Der Tarif-Spot: Fyve und die "Pille fürs Handy"
Der Handy-Tarif Fyve soll heilen
Bild: Fyve, Screenshot: teltarif.de
Wie bei Soldaten im Gleichschritt klacken die Stilettos auf den blank geputzten Fliesen,
die Uniformen bestehen aus weißen Kitteln, Häubchen, halterlosen Strümpfen und
Stöckelschuhen. Schritt für Schritt rücken die drei Krankenschwestern durch die Gänge
der Klinik, bis sie vor der Tür einer der steril-weißen Zellen halten. Der Patient ein
barfüßiger Geschäftsmann mit geöffnetem Hemd und um die Stirn gewickelter Krawatte,
besessen von dem Handy in seiner Hand. "Online, online", stößt er erregt hervor, dann
"teuer, verdammter Mist". "Dreckiges Miststück!" Er schleudert das Mobiltelefon zu Boden
und trampelt darauf herum. Vor seiner Zellentür geht eine der drei Klinik-Grazien langsam
in die Knie und serviert dem Irren durch die Klappe eine grüne SIM-Karte - hier ist
sie, die "Pille fürs Handy".
Der Handy-Tarif Fyve soll heilen
Bild: Fyve, Screenshot: teltarif.de
Diese Szene spielt sich im aktuellen TV-Werbespot "Schluss mit dem Tarif-Wahnsinn" für den Handy-Tarif Fyve des Mobilfunkanbieters Vodafone und der SevenOne Intermedia - ein Unternehmen der ProSiebenSat.1-Gruppe - ab. Verantwortlich für den auf ProSieben, SAT.1 und kabel eins laufenden Spot ist die hauseigene Agentur Creative Solutions. Die Macher der Werbekampagne für den grundgebührfreien und nur im Web-Shop des Anbieters erhältlichen Prepaid-Tarif kommentieren mit diesem TV-Spot auf ironische Weise die Lage auf dem deutschen Mobilfunkmarkt.
Krankheit als Metapher
In einer zweiten Version der Fyve-Werbung hockt eine Frau in der Zellenecke. Gollum-artig schwankt sie zwischen Abscheu und Zuneigung zu ihrem "Schatz", dem Handy, hin und her. Doch der martialische Rambo und das hysterische Weib in dem Werbespot sind nur klischeehafte geschlechtsspezifische Formen desselben pathologischen Symptoms. Beide Figuren aus dem Fyve-Spot leiden unter einem erdrückenden (Tarif-) System, symbolisiert durch das Handy.
Wahnsinn oder Heilung - diese Frage stellt sich nicht nur den Eingesperrten sondern auch dem Betrachter des Werbespots. Der noch recht neue Handy-Tarif Fyve verspricht Potenz und Erlösung vom "Tarif-Wahnsinn". Sollen die Patienten bzw. die Handy-Nutzer die (in diesem Fall süße) Pille schlucken, die in einer sexuell suggestiven Szene dargereicht wird?
Die nackten Tatsachen
Die nackten Tatsachen zum Tarif, mit denen der Anbieter Einsteigern die Angst vor den Kosten fürs mobile Internet nehmen will: Nutzer einer Fyve-SIM-Karte zahlen beispielsweise 10 Euro für eine Flatrate mit 500 MB Volumen für Datenübertragungen mit HSPA-Geschwindigkeit von bis zu 7,2 MBit/s im Downstream über einen Zeitraum von 30 Tagen. Die Telefonminute bei Anrufen und das Versenden einer SMS-Mitteilung innerhalb Deutschlands kosten im Fyve-Tarif jeweils vergleichsweise günstige 9 Cent. Der gleiche Minutenpreis gilt auch für das Telefonieren in die Festnetze von 33 anderen Ländern.
Im Netz von Vodafone findet unser Mobilfunk-Tarifrechner zurzeit kein vergleichbares echtes Prepaid-Angebot. Im Prepaid-Tarif der Vodafone-eigenen Discount-Marke o.tel.o fehlen zum Beispiel die Tarifoptionen für den mobilen Internetzugang. Der clever9-Tarif von Callmobile kommt mit Administrationsgebühr bei Nichtnutzung und durchweg hohen Minutenpreisen für Anrufe ins Ausland. Bei einigen Anbietern in anderen Mobilfunknetzen wie etwa Fonic oder Lidl finden Interessenten jedoch ähnliche Tarifangebote, die noch ein klein bisschen mehr bieten als der Fyve-Tarif. In diesen beiden Prepaid-Tarifen im o2-Netz sind etwa Handy-Anrufe in die Festnetze von 50 anderen Ländern für 9 Cent pro Minute möglich - auch "das ist die Wahrheit".
Die zwei Fyve-Werbespots zum Ansehen
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