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US-Kabelmogul Malone: "CNN-Verkauf wäre feige"

WarnerMedia und Disco­very wollen fusio­nieren. Doch was wird dann aus Warners Nach­rich­ten­flagg­schiff CNN? US-Kabel­mogul John Malone äußerte sich dazu in einem Inter­view und gab ebenso über­raschende Einblicke zu Netflix.
Von Björn König

Foto: Rick Wilking/Reuters US-Kabelmogul John Malone
Foto: Rick Wilking/Reuters
John Malone zählt zu den einfluss­reichsten US-Medi­enma­nagern und steht unter anderem hinter dem Kabel­kon­zern Liberty Global sowie Disco­very Networks. In einem Inter­view mit CNBC gab Malone nun Einblicke, wie er sich die Fusion zwischen Disco­very und WarnerMedia vorstellt. Eine durchaus über­raschende Bemer­kung machte er eben­falls mit Blick auf Netflix.

Kein CNN-Verkauf

Foto: Rick Wilking/Reuters US-Kabelmogul John Malone
Foto: Rick Wilking/Reuters
WarnerMedia ist auf fiktio­nale Inhalte wie Serien und Filme spezia­lisiert, wohin­gegen Disco­very für Factual Enter­tain­ment sowie Doku­men­tationen bekannt ist. Was aller­dings so gar nicht in diese beiden Bereiche passen mag, ist der Nach­rich­ten­sender CNN, welcher fast schon ein Schat­ten­dasein im Port­folio von WarnerMedia fristet. So kommen auch immer wieder Speku­lationen auf, dass WarnerMedia sein Nach­rich­ten­geschäft bei einer Fusion mit Disco­very abstößt.

Malone hält das aller­dings für einen gravie­renden Fehler: "Im 43 Milli­arden US-Dollar-Zusam­men­schluss zwischen WarnerMedia und Disco­very gibt es einen Platz für CNN", so Malone. Es wäre "feige", CNN zu verkaufen oder erst abzu­spalten und anschlie­ßend zu veräu­ßern. "Ich glaube, dass guter Jour­nalismus im künf­tigen Port­folio von WarnerMedia und Disco­very eine Zukunft hat." Ob man das bei WarnerMedia aller­dings auch so sieht, ist äußerst zwei­fel­haft.

Bereits vor Jahren hat sich die AT&T-Tochter vom renom­mierten Time-Maga­zine getrennt, damals wurden auch zahl­reiche weitere Assets, wie der Online-Dienst AOL und das Kabel­fern­seh­geschäft Time Warner Cable verkauft. CNN ist nunmehr der letzte große Teil des einst bedeu­tenden Nach­rich­ten­geschäfts. Auch der aktu­elle AT&T-Chef John Stankey behan­delt den Nach­rich­ten­primus eher stief­müt­ter­lich. CNN läuft quasi nur noch als Beiwerk zum Holly­wood­studio Warner Bros., DC Comics sowie dem Strea­ming-Dienst HBO Max.

Mehr Geld für Factual Content

Die Fusion zwischen WarnerMedia und Disco­very wäre letzt­end­lich aber eine große Chance für CNN, denn erst­mals wird ebenso non-fiktio­naler Content im neuen Unter­nehmen eine zentrale Rolle spielen. Mit Doku­men­tationen könnten nun auch Nach­richten ein großes Revival bei Warner Bros. Disco­very erleben, immerhin hatte AT&T-Chef Stankey noch in diesem Jahr zusätz­lich einen eigenen CNN-Streamer ange­kün­digt.

Aller­dings weiß auch John Malone, dass Nach­rich­ten­fern­sehen alles andere als günstig ist. Das spürte erst kürz­lich noch Mitbe­werber Comcast, der sein Groß­pro­jekt NBC Sky World News kurzer­hand aus Kosten­gründen während der Corona-Pandemie begraben musste. Ein inter­natio­naler Nach­rich­ten­kanal mit Redak­tionen und Korre­spon­den­ten­netz rund um den Globus wäre bei wegbre­chenden Werbe­umsätzen schlicht nicht mehr finan­zierbar.

Malone wollte Netflix schlu­cken

Im Gespräch mit CNBC deutete John Malone an, dass er zwischen 2008 und 2010 als dama­liger Chef des Satel­liten­fern­sehen-Netz­werks DirecTV Netflix kaufen wollte. Mit einem anfäng­lichen Akti­enkurs von nicht einmal zehn US-Dollar war der Strea­ming-Dienst zu Beginn gewis­ser­maßen noch ein rich­tiges Schnäpp­chen: "Ich habe versucht, Reed Hastings Netflix abzu­kaufen, als der Kurs bei acht US-Dollar stand. Er wollte aber seiner­zeit nicht verkaufen", bedauert Malone die entgan­gene Chance.

Wäre es aller­dings damals tatsäch­lich zu besagtem Deal gekommen, hätte sich Netflix höchst­wahr­schein­lich ganz anders entwi­ckelt. Statt zum welt­weiten Strea­ming-Markt­führer plante Malone vermut­lich eher den Umbau des Strea­mers zu einer Art Online-Video­thek für DirecTV-Kunden. Letzt­end­lich bleibt alles im Rück­blick reine Speku­lation, doch die große Strea­ming-Erfolgs­welle ist ohne Netflix eigent­lich über­haupt nicht vorstellbar. Viel­leicht war es deshalb auch Glück, dass Kabel­mogul Malone am Ende nicht zum Zug kam.

Netflix-CEO Reed Hastings sieht unter­dessen Disney+ als Vorbild.

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