Verteidigung?

"Drückerkolonnen": Kabel Deutschland versucht Stellungnahme

Unternehmen schweigt aber zum Kernvorwurf
Von Ralf Trautmann

Die Wirtschaftswoche spricht von Drückerkolonnen: Kabel Deutschland sieht sich nach der gestrigen Meldung des Magazins über eine neue Masche zur Kundengewinnung im Bereich der Telefonie- und Internet-Dienste auf Kosten von Festnetz-Konkurrenten zu einer Stellungnahme veranlasst. Zu den eigentlichen Vorwürfen des Abwerbens von Kunden und den dafür gezahlten Provisionen gibt es dabei aber keine weitere Stellungnahme.

Die Wirtschaftswoche hatte berichtet, dass so genannte Medienberater mit einem Pegeltester bei Privatpersonen anrücken, um unter dem Vorwand der Prüfung der Qualität des Kabelanschlusses den Kunden dann "überrascht" darauf aufmerksam zu machen, dass er mit zusätzlichem Telefon-Anschluss "doppelt zahle", da er über den Kabel-Anschluss auch telefonieren und surfen könne. Es sei dabei günstiger, auf den klassischen Festnetzanbieter zu verzichten - in der Folge gibt es dann laut Wirtschaftswoche für die Außendienstmitarbeiter bis zu 200 Euro Provision für jeden Neukunden.

Pegeltest: Kostenloses Serviceangebot - vom Verkäufer

Kabel Deutschland erklärt jetzt vor allem den Pegeltest: So heißt es in einer aktuellen Stellungnahme, dass dieses "kostenlose" Angebot eine "allgemeinen Qualitätssicherung im Kabelnetz" ermöglichen solle. Das Gerät diene einer Messung der "anliegende Signalstärke, um ein einwandfreies Fernsehbild zu überprüfen." Gleichwohl werden auch hier die betreffenden Mitarbeiter Medienberater genannt, und dies sind laut Kabel Deutschland keine Techniker, sondern Außendienstmitarbeiter, die eben Verträge an den Mann bringen. Zumindest ebenso merkwürdig in diesem Zusammenhang: Kabel Deutschland will den Pegeltest als Service verstanden wissen, und zwar "bevor eine Störungsmeldung durch den Kunden erfolgt". Klingt nett - aber möglicherweise etwas zu nett. Dass sich jeder "Medienberater" von Kabel Deutschland per Ausweis "legitimieren" kann, ändert in der Gesamtsache nichts.

Weitere Kommentare zum Fall gibt Kabel Deutschland nicht. Es bleibt also offen, inwiefern es hier überhaupt um Qualitätssicherung geht - in jedem Fall werden Service- und Verkaufs-Interessen mindestens verquickt. Entsprechend hilft auch der Kabel-Deutschland-Hinweis wenig, das der "Pegeltester [...] auch bei anderen Kabelnetzbetreibern eingesetzt" wird - dass ein Kabelunternehmen ein Gerät zur Qualitätskontrolle nutzt, ist nicht Stein des Anstoßes, die entscheidende Frage ist, ob es als "Eintrittskarte" zur Wohnung und einem folgenden Verkaufsgespräch verwendet wird. Natürlich kann dies auch bei den anderen Anbieter der Fall sein, aktuell geht es aber eben um Kabel Deutschland. Dass der Markt dank Sättigung hart umkämpft ist, ist indes bekannt - zumindest sind zweifelhafte Maschen zur Gewinnung von Kunden auch bei manch anderen Anbieter durchaus üblich.