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Es wird kein Call-by-Call im Ortsnetz geben


17.12.2002 12:27 - Gestartet von b-a
Die Telekom blockt und will höhere Interconnection-Preise.

Die Telekom blockt und will kein Inkasso mehr für "echtes" Call-by-Call machen.

Die klassischen Call-by-Call-Anbieter haben was gegen Ortsgespräche über 0190-0-Nummern.

Dann ist da noch diese Regelung von vor zwei Jahren, die (lukrativen) 0180er und 0190er Nummern zwangsweise nur über den Anschlussbetreiber zu routen ...

Es wird so ähnlich kommen wie mit der Großhandelsflatrate fürs Internet, über die auch keiner mehr redet.

Fragt sich bloß, was dann die EU macht.
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[1] wolfhart antwortet auf b-a
17.12.2002 12:44
Benutzer b-a schrieb:
Es wird so ähnlich kommen wie mit der Großhandelsflatrate fürs Internet, über die auch keiner mehr redet.

Die gibt's doch immer noch. Und sie wird auch genutzt. Ich sag jetzt aber nicht, von wem. :-)

Gruß
Wolfhart
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[2] fruli antwortet auf b-a
17.12.2002 13:17
Benutzer b-a schrieb:

Die Telekom blockt und will höhere Interconnection-Preise.

das will sie schon seit 4 Jahren. nichts neues.


Die Telekom blockt und will kein Inkasso mehr für 'echtes' Call-by-Call machen.

Tele2 wird sich freuen.

Die klassischen Call-by-Call-Anbieter haben was gegen Ortsgespräche über 0190-0-Nummern.

Mag sein. Aber ueber die 0190-0 laesst sich Call-by-Call nicht abstellen, weil die Gerichte das für rechtens erklärt haben.

Wer wie Tele2 oder 01051 sich bereits am Ortsgespraechsmarkt mit 0190-0 etabliert, hat spaeter Startvorteile. Wenn die IC-Gebuehren fuer Ortsgespraeche tatsaechlich paradoxerweise hoeher sein sollten als die anderen IC-Gebuehren, koennte sogar 0190-0 als billige Ortsgespraechs-IC-Plattform weitergenutzt werden...


Dann ist da noch diese Regelung von vor zwei Jahren, die (lukrativen) 0180er und 0190er Nummern zwangsweise nur über den Anschlussbetreiber zu routen ...

Ack. die Carrier Selection Phase II mit ihrem TNB-Zwangsrouting der nicht geografischen Sonderrufnummern war wirklich fuer den Konsumentenwettberb bei diesen Nummern toedlich und wird daher im EU-Telekommunikations-Report auch kritisiert. Man sollte die EU ermuntern, auch hier gegen die BRD ein Vertragsverletzungsverfahren wegen fehlender Betreiberauswahl anzustrengen...


Es wird so ähnlich kommen wie mit der Großhandelsflatrate fürs Internet, über die auch keiner mehr redet.

Ich wuerde dir voll und ganz zustimmen, wenn die BRD alleine entscheiden wuerde und nicht unter unglaublichem Druck der EU stehen wuerde, die vor dem EuGH bekanntlich eine Klage eingereicht hat.

Denn dass die deutsche Regierung und die RegTP die groessten Feinde von Ortsnetz-CarrierSelection in ganz Europa sind, haben sie hinlaenglich mit ihren Worten und 5 Jahren (Obstruktions-)Taten bewiesen.

Fragt sich bloß, was dann die EU macht.

Wenn die EU nicht mit den Konditionen fuer Ortsnetz-Call-by-Call/Preselection in Deutschland zufrieden sein wird (d.h. wenn nicht nahe 100% der Bevoelkerung eine Auswahl zwischen mehreren Ortsgespraechs-Anbietern haben wie in allen anderen EU-Laendern auch), dann wird die Klage eben nicht zurückgezogen und die EuGH-Richter werden gnadenlos sein. Sie nehmen sicher keine Rücksicht auf diese Regierung, die als einzige planmaessig 4 Jahre lang die Umsetzung einer EU-Richtlinie in nationales Recht verhindert hat.

Andere Moeglichkeit: die EU greift direkt in die nationale Regulierung ein, was sie ba naechstes Jahr darf: sie kann dann der RegTP realistische IC-Preise diktieren. Das waere natuerlich eine unglaubliche weitere Blamage fuer die unsaeglichen DTAG-Protektionisten in Berlin.


Deutschland ist in Brüssel ohnehin schon seit vielen Jahren als notorischer EU-Rechtsbrecher und als Schlusslicht bei der Umsetzung europäischen Rechts bekannt - die wissen, dass da Hopfen und Malz verloren ist:

siehe Usenet-Posting <nah.os8sntgfxcx.­fsf@fruli.2y.net>
http://groups.google.com/groups?selm=nah.os8sntgfxcx.fsf%40fruli.2y.net

Informationsdienst der Deutschen Versicherungswirtschaft
Bericht aus Bruessel - Ausgabe Nr. 8 1998 Umsetzung europäischer Richtlinien In einem Bericht der Europäischen Kommission wird festgestellt, daß
*Deutschland* und Österreich mit 90,7 % bei der *Umsetzung* der
*europaeischen Richtlinien* die *Schlusslichter* der Mitgliedstaaten
der Europäischen Union sind. Dänemark führt mit einer
Umsetzungsquote von 97,5 % vor Großbritannien (95%) und Frankreich
von 91,9 %. Gegen die Bundesrepublik laufen wegen der Nichtumsetzung der
Richtlinien inzwischen 22 Vertragsverletzungsverfahren. In den Bereichen Steuerrecht und Energie sind 99 % der Richtlinien
umgesetzt, im öffentlichen Auftragswesen 70 % und im
Telekommunikations- und audiovisuellen Bereich 67%.

Brüssel, den 29. Januar 1997 Die Kommission fordert zum ersten Mal
Bußgelder bei Nichtvollzug eines Urteils des Europäischen
Gerichtshofs. Die Europäische Kommission hat heute beschlossen, beim
Europäischen Gerichtshof gegen Deutschland und Italien ein Verfahren
anzustrengen wegen Nichtausführung früherer Urteile, die der
Gerichtshof wegen eines Verstoßes gegen das europäische Umweltrecht
gefällt hatte. Außerdem hat sie beschlossen, bei dieser Gelegenheit
zum ersten Mal vom Gerichtshof die Verhängung von Bußgeldern zu
fordern - wozu dieser laut Maastrichter Vertrag befugt ist.

So long.
fruli
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[2.1] batrabbit antwortet auf fruli
17.12.2002 16:01
Benutzer fruli schrieb:

Wenn die EU nicht mit den Konditionen fuer Ortsnetz-Call-by-Call/Preselection in Deutschland zufrieden sein wird (d.h. wenn nicht nahe 100% der Bevoelkerung eine Auswahl zwischen mehreren Ortsgespraechs-Anbietern haben wie in allen anderen EU-Laendern auch), dann wird die Klage eben nicht zurückgezogen und die EuGH-Richter werden gnadenlos sein.

Es ist jetzt schon über alle Telekom-Anschlüsse CbC im
Ortsnetz mittels 01900 möglich. Fehlt noch die Preselection.
Der deutsche Markt ist wesentlich wettbewerbsintensiver als
die meisten (alle?) anderen EU-Märkte dank der Möglichkeit,
CbC ohne Anmeldung über die Telekom-Rechnung zu führen.
In den meisten Ländern ist eine Anmeldung erforderlich,
weil der ehemalige Monopolist nicht zur Rechnungsstellung
für die Fremdanbieter verpflichtet wurde.
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[2.1.1] fruli antwortet auf batrabbit
17.12.2002 16:44
Benutzer batrabbit schrieb:
Benutzer fruli schrieb:

Wenn die EU nicht mit den Konditionen fuer Ortsnetz-Call-by-Call/Preselection in Deutschland zufrieden sein wird (d.h. wenn nicht nahe 100% der Bevoelkerung eine Auswahl zwischen mehreren Ortsgespraechs-Anbietern haben wie in allen anderen EU-Laendern auch), dann wird die Klage eben nicht zurückgezogen und die EuGH-Richter werden gnadenlos sein.

Es ist jetzt schon über alle Telekom-Anschlüsse CbC im Ortsnetz mittels 01900 möglich.

Diese Möglichkeit besteht nur dank einer Regulierungslücke in Deutschland, die man sich in Anbetracht des seit Juni 2000 laufenden EU-Verfahrens gegen die BRD wegen fehlener CarrierSelection bei Ortsgespraechen von Seiten der DTAG-Aktionärs-Regierung nicht mehr traute, per Gesetz oder Verordnung zu schliessen.

Die RegTP kaempfte im übrigen noch in Eintracht mit der DTAG bis Ende 2001 vor Gericht gegen die Zulassung von Ortsgespraechen per 0190-0-Call-by-Call

siehe Urteil des LG Köln 84 O 140/01 vom 14.11.2001 hierzu:

http://www.jurpc.de/rechtspr/20020046.htm

http://www.jurpc.de/rechtspr/20020046.cpc?strict;page=1;scale=fitheight

Die RegTP hat dabei laut Urteilsbegruendung die abenteuerliche Rechtsauffassung vertreten, Ortsnetz-Call-by-Call ueber 0190-0 sei schlicht und einfach deshalb nicht zulaessig, weil es nicht explizit in Gesetzen oder Verordnungen vorgesehen ist (und was nicht explizit erlaubt ist, ist bei deutschen Behoerden wie der RegTP ja bekanntlich implizit verboten) ;-)

Zudem ist dieses 0190-0-Call-by-Call nur ein Notnagel, der nicht dem EU-Rechtsrahmen fuer Call-by-Call entspricht.

Fehlt noch die Preselection.

Laut EU-Telekommunikationsbericht 2002 vom November 2002 ist Deutschland das einzige Land der EU, in dem keine Preselection fuer Ortsgespraeche moeglich ist.


Der deutsche Markt ist wesentlich wettbewerbsintensiver als die meisten (alle?) anderen EU-Märkte dank der Möglichkeit, CbC ohne Anmeldung über die Telekom-Rechnung zu führen.

Dies ist eine von der Bundesregierung und der RegTP hochgehaltene Mär, die vollkommen ueberholt ist.

Schau dir doch mal den Telekommunikations-Reports der EU und entsprechende Dokumente an:

Der Marktanteil des Incumbents ist in vielen EU-Staaten trotz fehlender Rechnungsstellungs- und (begrenzter) Inkasso-Pflicht durch den Incumbent auch bei Fern- und Auslandsgespraechen etwa gleich hoch wie in Deutschland.

... und von einem wettbewerbsintensiven deutschen TK-Markt zu sprechen ist angesichts des katastrophal hohen ILEC-Marktnateils bei Ortsgespraechen (97%-98%, bei Privatkunden weit hoeher ein Witz.

In Grossbritannien dagegen, das den TK-Markt weit spaeter als dei BRD fuer Privatkunden liberalisiert hat, hat der ILEC British Telecom dagegen dank Preselection/Call-by-Call bei Ortsgespraechen nur noch 67% Marktanteil - trotz fehlener ILEC-Rechnungsstellung durch BT fuer die alternativen Carrier.

Gegen Grossbritannien leitete die EU uebrigens im Mai/Juni 2000 zeitgleich ein Vertragsverletzungsverfahren wegen der fehlenden Ortsgespraechs-Carrier Selection ein: London hat reagiert und umgesetzt; die BRD dagegen bis ins Jahr 2003 weiter mit allen Tricks verschleppt. Der EU bleibt ja nichts anderes uebrig, als die BRD vor den EuGH zu zerren bei dieser Obstuktions-Energie, die die BRD an den Tag legt.


In den meisten Ländern ist eine Anmeldung erforderlich, weil der ehemalige Monopolist nicht zur Rechnungsstellung für die Fremdanbieter verpflichtet wurde.

Offensichtlich spielt das fuer die Marktanteile der ILECs / alternativen Carrier aber eben keine besondere Rolle, wie man im EU-Vergleich sieht.


BTW: auch bei Grosshandels-Schmalband-Flatrate und DSL-Bitstream-Grosshandelszugaengen,beim DSL-Line Sharing sowie bei der Erschliessung des TV-Kabels als letzte Meile fuer Konkurrenten ist die BRD im EU-Vergleich weit hinten abgeschlagen.


Deutsche TK-Regulierung == EU-Mittelmass und in vielen Bereichen sogar weit hinten und bei der Ortsgespraechsliberalisierung bzgl. Marktanteil und Wahlmoeglichkeit der Verbraucher unbestritten Schlußlicht.


hier noch Ausschnitte des EU-Reports bzgl. Ortsgespraechen:

http://europa.eu.int/eur-lex/de/com/rpt/2002/com2002_0695de01.pdf

die BRD ist das einzige EU-Land ohne Ortsgespraechs-Call-by-Call und
Ortsgespraechs-Preselection:

4.7.1. Betreiberauswahl und Betreibervorauswahl

Betreiberauswahl und -vorauswahl sollten seit dem 1. Januar 2000 in
allen Mitgliedstaaten möglich sein, mit Ausnahme der Länder, denen
eine Verlängerung bewilligt wurde. Sie stehen nun für sämtliche
Anrufe zu geografischen Nummern von Festtelefonen aus zur Verfügung, ausgenommen bei Ortsgesprächen in Deutschland.


3.6.3. Marktanteile
Die Anteile der etablierten Betreiber am öffentlichen
Festtelefonmarkt werden für Ende 2001
im Durchschnitt bei Ortsgesprächen auf 89 %, bei Ferngesprächen auf 73,5 % und bei Auslandsgesprächen auf 67,6 % der Endkundenumsätze geschätzt.

Abgesehen von Griechenland, wo die Liberalisierung später begann als in den anderen Ländern, haben nur in Belgien und Deutschland die etablierten Betreiber bei Ortsgesprächen
noch immer einen Anteil von fast 100 %. In fünf Mitgliedstaaten
(Spanien, Frankreich, Irland, Italien, Niederlande) beträgt der Anteil der etablierten Betreiber zwischen 80 % und 90 %, im
Vereinigten Königreich etwa 66 %.

3.2. Auswahl der Verbraucher unter verschiedenen Festnetzbetreibern

Acht Mitgliedstaaten
(Spanien, Frankreich, Irland, Niederlande, Österreich, Portugal, Schweden, Vereinigtes
Königreich) berichten, dass fast alle Teilnehmer bei Ortsgesprächen zwischen mehr als fünf
alternativen Anbietern wählen können, wogegen sich die Wahl in Spanien und Luxemburg
auf 3 bis 5 Anbieter beschränkte. Dagegen können sich nur 30 % der deutschen und 42 % der
finnischen Teilnehmer dafür entscheiden, Ortsgespräche nicht über den etablierten Betreiber
zu führen.


So long.
fruli


So long.
fruli
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[3] hdontour antwortet auf b-a
17.12.2002 19:15
Die Telekom blockt und will kein Inkasso mehr für "echtes" Call-by-Call machen.

..was ja auch verständlich ist.

Daß die Telekom für alle die CBC - Rechnungen schreiben und kassieren muß, war wohl einer größten Fehler der am 1.1.98 zur Liberalisierung gemacht wurde.

Es hätte von a l l e n Telephonanbieter gemeinsam eine Firma gegründet werden müssen, die zentral für a l l e Anbieter die Rechnungen schreibt.