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jetzt mal langsam.....


25.09.2023 17:04 - Gestartet von wolfbln
5x geändert, zuletzt am 25.09.2023 19:54
Dass ein Gerät für 2000 € etwas nicht kann, was für 200 € geht, ist peinlich und wirft ein schlechtes Licht auf Apple zurück. Ist das jetzt so ein großer Nachteil? Ja und nein, kommt halt darauf an, wie die Situation vor Ort ist.

Band 28 im 5G (n28 genannt) auf 700 MHz ist die beste Flächenfrequenz im Mobilfunk zur Zeit. Sie wird für das Land und auch inzwischen in Städten für die Indoor-Versorgung eingesetzt. Im NSA-Verfahren, was bisher der 5G Standard in Deutschland ist, muss 5G im 4G/LTE ankern, um seine Booster Wirkung zu zeigen.

Wenn jetzt auf dem Land oder indoor nur ein weiteres 4G Lowband, nämlich oft B20 verfügbar ist, dann kann es von diesen Geräten nicht geankert werden. Daher können diese Handys diese Kombi nicht. Es liegt meistens am Antennendesign. Oft betrifft dieser Lowband-Mangel auch LTE intern bei der Bündelung (Carrier Aggregation). An Stellen wo etwa Band 20 (800 Mhz) und B8 (900 MHz) simultan ausgestahlt werden, wie an vielen Autobahnen, können viele dieser Handys auch 2 Lowbänder im LTE nicht aggregieren, was man daran sieht, dass das + hinter 4G oder LTE feht.

Was hat das nun zur Folge? Dort wo die Antennenkombi n28/B20 steht und das ist bei o2 oft auf dem Land an praktisch jeder kürzlich umgebauten Station, kommt nur 4G rein, wenn nicht noch LTE Midband vorhanden ist. Das Handy zeigt zwar fälschlicherweise 5G an, was die meisten Nutzer dann täuscht. Zur Kontrolle kann man zwei Speedtests mit Ookla machen mit einmal 4G-only und dann 5G aktiviert. Wenn 4&5G nicht schneller sind als 4G alleine, stimmt da irgendetwas nicht.

Was bringt n28 aber wirklich? Hier hoffe ich mal von Teltarif, dass Speedtests kommen, um das konkret zu vergleichen. Wie steht etwa das neue iPhone in solchen Situationen ggü. dem viel günstigeren T-Phone oder einem ähnlich teuren Android High-End Gerät, das das kann. n28 ist nicht der Game Changer für 5G wie es etwa n78 ist, kann also maximal etwas den Speed erhöhen, aber nicht in den Giga-Bereich verdoppeln.

In der Realität wird es wohl von der Belastung der LTE B20 Zelle abhängig sein, was es effektiv bringt. Ist sie sehr belastet, geht der LTE Download bekanntlich auf wenige Mbit/s runter, oder fast gar nix mehr, wie man z.B. bei o2 gut beobachten kann. Das 5G n28 ist natürlich derzeit daneben leer und kann mit weit höheren Speeds aufwarten, wenn das Handy das ankern könnte. Andererseits ist der Vorteil bei einer weniger belasteten LTE 800 Zelle dann auch weniger groß.

Wen betrifft das jetzt? o2 ist sehr betroffen, denn sie verbauen n28 auf dem Land und inzwischen auch in Städten, aber auch Vodafone und Telekom. Und o2 hat so einige überlastete Sektoren, auch auf dem Land. Bei der Telekom ist es etwas weniger relevant, weil dort mehr Midband (1800, 2100 MHz) oder Highband (2600 MHz) verbaut wird und die Handys, die Lowband nicht ankern können das bei einer Mid- oder Highband-Ankerzelle im LTE gut hinkriegen. Nur dann ist der Effekt überschaubar, da LTE Highband schon alleine gute Speeds erreicht, insbesondere in der LTE Carrier Aggregation (= Addition verschiedener LTE-Bänder dazu), so dass n28 nicht viel mehr on top bringt. Vodafone bietet zudem als einziger teilweise noch Band 28 im LTE an, was aber (s.o.) diese Handys auch nicht mit B20 aggregieren können, aber immerhin dann die Last zwischen den beiden Lowbands aufteilt.

Perspektivisch soll bei allen 3 deutschen Netzbetreibern das Band 28 in das 5G SA (= Standalone oder + genannt bei Vodafone). Dann wäre das Lowband Problem gelöst, weil keine LTE-Zelle zur Ankerung mehr notwendig wäre. Nur das dauert noch, weil es noch technische Probleme gibt. Telekom hat SA nur für Geschäftskunden, o2 nur intern für Beta-Tester und Vodafone's Test ist zwar quasi public, aber bisher auf sehr wenige Endgeräte beschränkt.

So lange muss man schon deutlich von Geräten abraten, die keine Lowband-Ankerung (engl.: lowband ENDC) können und immer wieder fordern, Listen zu veröffentlichen, denn in den technischen Specs der Modelle wird das nicht genannt. Es reicht eben nicht, dass es 5G n28 kann, sondern das auch im Band 20 oder 8 des 4G/LTE ankern kann und das sagt dir keiner.

Danke an Hennig, dass er es getestet hat.
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[1] fruli antwortet auf wolfbln
28.09.2023 06:35
Benutzer wolfbln schrieb:

Wen betrifft das jetzt? o2 ist sehr betroffen, denn sie verbauen n28 auf dem Land und inzwischen auch in Städten, aber auch Vodafone und Telekom. Und o2 hat so einige überlastete Sektoren, auch auf dem Land. Bei der Telekom ist es etwas weniger relevant, weil dort mehr Midband (1800, 2100 MHz) oder Highband (2600 MHz) verbaut wird und die Handys, die Lowband nicht ankern können das bei einer Mid- oder Highband-Ankerzelle im LTE gut hinkriegen.

Hier auf dem Land wurde von der Telekom Anfang des Jahres ein reiner Low-Band-Standort (nach 6 Jahren Vorlaufzeit...) in Betrieb genommen, nur LTE B20 und 5G n28 (Kuriosum am Rande: Vodafone-LTE, das nur auf B20 aus dem Nachbarort via Telekom-MOCN hier reinkam, wurde dadurch empfangstechnisch völlig gekillt, seitdem wieder nur noch EDGE von denen hier)

Speed mit dem neuen Standort bei der Telekom: mit LTE B20 allein (z.B. Iphone SE 3. Generation) ca. 25 MBit/s, mit Galaxy A53 5G und n28_B20-5G-NSA etwas über 50 MBit/s und damit etwa das Doppelte jeweils indoor im Durchschnitt. Letzteres liefert hier aber auch O2 auf B3 aus dem Nachbarort bei guten Empfangsbedingungen und außerhalb der Peak-Zeiten.


So lange muss man schon deutlich von Geräten abraten, die keine Lowband-Ankerung (engl.: lowband ENDC) können und immer wieder fordern, Listen zu veröffentlichen, denn in den technischen Specs der Modelle wird das nicht genannt. Es reicht eben nicht, dass es 5G n28 kann, sondern das auch im Band 20 oder 8 des 4G/LTE ankern kann und das sagt dir keiner.

Genau, das ist in der Praxis leider so eine Art Geheimwissenschaft, von der die meisten unbedarften Mobilfunk-Nutzer auf dem Land keine Ahnung haben.

Erinnert an den Festnetz-DSL-Bereich vor 10-15 Jahren, als die Telekom ADSL noch Fixed und ADSL2+ nur mit ihren rigiden rechnerischen Schaltgrenzen geschaltet hatte und man bei anderen Anbietern, die da offensiver vorgingen, auch auf das optimale Endgerät achten musste, wenn man eine halbwegs zeitgemäße stabile DSL-Performance haben wollte.

So long.
fruli