Greenwald: Verschlüsselung bringt Sicherheit, macht aber verdächtig
Greenwald und Snowden haben sich vor wenigen Tagen in Moskau getroffen
Bild: dpa
NSA-Enthüller Glenn Greenwald hat zu mehr Vorsicht im
Netz aufgerufen, aber gleichzeitig auf ungewollte Folgen von
Verschlüsselungsprogrammen aufmerksam gemacht. Wenn Internetnutzer
standardmäßig ihre Daten verschlüsseln, bauten sie "eine große Mauer"
zwischen sich und den US-Geheimdienst NSA, sagte der Journalist und
Vertraute des Ex-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden, als er
sein neues Buch "Die globale Überwachung" in Hamburg
vorstellte. Wer solche Tools benutze, mache sich aber wiederum
verdächtig - und könne so erst recht ins Fadenkreuz des
Geheimdienstes geraten.
Sein Buch, das in englischer Sprache den Titel "No Place to Hide" trägt, präsentiert Greenwald bei weiteren Terminen in Deutschland in München (heute) und in Berlin (Sonntag). Er hatte zusammen mit Snowden in den vergangenen Monaten die weltumspannenden Überwachungsprogramme des US-Geheimdienstes öffentlich gemacht.
Snowden lebt weiterhin in Moskau
Greenwald und Snowden haben sich vor wenigen Tagen in Moskau getroffen
Bild: dpa
Vor wenigen Tagen war Greenwald mit Snowden in Moskau
zusammengetroffen - zum ersten Mal seit seinem Geheimtreffen mit dem
Ex-NSA-Mitarbeiter in Hongkong, was die späteren Enthüllungen
eingeläutet hatte. "Ihm geht es bemerkenswert gut", sagte Greenwald.
Snowden sei vor allem deshalb wohlauf, weil er frei an der von ihm
weltweit angestoßenen Debatte teilhaben könne.
Glenn Greenwald stellt in Deutschland sein neues Buch vor
Bild: dpa
Der Whistleblower werde zwar in der Öffentlichkeit gelegentlich
erkannt, könne aber in Moskau spazieren gehen. "Er sieht kaum anders
aus als ein Austauschschüler aus Iowa", scherzte Greenwald. Aus
Solidarität mit dem ehemaligen NSA-Mitarbeiter hoben während der
Veranstaltung die etwa 200 Zuhörer ein illustriertes Bild Snowdens in
die Höhe - und forderten für ihn Asyl in Deutschland.
Dass Deutschland dem Informanten, der den NSA-Skandal ins Rollen brachte, kein Asyl gewähren wolle, sei "Ausdruck extremer Feigheit", betonte Greenwald. "Edward Snowden ist ein riesiges Risiko eingegangen, um für die Rechte deutscher Bürger und auch deutscher Politiker einzutreten. Deutschland müsste viel weniger opfern als er, um für Snowdens Rechte einzutreten. Das ist eine Schande."
Die Veröffentlichung der NSA-Methoden hätten zwar weltweit zu einem Umdenken im allgemeinen Bewusstsein geführt, sagte Greenwald. Nun wüssten die Menschen instinktiv, dass ihre Privatsphäre ein "moralisches Bedürfnis" sei. Teilweise seien auch politische Reformen eingeläutet worden. Jedoch gebe es in Bezug auf Veränderungen teilweise unrealistische Vorstellungen, sagte Greenwald. Die NSA sei die vielleicht mächtigste Einrichtung der Welt und würde wegen der unliebsamen Veröffentlichung von Dokumenten nicht einfach so zusammenbrechen.
Aber nicht nur die NSA und anderen Geheimdiensten überwachen das Internet und Telefonate. Auch die Telekommunikationsanbieter hören Telefonate ab.
Wie Sie Ihre Daten sicher verschlüsseln können, haben wir Ihnen in einer eigenen Meldung zusammengefasst.