Themenspezial: Verbraucher & Service Umstellung

o2 Homebox 2: Router-Tausch verunsichert DSL-Kunden

Aktuell verschickt o2 wieder Briefe mit der Aufforderung an DSL-Kunden, ihren Router zu tauschen. Als Grund wird die Umstellung auf VDSL und VoIP angegeben. Doch an einigen Anschlüssen der Kunden ist kein VDSL möglich und betroffene Kunden telefonieren längst per VoIP.
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o2 verunsichert DSL-Kunden mit Briefen zum Router-Tausch o2 Homebox 2: Router-Tausch verunsichert DSL-Kunden
Bild: o2
Bereits vor gut einem Jahr hatte o2 einigen DSL-Kunden angeboten, den vom Netzbetreiber zur Verfügung gestellten Router in eine o2 Homebox 2 zu tauschen (teltarif.de berichtete). Dass dies aber auch ungeahnte Folgen nach sich ziehen kann, schilderte ein teltarif.de-Leser in seinem Erfahrungsbericht: Die neue Homebox verweigerte beispielsweise die Weitergabe aller Rufnummern auf den rückwärtigen ISDN-Anschluss.

Aktuell verschickt o2 wieder derartige Briefe an die Kunden, die im Ton aber etwas schärfer formuliert sind und zum Wechsel auf die o2 Homebox 2 aufrufen. teltarif.de-Leser haben Auszüge daraus in unserem Forum gepostet, andere haben sich direkt im o2-Hilfeforum darüber beschwert. Es steht die Frage im Raum, warum o2 in den Briefen Behauptungen aufstellt, die möglicherweise so nicht stimmen. Was steckt wirklich hinter der Aufforderung zum Routertausch?

Behauptung: Umstellung auf VDSL und VoIP

o2 verunsichert DSL-Kunden mit Briefen zum Router-Tausch o2 Homebox 2: Router-Tausch verunsichert DSL-Kunden
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"Durch die technische Umstellung Ihrer DSL-Leitung auf VDSL-Technologie ist der Tausch notwendig. Ihr aktueller DSL-Router unterstützt diese Technologie nicht. Um weiter über Festnetz telefonieren zu können, ist es daher nötig, das Gerät bis zum 30. April 2016 auszutauschen." So heißt es im Brief an eine Kundin, der teltarif.de vorliegt. Als Reaktion auf den Brief haben einige Kunden freudig erregt die o2-Webseite aufgerufen und für ihren Anschluss eine Verfügbarkeitsabfrage gemacht. Enttäuscht waren sie dann allerdings, wenn dort weiterhin als Ergebnis herauskam, dass lediglich ADSL mit maximal 16 MBit/s verfügbar ist. Warum nennt o2 dies im Brief dann als Grund?

Eine weitere Begründung aus dem Brief zitiert ein Kunde im o2-Hilfeforum: "Wegen der Umstellung auf VoIP muss der Router getauscht werden". Der Kunde schreibt hierzu allerdings, dass er als ehemaliger Alice-Kunde schon immer VoIP an seinem Anschluss habe.

Was ist der wahre Grund für den Routertausch auf die o2 Homebox 2?

In den genannten Foren gab es auch Spekulationen darüber, was der eigentliche Grund für den Brief zum Routertausch auf die o2 Homebox 2 und den schärferen Tonfall darin sein könnte. Bekannt ist die Tatsache, dass Telefónica die eigene ADSL-Infrastruktur in Deutschland zurückbaut und verstärkt auf die Vorleistungen der Telekom zurückgreift. Für viele Kunden bedeutet dies eine Umstellung von Annex B auf Annex J. Es ist möglich, dass ältere Routermodelle, die bei den Kunden noch im Einsatz sind, damit nicht zurecht kommen. Denn bei Annex J kommt kein DSL-Splitter mehr zum Einsatz. Auch hier stellte sich die Frage: Wenn das der Grund für den Routertausch auf die o2 Homebox 2 sein sollte - warum kommuniziert o2 das dann nicht so?

In den Diskussionen stand auch die Frage im Raum, ob der o2-Brief etwas mit der Abschaffung des Routerzwangs zum 1. August zu tun hat. Eigentlich müsste sich o2 zu den Bestandskunden gar keine Gedanken machen, denn gegenüber teltarif.de hatte das Bundeswirtschaftsministerium seinerzeit bekräftigt, dass die Neuregelung nicht die Wirksamkeit bestehender Verträge berührt und nur für Neukunden gilt, nicht aber für Bestandskunden.

Im o2-Hilfeforum wird daher die Frage gestellt, ob o2 momentan die letzten Zyxel-Router verteilen will, die vom Netzbetreiber als Homebox vermarktet werden. Die Kunden im Forum vermuteten, dass nach dem Wegfall des Routerzwangs kaum noch ein Neukunde freiwillig diese Router ordern würde, wenn es auch die Möglichkeit gibt, stattdessen eine FRITZ!Box oder ein Routermodell eines anderen Herstellers zu nutzen, das mehr bietet als eine o2-Homebox.

Unklar war auch, warum o2 den Kunden schreibt, dass für ein weiteres Funktionieren der Festnetz-Telefonie der neue Router notwendig sei, der Kunde diesen dann allerdings in Reaktion auf den Brief selbst aktiv bestellen muss. o2 hat sich ja vertraglich dazu verpflichtet, dem Kunden ein kompatibles Internet-Zugangsgerät zur Verfügung zu stellen. o2 könnte einfach den Kunden einen neuen Router zuschicken und die Selbstmontage innerhalb einer sinnvollen Frist verlangen, zum Beispiel innerhalb von vier bis sechs Wochen.

Homebox 2: o2 bestätigt Briefe gegenüber teltarif.de

Auf Anfrage von teltarif.de bestätigte o2, dass momentan Kunden wegen des Routertauschs angeschrieben werden. Zu den missverständlichen Formulierungen schreibt uns o2: "Der Routertausch dient der Vorbereitung der Umstellung auf ein Bitstream-Produkt. Der Routertausch ist notwendig, da die alten Router die neue Technologie nicht unterstützten. Die genannten Formulierungen in den Kundenanschreiben werden wir entsprechend überarbeiten."

"In einem ersten Schritt informieren wir die Kunden über die geplante Umstellung und den erforderlichen Routertausch. Danach haben sie entweder die Möglichkeit, den Router selbst zu bestellen oder wir schicken ihn diesen kostenfrei zu", erläutert o2 das Prozedere. "Kunden, die keinen Router anfordern, bekommen von uns einen neuen Router zugeschickt."

Zur Frage, ob o2 mit der Aktion die alten Zyxel-Router loswerden wolle, schreibt der Netzbetreiber. "Nein, der Routertausch ist die Vorbereitung für die Umstellung auf ein Bitstream-Produkt". Die Vertragslaufzeit des DSL-Vertrags werde durch den Routertausch nicht beeinflusst.

Zur Abschaffung des Routerzwangs und zur Frage der Herausgabe von Zugangsdaten gibt o2 bekannt: "Wir haben den Beschluss des Bundestags zur Abschaffung des Routerzwangs zur Kenntnis genommen. Grundsätzlich haben wir Verständnis für das politische Ziel und die neue Regelung, den Kunden in Zukunft die freie Wahl des Endgeräts zu ermöglichen. Telefónica bietet seinen bestehenden Kunden schon heute mehrere Router-Modelle zur Auswahl. Unabhängig davon werden wir die neu beschlossene Regelung nach Ablauf der Umsetzungsfrist implementieren."

Weitere Details zur Anschluss-Umstellung bei o2, für die der Routertausch notwendig wird, haben wir in einer separaten Meldung zusammengestellt.