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So hat Sonos die Multiroom-Systeme seiner Kunden kastriert

Sonos hat am Dienstag eine neue App-Version veröf­fent­licht. Unser erster Test war sehr ernüch­ternd.
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Sonos gehört seit vielen Jahren zu den Refe­renz-Anbie­tern soge­nannter Multi­room-Systeme. Kunden können WLAN-Laut­spre­cher und Sound­bars beliebig in ihrer Wohnung verteilen und beispiels­weise in allen Räumen das gleiche Webradio oder die gleiche Spotify-Play­list hören. Alter­nativ können mehrere Personen im Haus­halt in den Räumen, in denen sie sich gerade aufhalten, unter­schied­liche Audio-Inhalte genießen. Sonos Move Sonos Move
Foto: teltarif.de
Ende April kündigte Sonos den Start einer neuen Smart­phone-App an. Seit dem vergan­genen Dienstag ist diese im Google Play Store und im AppStore von Apple erhält­lich. Sie ersetzt die bishe­rige Anwen­dung für die aktu­ellen Sonos-Systeme (S2). Ältere Kompo­nenten hatte der Hersteller und Platt­form-Betreiber schon vor einigen Jahren abge­hängt. Für diese gibt es die Sonos-S1-App weiterhin. Diese wird aller­dings nicht weiter­ent­wickelt.

So haben wir das "neue" Sonos auspro­biert

Die Befürch­tung einiger Sonos-Nutzer, dass der Hersteller mit der neuen App auch ein neues S3-Betriebs­system einführt, bei dem aber­mals ältere Geräte außen vor bleiben, hat sich nicht bestä­tigt. Doch was leistet die neue App? Das haben wir in den vergan­genen Tagen auf einem Apple iPhone 15 Pro und einem Samsung Galaxy S23 Ultra auspro­biert. Native Apps für Windows und macOS gibt es nicht mehr. Statt­dessen bietet Sonos eine Web-App an, die neben dem Micro­soft- und Apple-Betriebs­system beispiels­weise auch unter Linux laufen soll. Startseite der neuen Sonos-App Startseite der neuen Sonos-App
Screenshot: tetarif.de
Den Test haben wir in Verbin­dung mit einem seit 2018 bestehenden Sonos-System durch­geführt, das aus mitt­ler­weile 18 Kompo­nenten besteht - neben herkömm­lichen WLAN-Laut­spre­chern gehören dazu auch zwei Sound­bars und zwei Sonos-Connect-Geräte, mit denen sich externe Audio­quellen ins Multi­room-System einbinden lassen.

Nach dem Update waren zahl­reiche Dienste weg

Im ersten Test mit der Web-App erlebten wir direkt einen Schock: Von 25 einge­bun­denen Diensten wie TuneIn, Pocket Casts und Spotify waren nur noch vier Dienste übrig. In den Smart­phone-Apps waren es immerhin noch derer 13. Die anderen Services waren wie von Geis­ter­hand verschwunden. Mit den alten Apps können wir darauf aber weiterhin zugreifen. Warum die Ange­bote in den neuen Sonos-Programmen nicht auftau­chen, ist unklar.

Inner­halb weniger Minuten ließen sich die fehlenden Dienste wieder instal­lieren - mit dem "Erfolg", dass diese in den alten Apps nun doppelt vorhanden waren. Wir haben die alten Versionen gelöscht. Damit war das App-Chaos zumin­dest einge­dämmt, wenn auch nicht ganz verschwunden.

Es gibt Dienste, die sich offenbar gar nicht mehr instal­lieren lassen. Dabei handelt es sich um Ange­bote wie Abso­lute Radio aus Groß­bri­tan­nien und die RadioApp aus Austra­lien. Diese sind in Deutsch­land eigent­lich nicht verfügbar. Bislang reichte ein kleiner Trick aus, um die Instal­lation trotzdem zu ermög­lichen. Das funk­tio­niert - ganz unab­hängig von der neuen Sonos-App - aber nicht mehr. Blöd ist das unter anderem für ameri­kani­sche Soldaten, die in Deutsch­land statio­niert sind und Dienste wie iHeart oder SiriusXM nutzen wollen.

Auf Seite 2 erfahren Sie unter anderem, wie Sonos-Nutzer nach einem App-Update alle eigenen Streams verlieren.

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