freak schrieb:
Dann scheint die Abdeckung im Ausland tatsächlich besser zu sein.
Die Mobilfunkpreise sind es allemal.
Wir haben also eines der schlechtesten Netze bei den gleichzeitig höchsten Preisen; darüberhinaus zieht die BNetzA die Mobilfunkanbieter hierzulande nicht wirklich zur Verantwortung.

Erstaunlich, dass in Deutschland für UMTS das Band 8 bei 900 MHz niemals genutzt wurde; selbst heute ist es praktisch nur die Telekom, die es für LTE einsetzt; O2 und Vodafone nur ganz vereinzelt.


Das habe ich so nicht gesagt. Ich finde eine differenzierte Betrachtungsweise wichtig. Es gibt nicht nur schlechter oder besser generell, sondern es hängt vom Land ab und den Kriterien. Deutschland ist nicht per se schlechter wie du sagst, oder besser wie Haas meint, sondern ziemlich Mittelmaß.

Auch im Ausland kannst du ziemliche Lücken oder Überlastungen finden. Große Teile der Berliner U-Bahn sind auf EDGE, aber große Teile der Londoner Tube oder Pariser Metro eben ohne jeden Empfang. Daneben haben aber auch Barcelona, Prag oder viele andere Städte komplett 4G/5G im Untergrund.

Weshalb das B8 (900 MHz) nie für 3G benutzt wurde und auch heute nur sporadisch für 4G ist ein offenes Geheimnis. Du wirst auch heute kein B8 in der Nähe von Bahnstrecken finden. Da gibt es immer noch ein Veto von dem bundeseigenen Betrieb, weil er seine Technik nicht abschirmen kann und immer noch nicht voll umgebaut hat.

Womit du weitgehend recht hast, sind die Preise hier. Verglichen mit den üblichen Ländern GB, F, ESP, PL oder ITA haben wir weit höhere Preise für mobiles Internet. Aber es gibt auch Nachbarn wie CZ, DK, NL und BE, wo die Preise dafür höher als bei uns sind. Voice Call Preise sind dagegen für uns günstig.

Es ist nicht alles gut oder schlecht, sondern meist irgendwo dazwischen.
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[1.1.1.1.1] Wechseler antwortet auf wolfbln
02.03.2023 13:36
Benutzer wolfbln schrieb:

Weshalb das B8 (900 MHz) nie für 3G benutzt wurde und auch heute nur sporadisch für 4G ist ein offenes Geheimnis. Du wirst auch heute kein B8 in der Nähe von Bahnstrecken finden. Da gibt es immer noch ein Veto von dem bundeseigenen Betrieb, weil er seine Technik nicht abschirmen kann und immer noch nicht voll umgebaut hat.

Der bundeseigene Betrieb ist fertig, aber die anderen Betreiber offenbar noch nicht. Komischerweise kommen die aber mit B8 problemlos klar, wenn deren Güterzüge ins Ausland rollen.