Themenspezial: Verbraucher & Service Digitaler Brief

Deutsche Post: Mobile Briefmarke statt Handyporto

Die Menge der Briefe sinkt Jahr für Jahr - das per Post versandte Schreiben kommt im Internet-Zeit­alter aus der Mode. Die Post schafft das Handy­porto per SMS ab, es heißt nun "Mobile Brief­marke" und kommt ausschließ­lich per App.
Von mit Material von dpa

Mobile Briefmarke der Post statt bisherigem Handyporto Mobile Briefmarke der Post statt bisherigem Handyporto
Bild: Deutsche Post
Wer seinen Brief fran­kieren will, kann weiterhin zum Smart­phone greifen und eine App nutzen. Wie die Deut­sche Post DHL heute in Bonn mitteilte, startet die "Mobile Brief­marke" als Nach­folger des schon seit Jahren exis­tie­renden Handy­portos.

Hierbei können die Kunden nun auch in der neuen Post-App "Post & DHL" Porto buchen und bekommen dann einen Code aus Zahlen und Buch­staben. Diesen Code schreiben sie wie bisher mit einem Stift auf den Brief­umschlag, den die Post auf dem späteren Sendungsweg als fran­kiert erkennt. Einen Aufpreis gibt es nicht - bezahlt wird das, was das Porto kostet, zum Beispiel 80 Cent für einen Stan­dard­brief. Der Service gilt nur für das Inland. Bezahlt wird momentan ausschließ­lich über PayPal. Die Post verspricht aber, zeitnah weitere mobile Bezahl­arten wie Google Pay oder Apple Pay einzu­richten.

Die alte DHL-App konnten Kunden bislang nur für Paket-Dienst­leis­tungen nutzen und hieß "DHL Paket". Parallel zur Umbe­nen­nung in "Post & DHL" stellt das Unter­nehmen zum 31. Dezember zudem die App "Post mobil" ein.

"Auch im Post- und Paket­bereich spielt Digi­tali­sie­rung eine immer größere Rolle - nicht als Ersatz für physi­sche Kommu­nika­tion, sondern als Ergän­zung", erklärte der zustän­dige Konzern­vor­stand Tobias Meyer. Mobile Briefmarke der Post statt bisherigem Handyporto Mobile Briefmarke der Post statt bisherigem Handyporto
Bild: Deutsche Post

Bishe­riges Handy­porto kam auch per SMS

Die Mobile Brief­marke löst das bishe­rige Handy­porto ab, das 2008 einge­führt und seiner­zeit von teltarif.de getestet worden war. Hierbei konnte man das Porto zunächst per SMS buchen, aller­dings wurde hier ein Aufpreis von zuletzt 39 Cent fällig. In der Anfangs­phase kamen sogar Briefe mit frei erfun­denem Porto-Code an. Ab 2009 gab es das Handy­porto dann auch per Smart­phone-App. Zahlen zur Nutzung des Handy­portos nannte das Unter­nehmen nicht.

"Das Handy­porto war bei den Kunden durchaus beliebt, wenn­gleich der Service nicht allen bekannt war", sagte ein Post-Spre­cher. Er sei zuver­sicht­lich, dass das Nach­fol­gepro­dukt gut ankommen werde, "da es den glei­chen Zweck erfüllt wie das Handy­porto, aber dabei durch die Einbet­tung in die App einfa­cher und ohne Zusatz­kosten für unsere Kunden nutzbar ist".

Code kommt sofort

Und so funk­tio­niert die Anwen­dung: Das Proze­dere bleibt das gleiche wie beim Handy­porto, denn man erhält per App direkt einen Code, der 14 Tage lang gültig ist. Dieser besteht aus dem Vermerk "#PORTO" und einer acht­stel­ligen Zeichen­folge, zum Beispiel "1MV5TER4".

Den Vermerk "#PORTO" und die Zeichen­folge schreibt man dann einfach mit einem dunklen Kugel­schreiber oder feinem Filz­stift in zwei Reihen oben rechts auf den Brief oder auf die Post­karte.

Erste Tests von Kunden

Ein teltarif.de-Leser, der die mobile Brief­marke bereits getestet hat, berichtet an unsere Redak­tion von seinen Erfah­rungen:

Die Post hat ja nun endlich die mobile Brief­marke gestartet, und ich habe sie Anfang der Woche auch schon getestet. Es dauerte einen Tag länger als sonst und es scheint so, als ob das ganze immer noch sehr "analog" funk­tio­niert. Mein aufge­schrie­bener Code wurde mit einem Stift wohl händisch abge­hakt. Für ein Unter­nehmen wie die Post doch eher unpro­fes­sio­nell.
Schon 2008 hatte eine Post-Spre­cherin gegen­über teltarif.de bestä­tigt, das "jeder Code geprüft" werde. Hierfür stehe den Post-Mitar­bei­tern ein entspre­chendes PC-System zur Verfü­gung. Mobile Briefmarke - von einem teltarif.de-Leser getestet Mobile Briefmarke - von einem teltarif.de-Leser getestet
Bild: teltarif.de / Leserzuschrift

Konkur­renten haben keine Porto-App

Die Deut­sche Post ist als ehema­liger Staats­mono­polist noch immer mit großem Abstand Markt­führer im Brief­markt. Der Markt schrumpft zwar wegen der Digi­tali­sie­rung Jahr für Jahr um zwei bis drei Prozent, dennoch ist er lukrativ.

2019 wurden in Deutsch­land laut Bundes­netz­agentur 14,2 Milli­arden Sendungen im Brief­bereich verschickt, die aller­meisten davon sind Werbung und andere Firmen­post. Der Brief­markt kam 2019 in Deutsch­land den Angaben zufolge auf einen Umsatz von 8,2 Milli­arden Euro, von denen 7 Milli­arden Euro auf die Deut­sche Post entfielen. Den Rest teilen Wett­bewerber wie Postcon und Pin unter sich auf. Diese Firmen sind auf Geschäfts­kunden fokus­siert. Eine Porto-App wie die Deut­sche Post haben sie nicht.

Handy­porto bald auch etwas für Sammler?

Unter Brief­marken-Experten lösen Sendungen, die mit neuer Technik fran­kiert wurden, wenig Begeis­terung aus - schließ­lich geht es ihnen häufig vor allem um die Motive auf den Brief­marken, die für einen histo­rischen Abschnitt in einer Region stehen oder für ein Thema, etwa die Darstel­lung von Eisen­bahnen auf Brief­marken. Die hand­schrift­lich auf dem Brief­umschlag vermerkte Porto-Code-Nummer sei natür­lich eine ganz andere, viel nüch­ter­nere Art der Fran­kie­rung, sagte Torsten Berndt, Chef­redak­teur der Deut­schen Brief­mar­ken­zei­tung.

Dennoch merkt der Phil­ate­list an: "Post­geschicht­lich sind das Handy­porto und nun auch die Mobile Brief­marke inter­essant, denn sie verkör­pern eine neue Epoche im Umgang mit Briefen." Phil­ate­listen, welche sich der Gegen­wart widmen, könnten daher auch Briefe mit hand­schrift­lichem Handy-Porto in ihrer Samm­lung haben.

Eine nächste Neue­rung wird übri­gens die Sendungsverfol­gung normaler Briefe werden.