Verschlüsselt

Swisscom bietet weltweit nutzbare Alternative zu WhatsApp

Messaging wie WhatsApp, aber verschlüsselt
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Appstore Swisscom iO Der Swisscom iO Client steht im Apple iTunes und Google Play Store zum Download bereit, sofern das eigene Gerät dafür geeignet ist.
Screenshot: teltarif.de
Messaging-Clients sind angesagt, der bekannteste dürfte WhatsApp sein. Doch viele Anwender haben inzwischen Bedenken, wenn die Server des Anbieters in den USA stehen, wer da alles mitlesen und mitspeichern könnte und wie "sicher" diese Kommunikation überhaupt noch ist.

Appstore Swisscom iO Der Swisscom iO Client steht im Apple iTunes und Google Play Store zum Download bereit, sofern das eigene Gerät dafür geeignet ist.
Screenshot: teltarif.de
Auch die Mobilfunkindustrie sieht diese Entwicklung mit Unbehagen, denn die sprudelnden Umsätze bei den lange allseits beliebten SMS-Kurznachrichten schwinden weiter. Dagegen erfand der weltweit tätigte GSMA-Dachverband sein Multimedia-Messaging-Protokoll Joyn, was aber bis heute nicht richtig vom Fleck kommt. Die Fachwelt horchte daher auf, als der Schweizer Mobilfunkanbieter Swisscom im Juni diesen Jahres völlig überraschend ein eigenes Messaging System namens "Swisscom iO" [Link entfernt] aus der Taufe hob.

Swisscom iO auch von Nichtschweizern nutzbar

Installation Bei der Installation wurde sofort die deutsche SIM-Karte erkannt.
Screenshot: teltarif.de
Der Clou: "Swisscom iO" kann von allen Mobilfunknutzern genutzt werden, also auch den Kunden anderer Mobilfunkanbieter in der Schweiz, in Deutschland oder andern Ländern, weltweit.

Das haben wir natürlich getestet: Mit einer deutschen SIM-Karte von simyo (im Netz von E-Plus), die mit der Swisscom weder verwandt noch verschwägert sind. Als Kontaktpartner wählten wir einen Teilnehmer mit einer portierten Rufnummer, aktuell im deutschen o2-Netz und einen Schweizer Original Swisscom-Kunden aus.

Swisscom iO liegt als App für iOS (ab iPhone 4 oder neuer) im iTunes-Store und für Android (ab Version 4.0) unter Google Play [Link entfernt] zum kostenlosen Download bereit. Über 400 000 Mal wurde die App nach Angaben der Swisscom bereits heruntergeladen und installiert. Zur Nutzung muss nicht einmal die unter Umständen teure oder langsame Mobilfunkdatenverbindung genutzt werden, ein privates oder öffentliches WLAN-Netz tut es auch. Man kann damit nicht nur Textnachrichten oder Dateien verschicken, sondern auch in recht guter Sprachqualität telefonieren. Damit können speziell auf Reisen im Ausland mit iO viele Kunden beim Roaming deutlich sparen. Es fallen nur die Kosten für die Datenverbindung an, sofern man nicht ein kostenfreies WLAN-Netz nutzen kann.

Adressbuch Swisscom iO liest das eigene Telefonbuch ein, speichert es aber verschlüsselt auf Schweizer Servern
Screenshot: teltarif.de
Wir haben es getestet: Ein Anruf über "Swisscom iO" im 3G-Netz von E-Plus von Deutschland in die Schweiz verlief in perfekter Sprachqualität, der Schweizer Gesprächspartner war über ein WLAN und einen DSL-Anschluss mit etwa 600 kB/s mit dem Netz verbunden.

Die Installation der App verläuft ähnlich wie bei WhatsApp: Das System fragt nach der eigenen Rufnummer und gibt in Deutschland gleich ohne Rückfrage die Vorwahl +49 vor. An die angegebene Rufnummer wird eine Kontroll-SMS geschickt, die einen vierstelligen Zifferncode enthält. Analog zu WhatsApp liest Swisscom iO das eigene Telefonbuch aus, um feststellen zu können, welche der eigenen Kontakte über iO erreichbar sind.

Jetzt auch Gruppenchats und erweiterer Dateiaustausch möglich

Selbsterklärend die Swisscom iO App ist weitgehend selbsterklärend
Screenshot: teltarif.de
Seit Anfang der Woche hat die Swisscom ihr System erweitert: Jetzt können bis zu 50 Freunde gleichzeitig zusammen chatten und neben Fotos, Kontaktdaten, den eigenen Aufenthaltsort in Kürze auch Videonachrichten miteinander teilen.

Telefonieren und SMS auch zu Nichtnutzern gegen Aufpreis möglich

Tastatur Das Bedienfeld der Swisscom iO App. Über die Tastatur können Rufnummern anderer Nutzer, mit gebuchtem Paket auch normale Rufnummern gewählt werden.
Screenshot: teltarif.de
Mit für registrierte und verifizierte Nutzer zubuchbaren iO-Paketen lässt sich zusätzlich jede beliebige Festnetz- oder Mobil­funk­ruf­nummer in der Schweiz bzw. in Nordamerika und der EU zum Pauschaltarif erreichen, auch wenn der Empfänger gar kein iO-Nutzer ist oder gar kein Handy hat. Zur Verifizierung ist ein Login über eine Webseite der Swisscom notwendig, das temporäre Kennwort wird von der App auf dem Mobiltelefon generiert. Sobald man seine E-Mail-Adresse über einen zugeschickten Link verifiziert hat, kann man auch die kostenpflichtigen Pakete über die Schweizer Post online kaufen und mit Kreditkarte bezahlen.

Details Die Details eines Eintrags. +41 79 ist eine Schweizer Mobilfunkrufnummer im Netz der Swisscom
Screenshot: teltarif.de
Schweizer "Natel Infinity"-Mobilfunkkunden können ohne Mehrkosten über die App landesweit telefonieren. Schweizer Natel-Easy-(Prepaid)-Kunden zahlen monatlich 15 Franken (ca. 13 Euro), internationale oder Nicht-Swisscom-Kunden können für 20 Franken (ca. 17 Euro) im Monat ein Paket erwerben, das eine Flatrate zu Schweizer Festnetz- und Mobilfunkrufnummern inkl. SMS-Kurznachrichten enthält. Nur für Schweizer Kunden wird eine internationale Option angeboten, die für 25 Franken (etwa 22 Euro) eine Telefon-Flatrate nach Europa und Nordamerika beinhaltet. Ansonsten können über iO nur Rufnummern "angewählt" werden, die beim iO Dienst (kostenlos) registriert sind, die Verbindung wird dann über das Internet direkt vermittelt.

Schweizer Datenschutz: Daten verschlüsselt auf Swisscom Servern

Neben der (theoretisch) weltweiten Nutzbarkeit liegt der Reiz von Swisscom iO im praktizierten Datenschutz: Alle sensitiven Daten wie Namen, Telefonnummern oder Nachrichteninhalte werden in der Schweiz und auf Servern von Swisscom gespeichert. Zusätzlich sind verschickte Nachrichten, Bilder und internetbasierte Gespräche verschlüsselt. Über einen Zugriff ausländischer Nachrichtendienste auf Schweizer Systeme ist bis dato nichts bekannt geworden.

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