EU-DMA-Auslegung

Spotify wettert: Apples AppStore-Pläne sind "Erpressung"

Apple will im Gegenzug zur AppStore-Öffnung auf dem iPhone eine neue jähr­liche App-Gebühr von 50 Euro-Cent erheben. Das Vorhaben ist nach Spotify-Chef Daniel Ek eine "totale Farce" und müsse von der EU-Kommis­sion abge­lehnt werden
Von dpa /

Der Streit zwischen Apple und Spotify spitzt sich zu Der Streit zwischen Apple und Spotify spitzt sich zu
picture alliance/dpa
Spotify-Chef Daniel Ek hat Apples Pläne zur Neuord­nung des App-Geschäfts wegen neuer EU-Regeln scharf kriti­siert. Das Vorhaben sei eine "totale Farce" und müsse von der EU-Kommis­sion abge­lehnt werden, hieß es am Freitag in einem Blog­ein­trag des Musik­strea­ming-Markt­füh­rers aus Schweden. Speziell griff Spotify eine neue jähr­liche App-Gebühr von 50 Euro-Cent an: "Das ist Erpres­sung."

Das neue EU-Gesetz für Digi­tale Märkte (Digital Markets Act, DMA) schreibt vor, dass Betreiber großer Platt­formen den Down­load von Apps aus externen Quellen erlauben müssen. Vorge­schrieben ist auch, dass App-Entwickler externe Bezahl­sys­teme statt eigener Zahlungs­dienste der Platt­form einsetzen können. Beides war auf Apples iPhones bislang nicht möglich. Die DMA-Rege­lungen greifen vom 7. März an.

Die neue "Kern-Tech­nologie-Gebühr" erzürnt

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Apple stellte deswegen am Donnerstag entspre­chende Alter­nativen für das App-Geschäft in der EU vor. Dazu gehört, dass die Abgabe beim Verkauf digi­taler Artikel und Abos über den haus­eigenen App Store gesenkt wird. Aus bisher 30 Prozent bezie­hungs­weise 15 Prozent für Abon­nements ab dem zweiten Jahr werden jeweils 17 und zehn Prozent. Apple betont aber, dass dieser Anteil unab­hängig davon kassiert werden soll, welchen Zahlungs­dienst ein App-Entwickler nutzt. Greift eine App auf Apples Bezahl­system zurück, werden zusätz­lich drei Prozent fällig.

Die neue "Kern-Tech­nologie-Gebühr" trifft Apps, die oft instal­liert werden. Die Abgabe wird fällig, nachdem eine App in einem Zeit­raum von zwölf Monaten auf eine Million Erst­instal­lationen kommt - spätere Updates in selben Account werden in dieser Zeit nicht mitge­rechnet. Nach Errei­chen der Millionen-Marke werden für jede weitere Erst­instal­lation der App bis Ablauf der zwölf Monate 50 Euro-Cent fällig. Beginnt der nächste Zwölf­monats-Zeit­raum, muss wieder bezahlt werden.

Diese "Kern-Tech­nologie-Gebühr" gilt auch, wenn eine App ohne weitere Abgaben an Apple über die Platt­form eines anderen Anbie­ters geladen wird. Spotify betonte, dass man mit einer Basis von rund 100 Millionen Nutzern auf Apple-Geräten in der EU kräftig zur Kasse gebeten werde. Man werde die Abgabe auch für Leute zahlen müssen, die den Dienst gar nicht nutzten, sondern die App nur auf ihren iPhones hätten.

Apple lässt den Entwick­lern auch frei, im App Store zu den bishe­rigen App-Kondi­tionen zu bleiben. Spotify kriti­sierte, der iPhone-Konzern habe sich eine für Entwickler nicht annehm­bare Alter­native ausge­dacht, damit diese lieber im alten System blieben.

Apple konterte in einer Reak­tion auf die Kritik von Spotify unter anderem, dass mit den neuen Regeln 99 Prozent der Entwickler genauso viel wie bisher oder weniger an den Konzern bezahlen müssten. Die Ände­rungen gäben ihnen mehr Wahl­mög­lich­keiten.

Spotify sind die hohen Provi­sionen in Apples AppStore schon lange ein Dorn im Auge. Dank des Digital-Regel­werks DMA in der EU will Spotify nun Abos und Hörbü­cher an Apple vorbei verkaufen.

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