5G: So funktioniert der aktuelle Mobilfunk-Standard
Schon bei den Mobile-World-Congress-Terminen in Barcelona vor der Corona-Pause keinen Ausrüster oder Netzbetreiber, der nicht 5G zum "Standard" erklärt hätte.
Die Deutsche Telekom hatte schon 2015 im Rahmen der von ihr stark unterstützten NGMN-Initiative ("Next Generation Mobile Network") zur Pressekonferenz gerufen. "2020 muss das neue Ding da sein", forderte der damalige Telekom-CTO Bruno Jacobfeuerborn klar und unmissverständlich. Und der Termin hat hingehauen.
Lange war nicht so ganz klar, wie das "neue 5G-Ding" aussehen könnte. Längst sind 5G-Netze in den meisten Ländern "Standard". Wir geben einen Einblick in das, was 5G/NR ("New Radio") möglich machen kann.
5G hat die Grenzen dessen, was überhaupt mit Mobilnetzen möglich ist, erheblich erweitert. Die Entwicklung läuft in mehrere Richtungen gleichzeitig: Von "ultra-schnell" (ein bis mehrere Gigabit pro Sekunde in einer Zelle; mindestens 50 bis 100 MBit/s beim individuellen Nutzer) über "ultra-schnelle Antworten" (Ping-Zeiten) bis hinunter zu 1 ms Antwortzeit vom Netzwerk, statt derzeit typisch 30-50 ms) hin zu "ultra-sparsam" (Dauerbetrieb eines per Mobilfunk angebundenen Sensors mit einer handelsüblichen Batterie für zehn Jahre) reicht das Spektrum.
Endgeräte können auch direkt mit anderen Endgeräten Daten austauschen, zwar autorisiert über die Basisstation, aber ohne Umweg über die Basisstation. Nicht zuletzt: Die von den Netzen transportierte Gesamtdatenmenge hat sich vervielfacht und kann sich bald vertausendfachen, während der Gesamtenergieverbrauch sinken soll, das Ziel wäre eine Halbierung.
Herausforderung angenommen
5G kann eigentlich zweistellig, wenn auch nicht überall.
Bild: teltarif.de
Es gehört zu den Gesetzen der Branche, dass solche Herausforderungen in der TK-Industrie regelmäßig eine gewisse Aufbruchsstimmung auslösen. Die technologischen Entwicklungen, die darauf basierenden Standardisierungen, die konkreten Produktentwicklungen und die nötigen Interoperabilitätstests sind ein permanent sich weiter entwickelnder Prozess.
Zwei Jahre vor dem eigentlichen Wunschtermin startete 5G in Südkorea (zur Winter-Olympiade 2018). Fix war die Schweiz (5G seit 2019), und auch in Deutschland gingen bereits 2019 die ersten 5G-Netze bei der Telekom und Vodafone in den öffentlichen Wirkbetrieb, wobei Vodafone für sich reklamiert, "erster" gewesen zu sein.
In den USA ist "5G-America" sehr weit vorangeschritten. T-Mobile USA nimmt für sich in Anspruch, das größte 5G-Netz "nationwide" zu betreiben, was nach allem, was bekannt ist, wohl stimmt.
Entwicklung beschleunigt sich
2015 zeigte Ericsson auf dem Mobile World Congress ein "mobiles" Endgerät ("mobil" im Sinne von: "kann geschoben werden") mit 5 GBit/s. Der südkoreanische Netzbetreiber SK Telecom gab damals an, darüber schon 7,5 GBit/s erreicht zu haben. 2016 hatten Ericsson, ZTE und viele andere bereits die 20 GBit/s überschritten. Und das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange.
Doch bei aller Begeisterung heißt es aufpassen: Nicht überall, wo 5G draufsteht, ist wirklich 5G drin. Oft zeigen die Handys auch in den 4G-LTE-Netzen mitunter bereits "5G" an. Das bedeutet dann, es wäre 5G möglich, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt wären, aer es fehlt beispielsweise ein ausreichend stabiles "5G-Signal" auf 700, 1800, 2100 oder 3600 MHz je nach Netz und Anbieter. 5G dienst hier als "ULI" (Upper Layer Indikator), das heißt, da wäre 5G möglich.
Dutzende oder gar hunderte Antennen auf einmal
Die Steigerung der Gesamtkapazität eines Netzes kann durch verschiedene Maßnahmen erreicht werden:
- Bessere Modulation
- angepasste Duplex-Verfahren
- bis hin zu full duplex
- Verdichtung der Zellen
- Nutzung breiterer Frequenzbänder
- mehr Antennen pro Zelle
Eine Maßnahme alleine reicht dabei nicht. Man kommt nicht umhin, mehrere Maßnahmen zu kombinieren, um die Ziele zu erreichen.
Massive-MIMO-Antenne von ZTE
Bild: teltarif.de
Als einer der ersten zeigte ZTE in Barcelona eine angesichts der 256 einzelnen enthaltenen Antennen, Endverstärker, Empfänger und
zugehörigen Baseband-Einheiten sehr kompakte Massive-MIMO-Antenne. Diese versorgte mit einem lediglich
20 MHz breiten LTE-Frequenzband im sogenannten
TDD-Modus (in diesem senden Basisstation und Endgeräte abwechselnd
auf derselben Frequenz) insgesamt ein Dutzend normale
LTE-Endgeräte mit jeweils
um die 35 MBit/s. In Summe wurden somit gut 400 MBit/s
in einer Zelle übertragen. Mit
herkömmlichen 4x2-MIMO (4 Antennen auf Seiten der Basisstation,
je zwei im Endgerät) und TDD wäre hingegen nur ein Viertel dieser
Gesamtbandbreite erreicht worden.
Möglichkeiten und Limitierungen von MIMO und Beamforming
ZTE (und inzwischen auch alle anderen großen Hersteller wie Huawei, Ericsson, Nokia, etc.) stell(t)en Möglichkeiten und Grenzen vor: Deutliche Bandbreitensteigerung als auch die Limitierungen von MIMO und Beamforming: Die Ver-64-fachung der Zahl der Antennenelemente auf der Seite der Basisstation bringt nur eine Vervierfachung des Gesamtdurchsatzes. Kritiker geben immer wieder zu bedenken, dass MIMO ständig "over promised" und "under delivered" gewesen sei.
MIMO allein kann die nötige Kapazitäts-Erweiterung nicht leisten. Deswegen wird fortlaufend über weitere, zusätzliche Frequenzbänder nachgedacht und diskutiert. In den USA sind bereits 26 GHz und 60 GHz (sogenannte Millimeterwellen) in Benutzung, in Europa sind diese Frequenzen noch nicht vergeben. Strahlengegner bekommen schon "Kopfschmerzen", wenn sie über diese Frequenzen nur nachdenken.
Welche Probleme diese jedoch mit sich bringen, lesen Sie auf Seite 2 unseres 5G-Artikels.
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