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Netflix: Exklusiver Content-Vertrag mit Sony Pictures

Netflix hat einen exklu­siven US-Auswer­tungs­ver­trag mit Sony Pictures geschlossen. Der Strea­ming-Markt­führer zeigt Block­buster des Studios ab 2022 nach der Kino­pre­miere. Damit endet gleich­zeitig ein Vertrag zwischen Sony und STARZ.
Von Björn König

Bild: Sony Pictures "Ghostbusters: Legacy" wird von Sony Pictures vermarktet
Bild: Sony Pictures
US-Film­stu­dios schließen nur noch selten große Lizenz­deals mit Dritt­anbie­tern, wie beispiels­weise Strea­ming-Diensten. Hinter­grund ist, dass die Studios ihre Inhalte lieber selbst im Direct-to-Consumer-Geschäft auf eigenen Strea­mern vermarkten. Doch es gibt noch seltene Ausnahmen: So hat Sony Pictures nun für den ameri­kani­schen Markt einen exklu­siven Auswer­tungs­ver­trag mit Netflix geschlossen. Voraus­sicht­lich ab 2022 laufen deren Produk­tionen im Anschluss an die Kino­aus­wer­tung beim Bran­chen­primus aus Los Gatos. Mitbe­werber STARZ Inc. hatte hingegen das Nach­sehen und muss künftig auf Inhalte von Sony verzichten.

Vertrag für Netflix wichtig

Bild: Sony Pictures "Ghostbusters: Legacy" wird von Sony Pictures vermarktet
Bild: Sony Pictures
Für Netflix ist der nun geschlos­sene Vertrag aus verschie­denen Gründen von erheb­licher Bedeu­tung. Einer­seits hat der Streamer in den vergan­genen Monaten immer wieder Lizenz­inhalte von Major Studios verloren, wodurch erheb­liche Lücken im eigenen Katalog entstanden sind. Diese Lücken sind kaum noch durch Eigen­pro­duk­tionen zu füllen, wenn man nicht gleich­zeitig auch die monat­lichen Aboge­bühren erhöht. Da sich Netflix hier jedoch schon im oberen Bereich des Wett­bewerbs befindet, sind weitere Preis­erhö­hungen nur schwer am Markt durch­setzbar.

Vor allem fehlen Netflix wirk­lich namhafte Block­buster, wie zum Beispiel Super­helden-Verfil­mungen von Marvel. Hier kann nun Sony Pictures mit Spider Man Nach­schub liefern. Ein weiterer Punkt ist, dass Netflix nicht über ein eigenes Produk­tions­studio verfügt, weshalb die Inhalte von Sony Pictures zusätz­liches Gewicht für Netflix haben. Außerdem kann der Streamer nun wie auch die Konkur­renz von Warner, Para­mount & Co. Filme unmit­telbar an Kino­pre­mieren im Strea­ming auswerten.

Rück­schlag für STARZ

Ein klarer Rück­schlag ist der Deal aller­dings für STARZ Inc. Das Unter­nehmen betreibt mit STARZPLAY auch in Deutsch­land einen eigenen Strea­ming-Dienst, der jedoch preis­lich deut­lich unter großen Wett­bewer­bern wie Netflix, Prime Video oder Disney+ liegt. Auch in Santa Monica hätte man die Inhalte von Sony Pictures wohl gerne im eigenen Katalog behalten, aller­dings dürften sich die Auswir­kungen dort wohl eher in Grenzen halten. STARZ ist eine Toch­ter­gesell­schaft des US-Film­stu­dios Lions­gate und verfügt daher selbst über einen umfas­senden Katalog an Inhalten.

Über deren Pläne für den deut­schen Markt spra­chen wir kürz­lich mit Superna Kalle, Execu­tive Vice Presi­dent Inter­national Digital Networks. Zu klären wäre im Zusam­men­hang mit dem Lizenz­deal außerdem lang­fristig die Frage, was die Strea­ming-Auswer­tung für das lineare TV-Geschäft von Sony in Deutsch­land bedeutet. Mit Sony AXN und Sony Tele­vision ist man schließ­lich auch hier­zulande vertreten. Die beiden Kanäle zeigen immer wieder hoch­karä­tige Seri­enpre­mieren, teils auch in Erst­aus­strah­lung.

Startet Sony selbst im Strea­ming?

Die viel span­nen­dere Frage bleibt aber, ob der Lizenz­deal mit Netflix von langer Dauer sein wird. Es liegt natür­lich auf der Hand, dass Sony früher oder später den anderen großen US-Studios folgt und womög­lich mit den Inhalten von Sony Pictures einen eigenen Strea­ming-Dienst startet. Erfah­rungen hatte man dies­bezüg­lich bereits mit dem Dienst "Sony Crackle", welchen das Unter­nehmen aller­dings im Jahr 2019 wieder verkaufte. Dass Sony seine eigenen Inhalte jedoch nicht selbst im Direct-to-Consumer-Geschäft vermarkten will, ist auf Dauer kaum vorstellbar.

Inter­essant bleibt die Entwick­lung also vor allem für Netflix und seine Abon­nenten. Bedeu­tender als ein reiner Lizenz­deal wäre aber, wenn sich Sony als Gesell­schafter an Netflix betei­ligt. So hätte man direkt nicht nur die tech­nische Infra­struktur des führenden Strea­ming-Dienstes in der Hand, sondern könnte auch sofort zu Bran­chen­giganten wie WarnerMedia und ViacomCBS aufschließen. Ein solches Szenario dürfte aber neben Sony auch so manch anderer Internet- und Medi­enkon­zern bereits durch­gerechnet haben.

In einem weiteren Artikel disku­tieren wir, ob die Preis­erhö­hungen bei Netflix gerecht­fer­tigt sind.

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