Breitbandanbieter profitieren von Streaming-Diensten
Unter anderem die Telekom vermarktet Breitbandanschlüsse mit Streaming-Diensten
Bild: Telekom
Ein teurer Pay-TV-Laufzeitvertrag findet sich in immer weniger Haushalten, dafür setzen diese mittlerweile zunehmend auf breitbandige Internetanschlüsse ergänzt um einen Streaming-Dienst ihrer Wahl. Diese Entwicklung ist laut Marktforschern von Park Associates offenbar ein Win-Win-Geschäft für beide Seiten. So sparen einerseits Haushalte bei TV-Diensten, andererseits ändern Telekommunikations- und Pay-TV-Anbieter ihre Strategie und vermarkten nun mehr "Bundles" aus Breitband und Streaming. Eine nachhaltige Entwicklung, die Geschäftsmodelle allerdings deutlich auf den Kopf stellt.
Pay-TV auf dem Rückzug
Unter anderem die Telekom vermarktet Breitbandanschlüsse mit Streaming-Diensten
Bild: Telekom
Besonders deutlich ist die Entwicklung in den USA, wo Pay-TV-Angebote in der Regel nochmals deutlich teurer als in Europa sind. Dort hat sich deshalb der Begriff "Cord Cutter" etabliert. Dabei handelt es sich um Haushalte, die ihre kostspieligen Pay-TV-Laufzeitverträge mit TV-Streaming wie Sling TV oder YouTube TV ersetzen bzw. alternativ auf SVoD-Services wie HBO Max, Netflix oder Disney+ umsteigen.
Analysten sehen hier eine große Chance für Telekommunikations- bzw. Internetprovider. Laut Park Associates hätte es durchaus Vorteile, Streaming- und Breitband aus einer Hand anzubieten: So bekommen Kunden nur noch eine Rechnung und nutzen ein Abo. Auch wäre es nicht mehr erforderlich, verschiedene Kundenkonten für mehrere Abo-Dienste anzulegen.
Ähnliche Entwicklung in Deutschland
Auch in Deutschland bieten Telekommunikationsanbieter bereits entsprechende Pakete zum Beispiel in Verbindung mit Netflix oder Disney+ an, teilweise zumindest mit zeitweise begrenzten Rabatten. Im Bereich TVoD setzt waipu.tv auf eine gemeinsame Vermarktung mit Netflix, auch bei Sky ist Netflix mittlerweile fester Bestandteil von Sky Q-Laufzeitverträgen, kürzlich folgte eine weitere Distributionspartnerschaft mit Discovery+. Außerdem soll im Laufe des Jahres noch Paramount+ für Abonnenten im Cinema-Paket hinzukommen.
Tendenziell ist davon auszugehen, dass derartige Angebot in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Allerdings verschwimmen hierdurch gleichermaßen die Grenzen zwischen Infrastruktur- und Inhalteanbietern. So vermarktet beispielsweise Sky in Großbritannien mittlerweile selbst Internetanschlüsse unter der eigenen Marke Sky Broadband und wildert somit im Kerngeschäft der Netzbetreiber.
Anbieter müssen umdenken
Die Entwicklung ist offensichtlich: Das traditionelle Geschäft mit Kabelfernsehen oder auch Pay-TV hat für Telekommunikationsanbieter keine einträgliche Zukunft. Nur als Infrastruktur für breitbandiges Internet und ergänzende OTT-Dienste bestehen gute Chancen für weiteres Wachstum. Sofern weiterhin ein intensiver Wettbewerb zwischen SVoD-Diensten besteht, können Abonnenten zudem schneller Angebote wechseln und die Preise bleiben dementsprechend vergleichsweise niedrig.
Dass die Aussichten für weiteres Wachstum bei Bundle-Angeboten gut sind, macht Park Associates in konkreten Zahlen deutlich: So nutzen mit rund 40 Prozent der befragten Abonnenten zurzeit nicht einmal die Hälfte aller befragten Nutzer ein entsprechendes Bundle-Angebot ihres Pay-TV- oder Breitbandanbieters. Vorreiter in den USA ist demnach vor allem AT&T.