TuneIn: Privatradios gehen gegen Vorschaltwerbung vor
Wer die kostenlosen Varianten von Webradio-Apps wie TuneIn oder radio.de nutzt, kennt es: Bevor das eigentliche Radioprogramm startet, muss der Nutzer ein bis drei Werbespots über sich ergehen lassen. Neben der eigenen Werbung der Radiosender schaltet auch der Aggregator selbst Werbung zu. Es ist eine Möglichkeit, das Angebot zu refinanzieren, denn Geld von den Radioveranstaltern gibt es nicht. Wir haben bereits darüber berichtet, auch, dass diese Werbung oft als nervend empfunden wird.
APR sieht Verstoß gegen Medienstaatsvertrag
Die Internetradio-Plattform TuneIn
Screenshot: Michael Fuhr/teltarif.de
Dass in den Streams nicht nur die eigene, sondern auch fremde Werbung ausgespielt wird, missfällt Radiosendern aus Deutschland jedoch. Auf der Klausurtagung des Vorstandes des Privatfunkverbands APR wurde jüngst Klage darüber geführt, dass TuneIn Vorschaltwerbung, sogenannte Pre Rolls, beim Abruf von Radiostationen schaltet. Dies geschieht unabhängig davon, ob eine Radiostation im Einzelfall einen Vertrag mit TuneIn abgeschlossen hat, so die Beobachtung. Von vertraglichen Abreden einzelner Stationen mit einem Aggregator habe der Verband keine Kenntnis, umgekehrt wurde er von Stationen ohne Absprache auf den Umstand hingewiesen.
Nach Auffassung der APR sei das ein Verstoß gegen die Signalintegrität des Medienstaatsvertrages. Diese gelte, wie die einschlägige Satzung für Benutzeroberflächen und Medienintermediäre klarstellt, auch für den Fall von Pre Rolls. Diese seien ohne ausdrückliche Genehmigung durch den Signalanbieter, also die Radiostationen, nicht zulässig.
Medienanstalten sollen sich mit dem Fall beschäftigen
Der APR-Vorstand hat beschlossen, die Medienanstalten mit dem Vorgang zu befassen, zumal es für einzelne Stationen angesichts der großen Bedeutung von TuneIn im Audiomarkt nicht angezeigt erscheint, das Risiko einer Auslistung einzugehen.
Andererseits ist freilich fraglich, wie sich Dienste wie TuneIn künftig ohne eine Refinanzierung durch Werbung über Wasser halten sollen. Eine Möglichkeit könnte sein, dass Radioanbieter für die Listung bei TuneIn einen monatlichen Beitrag zahlen und der Aggregator im Gegenzug auf die Ausspielung eigener Werbung verzichtet. Doch auch dies dürfte den Programmanbietern missfallen.
Seit gut einem Jahr sind auch die Webradios von laut.fm bei TuneIn vertreten.