Frei Sprechen
29.04.2008 19:52

Mobiles Internet mit UMTS, EDGE - oder intelligenter Software

teltarif.de Leser swessels schreibt:
Auf die Internet-Tauglichkeit hatte ich gar nicht geachtet, als ich mir im Herbst vergangenen Jahres ein neues Handy holte. Meine Wahl fiel auf das Sony Ericsson W580i wegen des Designs, der Walkman- und Radio-Funktion, der Kamera, der enthaltenen Speicherkarte und des günstigen Preises; Internet war kein Kriterium. Ich habe DSL und bin schon genug im Internet, dachte ich, und es wäre Unsinn, jetzt auch noch unterwegs ins Netz zu gehen - mit einem Mini-Display, lahmer Datenrate und zusätzlichen Kosten. Quatsch.

Aber wenn man so ein neues Gerät hat, probiert man ja alles mal aus. Ich besuchte also mit dem vorinstallierten Minimal-Browser ein paar Webseiten, und da ich es noch nicht gewohnt war, das mit einem Handy zu können, war das ganz nett - aber nichts, das man ernsthaft im Alltag gebrauchen könnte. Punkt eins: zu langsam. Punkt zwei: keine Grafiken, keine Farben, rudimentäre Schriftformatierung. Von den Webseiten, so wie sie mal gedacht waren, bleibt nicht viel übrig. Man kann einen Text lesen, ja, aber das war's auch schon, und sehr viel Spaß macht es nicht. Gibt es überhaupt eine sinnvolle Verwendung für so einen Internetzugang? Mails abfragen vielleicht? Das geht zwar über das Web-Interface von Google Mail, wo ich meinen Account habe, aber erst die Seite laden, nach der Eingabe von Mailadresse und Passwort den Posteingang laden, dann die zu lesende E-Mail laden, also dreimal laden - bis dahin vergehen Ewigkeiten. Nicht praktikabel.

Umso angenehmer überrascht war ich, als ich die Möglichkeiten kennenlernte, ein simples, javafähiges GPRS-Handy mit ein paar beeindruckenden, kleinen Stückchen Software über sich hinauswachsen zu lassen, die ich nur nachdrücklich empfehlen kann. Es ist nicht so, dass ich jetzt stundenlang mit dem Handy im Internet unterwegs wäre - dafür sind Tastatur und Display einfach zu eingeschränkt, und wenn man zu Hause DSL hat, wäre das auch wirklich Quatsch. Aber ich benutze mobiles Internet inzwischen regelmäßig und finde es sehr praktisch und angenehm - dank diesen wundervollen Tools:

Opera Mini: Geniestreich aus Norwegen

Der norwegische Hersteller des zukunftweisenden Internetbrowsers Opera, von dem so viele Funktionen und Add-Ons des beliebten Firefox abgeguckt sind, bietet auch einen Handybrowser namens Opera Mobile und die abgespeckte kostenlos-Variante Opera Mini an, die im Download nur phänomenal schlanke 100 Kilobyte und ein paar Zerquetschte umfasst und auf jedem Java-fähigen Handy läuft. Dieser macht das mobile Surfen auch unterhalb von EDGE-Geschwindigkeit praxistauglich.

Der Trick dabei ist, dass die Daten aufgerufener Webseiten über einen Server von Opera geleitet werden, der diese dabei kleinrechnet und komprimiert. Das spart nicht nur eine Menge Zeit, sondern auch Datenvolumen. Und auch wenn man nun denken könnte, dass komprimierte Seiten doch bestimmt nackt und hässlich aussehen, ist im Vergleich zu dem integrierten Minimal-Browser genau das Gegenteil der Fall: Opera Mini bzw. der dazugehörige externe Server sorgt nämlich dafür, dass das Erscheinungsbild der Webseiten möglichst erhalten bleibt, und das gelingt ihm so gut, dass man auf einen ersten, flüchtigen Blick oft gar keinen Unterschied sieht.

Wenn eine Webseite originalgetreu dargestellt wird, werden natürlich die Schriften so klein, dass man sie nicht mehr lesen kann. Deshalb gibt es zwei Seitenansichten. Zunächst erscheint die volle Breite der Seite im Überblick, ohne dass man viel lesen könnte. Gleichzeitig erscheint ein kleines Rechteck, mit dem man sich über die Seite bewegen und einen gewünschten Bereich auswählen und heranzoomen kann, so dass er sich gut lesen lässt. Dabei muss man nur, wie beim Surfen am Computer auch, auf- und abwärts scrollen, denn Opera Mini erkennt Textabsätze und formatiert sie so, dass sie in der vergrößerten Ansicht der Breite nach genau auf das Display passen. Diese schmaleren Textspalten machen auch schon den größten Unterschied zum gewohnen Browsen aus. Farben, Schriftarten, Layout - alles bleibt weitgehend erhalten und ist in wenigen Sekunden übertragen. Auch die Grafiken kommen mit und verbrauchen kaum Datenvolumen und Zeit, da in der kleinen Größe eine sehr geringe Auflösung genügt und der Server sie entsprechend komprimiert.

Wie viele, oder besser gesagt, wie wenige Kilobytes jeweils eine von Opera Mini optimierte und übertragene Webseite umfasst, kann man jederzeit am unteren Display-Rand verfolgen, wo eingeblendet wird, wieviel schon übertragen ist und wieviel noch kommt. Funktionen für Lesezeichen/Bookmarks und Verlauf ersparen Tasteneingaben, alternativ kann man gern besuchte Seiten mit einer Tasten-Kurzwahl verknüpfen. Suchfelder lassen sich direkt speichern und ansteuern, so dass man etwa eine Google-Suche oder eine Wikipedia-Abfrage starten kann, ohne erst die entsprechenden Webseiten laden zu müssen.

Mobiler Zugriff auf die E-Mails mit Gmail

Auch für Gmail (a.k.a. Googlemail) gibt es eine Java-Anwendung, die es Nutzern des Maildienstes von Google ermöglicht, unterwegs mal eben nachzusehen, ob man neue E-Mails bekommen hat (natürlich kann man solche auch versenden, stößt dann aber eben an die Grenzen einer Handy-Tastatur). Die Software ist ungefähr so schlank wie Opera Mini. Da die Zugangsdaten bei der Installation mit gespeichert werden, entfällt das Einloggen. Startet man das Tool, dauert es wenige Sekunden, und man hat sofort den Posteingang vor sich, der die letzten 20 Nachrichten mit Absender, Betreff und Uhrzeit/Datum anzeigt. Die Inhalte einer E-Mail werden nur geladen, wenn man diese im Posteingang anwählt. Der Witz dabei ist, dass der Posteingang selbst ja Teil der auf dem Handy installierten Software ist, so dass es praktisch nur einige wenige Textzeilen sind, die übertragen werden müssen, eben Betreff, Datum, Uhrzeit und Absender der E-Mails - und das dauert natürlich nicht lange. Funktionen wie Archivieren, Markieren, Spam melden und E-Mail suchen sind per Menü oder Tasten-Shortcuts zugänglich.

Auch unterwegs praktisch: Google Maps

Karten und Satellitenfotos sind schon etwas anderes als ein paar Textzeilen im Posteingang. Dauert das nicht ewig über GPRS? Nun, das mobile Google Maps baut eine Karte natürlich nicht ganz so schnell auf wie der Gmail-Posteingang ein Bisschen Text, aber allemal schnell genug, um sich mal eben einen Überblick über die Umgebung zu verschaffen, in der man sich befindet, oder sich eine Route errechnen zu lassen. Vergleicht man die Handgriffe, die dazu nötig sind, mit dem Aufspüren einer Straße in einem Papier-Stadtplan - im alphabetischen Straßenverzeichnis nachschlagen, dann das Planquadrat, dann die Straße suchen -, liegt Google Maps sehr gut im Rennen, was Geschwindigkeit und Komfort angeht. Auch hier scheint mir die größte Mühe noch in der Eingabe einer Adresse über die Handytastatur zu sein - nicht das relativ kurze Warten.

Was gute Software alles kann...

Es ist beeindruckend, wie viel Funktionsumfang in ein 100-Kilobyte-Tool passt, und vor allem, wie viel Leistung eine intelligente Software aus einer relativ schwachen Hardware herausholen kann. Da ist es schon fast wieder schade, dass Handys und PCs sich immer ähnlicher und die Mobilfunknetze breitbandig werden, so dass man mobil ohnehin bald dieselbe Software benutzen kann wie zu Hause. Es wäre spannend, zu sehen, welche Mini-Software-Entwicklungen da sonst noch so kämen.

Kommentare zum Thema (2)
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Mobiles surfen
Robertkoeglmeier antwortet
30.12.2008 07:39
Den beitrag meines vorgängers fand ich klasse.ich habe keinen pc zuhause.ich benutze den e90 mit o2 flat.wenn man aber zukunftsforschern glauben will hat sich das thema dsl in 5 bis 10 jahren erledigt.mobiles internet geht auch zuhause uhd ist nicht teurer als dsl.ich wollte dsl haben.unser hauselektriger hatt uns aufgeklärt.vor dem haus underm gesteig ist bei uns in nürnberg 16mbps verfügba.im haus sind aber so alte leitungen(bj. 1959)das max. 2mbps möglich sind.ich hätte auf eigene kosten die leitungen erneuerlassen müssen.das habe ich nicht,das sehe ich nicht ein.ich stehe zum mobilfumk und bin zufrieden.
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Mobile Webseiten als Hauptproblem
MichaelMarkus antwortet
30.12.2008 12:55
Ich denke auch dass Opera eine gute Variante ist, wenn man mobil surfen will (und damit klar kommt, auch mal neue Programme und Einstellungen auf sein Handy zu packen ;)). Das Problem ist aber leider immer noch ein anderes: Die unzulängliche Umstellung der Webseiten durch die Betreiber! Viele Webseiten sind ein No-Go fürs mobile Surfen und die Betreiber legen (bislang noch) keinen Wert darauf, die Seiten anzupassen. Sehr schade, weil schlechte MobiSites richtig anstrengend sind..

MM