Usenet

Telekom plant Abschaltung ihres Newsgroup-Servers

Usenet-Server soll Ende März abgeschaltet werden
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Die Telekom will bald ihren Newsserver abschalten. Die Telekom will bald ihren Newsserver abschalten.
Foto: dpa
Die Deutsche Telekom ist zweifelsohne der größte Anbieter von Internet-Zugängen in Deutschland. Nun glauben viele vor allen Dingen jüngere oder wenig erfahrene Internet-Nutzer, dass das Internet nur aus WWW-Zugriff auf Webseiten mittels Internetbrowser bestehe. Schon wesentlich weniger wissen, dass E-Mails auch über POP3, IMAP4 und das SMTP-Protokoll transportiert werden und ein dafür geeignetes E-Mail-Programm ein Teil des Internets sind.

Die Telekom will bald ihren Newsserver abschalten. Die Telekom will bald ihren Newsserver abschalten.
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Zum Internet gehören aber auch das FTP-Protokoll und die Newsgroups nach dem NNTP-Protokoll, um nur einige weitere Möglichkeiten zu nennen. Lange galt der Newsgroups-Server news.t-online.de der Deutschen Telekom mit seinen aktuell über 20 000 verschiedenen internationalen, deutschsprachigen und regionalen Newsgroups als vorbildlich und gut sortiert. Darüber hinaus leistete in speziellen T-Online-Newsgroups das "T-Online-Team" mit Humor, Witz und sehr viel Sachkenntnis wertvolle Hilfestellungen zu allen Fragen rund um die Produktpalette der Telekom, nicht nur bei Internet-spezifischen Angeboten.

Das vermutlich von einem externen Dienstleister betriebene "T-Online-Team" musste schon am 30. Oktober vergangenen Jahres seinen Betrieb einstellen. Die internen T-Online-Newsgroups, die nur T-Online-Kunden zur Verfügung standen wurden auf "read-only" geschaltet und irritierte Kunden mit Fragen und Problemen auf ein eigens dafür konstruierte Web-Foren, die tief verschachtelt auf der T-Online-Webseite [Link entfernt] zu finden sind, verwiesen.

Abschaltung zum 31. März geplant

Zum 31. März scheint die Telekom einen weiteren drastischen Schritt gehen zu wollen: Offenbar ist jetzt die komplette Abschaltung des gesamten Newsgroups-Servers news.t-online.de geplant. Einen gut versteckten Hinweis finden Nutzer auf den Hilfeseiten des Unternehmens [Link entfernt] Dort heißt es:

Im World Wide Web liegen Inhalte in der Regel jeweils auf nur einem Server und werden bei jedem Zugriff auch von diesem abgerufen. Das Usenet funktioniert anders: Wenn Sie einen Beitrag schreiben, wird dieser zunächst an denjenigen Newsserver gesendet, bei dem Sie sich angemeldet haben. Von dort wird er an alle Newsserver weitergereicht, auf denen die entsprechende Newsgroup ebenfalls angeboten wird. Ein an eine weltweite Newsgroup gesandter Beitrag wird also nicht nur einmal gespeichert, sondern auf tausende Newsserver rund um den Erdball kopiert bzw. gespiegelt.
Es gibt allerdings auch Newsgroups, die nur auf einem einzigen Newsserver angeboten werden oder nur auf einer begrenzten Zahl von Servern zur Verfügung stehen, die proprietären oder lokalen Newsgroups.
Welche Newsgroups auf welchem Newsserver angeboten werden, hängt von ihrer Relevanz für die jeweiligen Nutzer vor Ort ab und liegt im Ermessen der Newsserver-Betreiber. So ist z. B. die Zahl der auf den Newservern der Telekom angebotenen Newsgroups in den vergangenen Jahren um mehrere tausend gewachsen.
Da die Bedeutung des Usenet als Kommunikationsplattform in den letzten Jahren stark abgenommen hat - v. a. zugunsten von Foren - wird die Telekom den bisher für unsere Kunden betriebenen Newsserver news.t-online.de voraussichtlich zum 31.03.2011 abschalten.

Langjährige Telekom-Kunden sind verärgert

In der Tat ist die Bedeutung von Newsgroups in den letzten Jahren zurückgegangen, die Praxis zeigt jedoch, dass gerade in den Fachgruppen viele Insider und Experten zu finden sind, zumal die Newsgroups automatisch über viele Server weltweit verteilt werden, was bei einem web-basierten Forum nicht der Fall ist. Fällt dessen Server aus, sind alle dort gebotenen Informationen nicht erreichbar.

Viele langjährige T-Online-Kunden sind verärgert, dass immer wieder für sie wertvolle Dienste der Telekom durch die Hintertür eingestellt werden. "Erst war es der ausgezeichnete Kundenservice über T-Online-Newsgroups, dann die Abschaltung des Parallelrufs im Telekom-Festnetz und jetzt werden die bestens sortierten vielsprachigen Newsgroups abgeschaltet", so ein teltarif-Leser. In der Tat dürfte die mögliche Ersparnis durch Abschaltung des Servers und das Einsparen des Betreuungspersonals kaum den zunehmenden Imageverlust der Telekom aufwiegen, sind sich Kenner der Szene sicher.

Zwar verweist die Telekom auf ihre Webforen, doch den "alten Hasen" gefällt die Funktionsweise, wo man einen Beitrag binnen kürzester Zeit verfassen muss, um nicht in einen Time-Out hineinzulaufen und die Art und weise, wie dort Fragen gestellt und beantwortet werden, nicht. Sie schwören auf die ressourcensparenden Newsgroups, die auch bei schlechter Internetverbindung (z.B. via Modem) gut nutzbar sind, im Gegensatz zu aufwendig programmierten HTML-basierten Webforen.

Alternativen für Nutzer der Telekom-Newsgroup

Sollte die DeutscheTelekom die geplante Abschaltung verwirklichen, können Newsgroups-Freunde auf andere Server wechseln, die teilweise einen moderaten Monats- oder Jahresbeitrag berechnen, weil die Server gepflegt und gewartet werden müssen, andere sind kostenlos, erfordern aber u.U. eine Registrierung, etwa beim Newsserver news.arcor.de von Arcor (gehört heute zu Vodafone). Viele Universitäten bieten Newsgroups an, die allerdings in erster Linie für Studierende der jeweiligen Universität gedacht sind.

Im Zuge der Zeit hilft die Deutsche Telekom auf Twitter und Facebook weiter, der hilfesuchende Kunde muss dafür dort einen Account einrichten und sollte bei etwaigen Anfragen nur die allernötigsten Kundendaten nennen, konkrete Fragen werden dann erfahrungsgemäß per privater E-Mail geklärt.

Langjährige Fans der T-Online-Newsgroups haben einen eigenen Newsserver eingerichtet, dessen Anmeldeseite im Web unter http://news.tota-refugium.de zu erreichen ist.