Netzebenen

Netzebene 3 und 4 im Kabelnetz: Was bedeutet das?

Die TV-Kabel­netze sind in Deutsch­land in vier Netz­ebenen geglie­dert. Wir erläu­tern die Hinter­gründe der Auftei­lung und erklären Ihnen, welche Rele­vanz die Netz­ebene 3 (NE3) und Netz­ebene 4 (NE4) für Kabel­netz-Kunden haben.
Von Thorsten Neuhetzki / Julian Ruecker

Netzebene 3 und 4 im Kabelnetz: Was bedeutet das? Netzebene 3 und 4 im Kabelnetz: Was bedeutet das?
Bild: teltarif.de
In Deutsch­land wird im Kabel­netz zwischen vier verschie­denen Netz­ebenen unter­schieden. Dabei haben die Ebenen 1 und 2 für den Kunden keine Bedeu­tung, da sie nur die TV-Sender und die Infra­struktur der Kabel­netz­betreiber auf Back­bone-Ebene betreffen. Die weiteren Netz­ebenen 3 und 4 haben aber durchaus eine Bewandtnis für den Kunden: Sie entscheiden darüber, welcher Anbieter einen Kunden versorgt:

  • Ebene 1 für die Programm­pro­duk­tion (das sind die Fernseh- und Radio­sender),
  • Ebene 2 für den Betrieb der soge­nannten Kopf­stationen, die die TV- und Radio­signale empfangen und weiter­leiten,
  • Ebene 3 für die Stra­ßen­ver­teiler und
  • Ebene 4 für die Haus­ver­teiler.

Auf der Netz­ebene 3 befinden sich die zwei deut­schen Kabelnetz­betreiber Voda­fone (ehemals Kabel Deutsch­land) und Tele Columbus (seit 2017 mit Pÿur als Endkun­den­marke). Unity­media als ehemals Dritter im Bunde wurde 2019 von Voda­fone über­nommen. Als Privat­kunden haben Nutzer nur Kontakt mit Anbie­tern auf der Netz­ebene 4, wobei die Netz­betreiber aber alle auch in einigen Regionen auf dieser Ebene als Kabel­anbieter für Endkunden aktiv sind.

Gründe für Netz­ebenen sind histo­risch

Netzebene 3 und 4 im Kabelnetz: Was bedeutet das? Netzebene 3 und 4 im Kabelnetz: Was bedeutet das?
Bild: teltarif.de
Diese Auftei­lung, die ihren Ursprung in den medien­politischen Verhält­nissen der acht­ziger Jahre hat, als die Telekom mit dem Aufbau der ersten Kabel­netze begann, behin­dert heute die rasche Aufrüs­tung des TV-Kabel­netzes. Denn: Ein solches Netz­werk muss die Netz­ebenen koor­dinieren.

Kaum ein Betreiber ist aber im Besitz sämt­licher Netz­ebenen. Selbst das Kabel­netz der Telekom endete meist an der Grundstücks­grenze, den Haus­anschluss besorgten Wohnungs­gesellschaften, Anten­nen­bauer oder andere private Betreiber. Allein die Zahl kleiner und kleinster Betreiber, die sich auf Netz­ebene 4 tummeln, wird auf mehrere Tausend geschätzt.

An der Schnitt­stelle von Netz­ebene 3 zu Netz­ebene 4 (Haus­über­gabe­punkt/HÜP) suchen große und kleine Netz­betreiber nach geeig­neten Kondi­tionen zur Verrech­nung ihrer Leis­tungen. Die kleinen Kabel­netz-Anbieter (Wohnungs­gesellschaften, Anten­nen­bauer etc.), deren eigenes Kabel nur wenige Meter vom Kunden­anschluss bis zu den Kabel­leitungen in der Straße reicht, müssen sich hier den Vorwurf gefallen lassen, nur Nutz­nießer des ehemals mit staat­lichen Subven­tionen aufge­bauten Kabel­netzes zu sein. Es wird ihnen ange­kreidet, sie würden die Kabel­netze zu geringen Gebühren zu viel anzapfen, aber einen Groß­teil der Kabel­gebühren einstrei­chen - Netz­ebene 4 gilt als die weitaus profi­tabelste Netz­ebene.

Auch der Vermieter kann der Kabel­netz­anbieter sein

Wer Internet und Tele­fonie über das TV-Kabel nutzen möchte, muss grund­sätz­lich Zugang zu einem moder­nisierten, also rück­kanal­fähigen, Kabel­anschluss haben. Sie können dies einfach heraus­finden, indem Sie auf der Webseite des in Ihrem Bundes­land zustän­digen Kabelnetz­betreibers die Verfüg­bar­keit prüfen. Ist die Grund­vor­aus­set­zung erfüllt, können Sie je nach Vermarktungs­situation direkt Kunde bei einem der großen Kabelnetz­betreiber werden oder den dort verant­wort­lichen Betreiber der Netz­ebene 4 (Kabel­ser­vice-Gesell­schaften oder Wohnungs­wirtschaft) kontak­tieren. Diese Infor­mation ist beispiels­weise auch im Miet­ver­trag oder beim Haus­eigen­tümer verfügbar.

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