MGM+: Amazon will es im Streaming nochmal wissen
Eigentlich liegt Amazon im Streaming-Rennen ohnehin schon weit vorn. Alleine mit Prime Video hat sich der Versandriese über Jahre hinweg eine unangefochtene Spitzenposition erarbeitet - und das nicht nur in Deutschland. Auch im Heimatmarkt USA verwies Amazon seinen ärgsten Mitbewerber Netflix bereits vom Thron. Erst vor einiger Zeit kam mit Freevee außerdem noch ein inhaltlich starkes AVoD-Angebot hinzu. Doch offenbar sieht Amazon immer noch Luft nach oben.
MGM soll ins Rennen
Guy Pearce und Damian Lewis in "A Spy Among Friends"
Bild: MGM+
Nach der Übernahme von MGM durch Amazon kam schnell die Frage auf, wie nun die konkreten Pläne für das Hollywoodstudio aussehen. Klar ist mittlerweile: MGM soll eine führende Streaming-Marke werden, und das gleichermaßen in Europa. Unter MGM+ schickt man auch in Deutschland ein neues Streaming-Angebot ins Rennen. Trotz des unumstritten herausfordernden Wettbewerbsumfelds stehen die Chancen dafür nicht schlecht.
Zunächst verfügt MGM über einen beeindruckenden Content-Katalog. Von James Bond bis zu The Handmaid's Tale steht reichlich bekannte Ware im Schaufenster. Und dazu gehören auch viele Hollywoodklassiker, die sich auf anderen Streaming-Diensten kaum finden. Parallel zu MGM kann Amazon jederzeit auf seine eigenen Produktionen aus den Amazon Studios zurückgreifen. Wahrscheinlich ist ohnehin, dass künftig alle Inhalte bei Amazon aus einem Guss kommen.
Lionsgate an Bord
Darüber hinaus hat Amazon offenbar noch ein weiteres Ass im Ärmel. So zog sich erst kürzlich das Hollywood-Studio Lionsgate mit seinem Streaming-Dienst Lionsgate+ aus Deutschland zurück. Dessen Inhalte sollen nun ebenfalls zu MGM+ wechseln. Ein solcher Schritt wertet das Angebot nochmals zusätzlich auf. Zusammengefasst kann Amazon dann auf Content der Amazon Studios, MGM und Lionsgate zurückgreifen. Zum Vergleich: Netflix hat auf seiner Plattform kein einziges Studio im Rücken.
Bleibt allerdings die Frage, wie MGM+ in Deutschland vermarktet wird. Handelt es sich lediglich um einen "Prime Video Channel", bleiben die Optionen von Anfang an begrenzt. Denn ohne Zugriff auf die Amazon-Plattform sind von Anfang an viele potenzielle Zuschauer bereits außen vor. Es wäre somit mehr als sinnvoll, wenn MGM+ in Deutschland als eigenständiger Streaming-Dienst unabhängig von Amazon vermarktet wird.
Wettbewerbsrechtlich problematisch
Was für Amazon auf den ersten Blick positiv erscheint, ist aus wettbewerbsrechtlicher Sicht durchaus problematisch. Mit drei aktiven Streaming-Diensten hätte Amazon einen bedenklich hohen Marktanteil und dürfte auf mittlere Sicht Konkurrenten verdrängen. Die Übernahme von MGM durch Amazon war auch in der US-Politik alles andere als unumstritten.
Bei Warner Bros. Discovery entwickelt sich die Situation derzeit ähnlich. Auch dort entsteht durch den Zusammenschluss der Streaming-Plattformen von HBO Max und Discovery+ ein neuer Streaming-Gigant, welcher im Wettbewerb zu einer weiteren Konzentration in der Branche führt. Bislang haben die US-Wettbewerbshüter diese Zusammenschlüsse durchgewunken. Ob das bei weiteren Fusionen in der Zukunft so bleiben wird, ist allerdings fraglich. Zumindest im US-Kongress werden in dieser Hinsicht bereits wieder kritische Stimmen laut.