Wettlauf in Weiß: Lenovo Ideapad S10-2 vs. Asus Eee-PC 1005HA-M
VonWas haben Lenovo Ideapad S10-2 und Asus Eee-PC 1005HA gemeinsam? Auf den ersten Blick ist es die weiße Optik sowie die Netbook-Hardware welches die Minis verbinden. Der aktuelle Preis von 370 Euro für das S10-2 und 340 Euro für den Eee PC 1005HA unterscheidet die Kontrahenten nur geringfügig. Wir haben die beiden 10-Zoll Minis in die Redaktion geholt und entdeckten große Unterschiede in Verarbeitung, Display-Qualität und Mobilität. Wir lernten: Teurer ist nicht immer besser.
Technische Fakten: Wenige Unterschiede
Das Innenleben von Ideapad S10-2 und Eee-PC 1005HA unterscheidet sich nur marginal. Verbindungsfreudige Käufer könnten sich über das fehlende Bluetooth im 1005HA stören. Dafür hat Asus seinen Mini aber zur Freude der Outdoor-Enthusiasten mit einem entspiegelten Panel ausgerüstet. Dieses erlebt die Redaktion aber als mächtig dunkel. Mehr dazu später in diesem Artikel.
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Technische Daten Lenovo S10-2 und Asus Eee PC 1005HA-M
Lenovo Ideapad S10-2 | Asus Eee-PC 1005HA | |
Prozessor / Takt in MHz | Intel Atom N280 / 1,66 | Intel Atom N270 / 1,60 |
Chipsatz | Intel 945GME | Intel 945GU |
Arbeitsspeicher in MB | 1024 | 1024 |
Grafik | Intel GMA 950 | Intel GMA 950 |
Festplattenspeicher; U/min | 160 MB; 5400 | 160MB; 5400 |
Hersteller HDD | Western Digital | Hitachi |
Produktname HDD | WD1600BEVT-22ZCT0 | HTS543216L95 |
Anzeige in Zoll | 10,2 | 10,1 |
Auflösung in Pixel | WSVGA, 1024x600 | WSVGA, 1024x600 |
Panel-Typ | spiegelnd, AUO30D2 | matt, MS_0003 |
Bluetooth | Ja | Nein |
WLAN Draft n | Nein | Ja |
Kapazität des Akkus in mAh | 4.060 | 4.400 |
Aufgeladen: Asus schlägt Lenovo
Die ersten Netbooks Mitte 2008 konnten die Netbux.de-Redaktion noch mit 200 Minuten Akkulaufzeit beeindrucken. Heute haben Redakteure wie Nutzer nur noch ein müdes Gähnen für Laufzeiten unter vier Stunden übrig. Minis wie MSI Hybrid U115 legen 13 Stunden hin, ein Asus Eee-PC 1000HE erreicht acht Stunden. Unsere Erwartungen sind also sehr hoch.
Das 1005HA legte im Classic-Test des Programms BatteryEater 410 Minuten hin - das sind fast sieben Stunden. Das Ideapad S10-2 muss sich mit 316 Minuten geschlagen geben - dies sind gut fünf Stunden. Der BatteryEater Classic-Test erzeugt jedoch kein realistisches Szenario. Bei niedrigster Helligkeit der Anzeige erzeugt der Test durch Rendern einer Grafik konstante Prozessorlast. Die Laufzeit beim puren Nichtstun ist ein guter Anhaltspunkt, wie lange die Akkuladung maximal durchhält. Das messen wir mit dem Reader-Test des BatteryEaters: stolze 562 Minuten (9,4 Stunden) läuft der 1005HA bei mehrmaligen Versuchen in der Netbux.de-Redaktion. Auch im Idle muss sich Lenovo geschlagen geben, dem Ideapad S10-2 geht nach 451 Minuten (7,5 Stunden) die Luft aus.
Leistung: Punktvorteil für Lenovo
Im Datenblatt liest der aufmerksame Leser "Intel Atom N270" beim Eee-PC 1005HA beziehungsweise "Intel Atom N280" beim Ideapad S10-2. Den geringen Unterschied der Prozessor-Taktung von 1,60 zu 1,66 GHz können wir nur per CPU-Benchmark erfassen.
Lenovo Ideapad S10-2 | Asus Eee-PC 1005HA | |
CPU / Takt in GHz | Intel Atom N280 / 1,66 | Intel Atom N270 / 1,60 |
Povray 3.6; reiner CPU Benchmark, je weniger je besser, in Sekunden | 5.360 | 5.605 |
Performance Test (PassMark Punkte) | 244 | 203 |
Sequential Read in MB/s (PassMark) | 66 | 55 |
Sequential Write in MB/s (PassMark) | 65 | 52 |
Das Tool HD-Tach differenziert die Lesegeschwindigkeit nach dem Beschreiben von inneren und äußeren Sektoren. Der aufmerksame Leser erkennt einen Mittelwert von 46 MB/s (Eee-PC 1005HA) beziehungsweise 56 MB/s (Ideapad S10-2). HD-Tach und PassMark ergeben unterschiedliche Werte, doch dies müssen Interessenten nicht als Widerspruch ansehen. Beide Mess-Tools zeichnen die WD1600BEVT-22ZCT0 als die schnellere Festplatte aus.
Unentschieden: Krasse Kontraste versus Helligkeit
Liegen die beiden Kontrahenten bei der Leistung noch mehr oder weniger gleichauf, so trennt sich beim Display die Spreu vom Weizen. Allerdings ist das Ergebnis nicht eindeutig. Der 1005HA bietet uns einen Kontrast an, wie ihn die Redaktion noch bei keinem Netbook erleben durfte, 1024:1. Hier kann Lenovo nicht mithalten, der S10-2 Panel bietet uns einen gewohnt schlechten Kontrast von 167:1 an. In anderen Worten: das matte Asus-Panel brilliert bei den Farben, die spiegelnde Anzeige des Lenovo patzt mit flauem Schwarz und langweiligen Farben. Hier zeigt sich einmal mehr - Glanz auf dem Panel bringt nicht mehr Glanz in die Farben. Es steht 1:0 für Asus.
Wer sich jetzt für den Asus 1005HA entscheidet, der wird bei der Helligkeit enttäuscht. Wir messen als Durchschnitt lediglich 153 Candela je Quadratmeter. Beim Lenovo S10-2 sind es gute 223 cd/m². Eine Helligkeit von über 200 cd/m² ist für den Einsatz unter Sonnenlicht wichtig. Die leuchtschwache Anzeige des 1005HA kann der Sonne nichts entgegen setzen. Damit steht es wieder 1:1.
Aber halt, dieses Problem kommt der Netbux.de-Redaktion bekannt vor. Asus drosselte die Ausleuchtung des Panels bereits beim Asus Eee PC 1000HE, der im April 2009 auf den Markt kam. Hier lag die Helligkeit der matten Anzeige ebenfalls bei um die 150 cd/m². Der Grund: Asus verbaut das gleiche LCD-Panel (MS_0003, matt) im 1000HE und 1005HA. Auch die Kontraste des 1000HE waren ähnlich hoch.
Pimp my Eee-PC: Mehr Helligkeit mit Eeectl-Tool
Mit dem Tool Eeectl können Nutzer die Displayhelligkeit deutlich verstärken. Wir haben die Version v0.2.4 ausprobiert und plötzlich waren sehr gute 236 cd/m² möglich. Die Zahl beschreibt die durchschnittliche Luminanz, also die Leuchtkraft, des Panels. Die Helligkeitsunterschiede der Display-Areale werden jedoch großer. Mit dem bloßen Auge kann das ein Nutzer aber nicht erkennen.
Wir vermuten, dass Asus auf die volle Helligkeit des Panels zugunsten der Akkulaufzeit verzichtet hat. Der Eee PC 1005HA würde mit leuchtstarkem Display etwa ein Watt mehr verbrauchen. Bei 11 Watt Verbrauch im normalen Betrieb sind das immerhin fast 10% Mehrverbrauch.
Stilvoll Surfen: Kontrahenten in Weiß
Wenn es bei einem Vergleich um die Farbe ginge stünde das Ergebnis schon jetzt fest: Gleichstand. Das Lenovo Ideapad S10-2 als auch der Eee-PC 1005HA flogen in einen elfenbeinartigen Farbton in die Redaktion. Wir finden jedoch Unterschiede, die auf Produktfotos nicht immer erkennbar sind. Die glatte Handballenauflage des Ideapad S10-2 erinnert uns an die Perlmutt Oberfläche eines Eee-PC 1000HA. Der Eee-PC 1005HA orientiert sich eher an einem Blütenweiß mit leichtem Glitzer-Schimmer. Auf Letzterem hinterlassen unsere Finger ständig Schmierspuren. Selbige kann der Nebenmann im Cafe zum Glück nur aus der Nähe erkennen.
Asus wie auch Lenovo haben perfekt an das Gesamtbild des Netbooks gedacht. Das Netzteil nebst Kabeln ist bei beiden Modellen weiß.
Die Geister in der Netbux.de-Redaktion scheiden sich bei der Optik. Während eine Fraktion den überstehenden Akku des Ideapad S10-2 als praktischen Handgriff liebt, so empfindet die andere Fraktion selbigen als hässliche Wucherung. Welche Position man einnimmt, muss der Leser selbst entscheiden. Wir halten auf jeden Fall fest, dass Asus mit seiner Seashell-Serie ein gefälliges, abgerundetes Gehäuse bietet. Der Akku ist fast vollständig im Netbook-Body verborgen.
Verarbeitung: Sieg für Asus
Bei der Verarbeitung sehen wir den Asus Eee-PC 1005HA als deutlichen Sieger. Nutzer können sich an einem steifen Chassis erfreuen. Fassen wir den Mini rechts und links am Gehäuse an, können wir selbiges nicht verbiegen. Lediglich bei hohem Krafteinsatz hören wir das Chassis knarzen. Das Gehäuses des Ideapad S10-2 können wir leichter verbiegen. Dies soll aber nicht heißen, dass es deutlich schlechter gebaut wäre. Zwei Klappen auf der Unterseite, die zu Festplatte und Arbeitsspeicher führen, bringen etwas Instabilität in die Bodenplatte. Lenovo tritt diesem Effekt mit einer Aluminiumplatte des großen Schachtes entgegen. Leider hilft das nur minimal.
Zittrige Finger: guten Eingaben bei Asus
Von der Tastatur des Ideapad S10-2 ist die Netbux.de-Redaktion enttäuscht. Mit einen schwammigen Feedback macht das Schreiben auf den nachgebenden Tasten keine große Freude. Während des Tippens haben wir immer das Gefühl, nicht genau das Ziel zu treffen.
Das Touchpad des Eee-PC 1005HA ist für die Redaktion gewöhnungsbedürftig. Nachdem der Nutzer jedoch gelernt hat, dass sehr sanfter Druck genügt, können wir schnell und recht genau den Cursor über die Anzeige bewegen.
Verkabelt: Identisch Langeweilig
Lenovo und Asus spendieren ihren Netbooks bei den Anschlüssen keine Besonderheiten. Während das 10-Zoll Vorgängermodell Ideapad S10e noch mit einem ExpressCard34 Slot angeben konnte, bietet das flache Gehäuse heute keinen solchen Anschluss mehr.
Unterhaltung: wenig Klangfarbe
Wer mit seinem Netbook unterwegs ist, der will ab und an auch Musik Hören. Beide Minis taugen dazu nur bedingt. Beim Ideapad S10e finden wir Lautsprecher, welche die Tischplatte beschallen. Wer jetzt noch seinen 10-Zoller auf dem Schoss hat, der würgt den Klang vollständig ab. Asus macht es jedoch nicht viel besser. Zwei Lautsprecher hat der Hersteller unter die flache Handballenauflage verbannt. Hier stören sie nicht die cleane Optik der Oberseite. Beide Modelle erzeugen ein höhenlastiges Klangbild, von Volumen und hochwertiger Klangfarbe kann nicht die Rede sein. Besonders der Eee-PC 1005HA verfehlt das Ziel durch einen dünnen Telefon-Sound. Das Ideapad S10-2 bringt bei höherem Lautstärkepegel etwas ausgewogenere Töne zustande.
Nützliche Tools
Ein Eee-PC wäre seinen Namen nicht wert, wenn er nicht ein kleines Set an nützlichen oder weniger nützlichen Tools an Bord hätte. Asus bringt Tools zum Synchronisieren oder den Eee Download im Eee Docking Tool unter. Dieses Programm hängt am oberen Bildschirmrand.
Lenovo bleibt bei den Basics und bietet seinen Käufern neben dem Power-On die OneKey Recovery Taste an. In diesem Tool finden wir die Optionen zum Sichern oder zum Wiederherstellen. Als ein sehr sinnvolles Feature sehen wir die Gesichtserkennung per Webcam an. Mit dem Tool VeriFace haben wir das Gesicht des Redakteurs erfasst. Das Einloggen am Windows erfolgte unter verschiedenen Lichtbedingungen immer zuverlässig. Am 1005HA finden wir ebenso eine Webcam, jedoch keine derartige Gesichtserkennungs-Software.
Aufrüsten leicht gemacht: Bonus für Lenovo
Lenovo löst die Problematik des Aufrüstens in unseren Augen vorbildlich. Das aufrüstfreundliche Gehäuse des S10-2 besitzt auf der Unterseite zwei Klappen. An diesen entdecken wir keine Garantiesiegel. Unter den Öffnungen finden wir die Festplatte, einen leeren Mini PCI Express Slot sowie den Sockel für den Arbeitsspeicher. Der freie PCI Express Slot könnte zum Beispiel für eine interne 32 GB SSD-Festplatte verwendet werden. So kann sich der Nutzer Ruck-Zuck sein eigenes Hybrid-Netbook zusammenschrauben. Das sind verlockende Aussichten für den Hobby-Bastler.
Asus zeigt sich als Feind der Upgrade-Fans. Besitzer können lediglich das Arbeitsspeicher-Modul tauschen. Um die Festplatte oder das WLAN-Modul zu tauschen, müssten 1005HA-Besitzer zwangsläufig das Gehäuse aufschrauben und dabei ein Garantiesiegel zerstören. Wer soweit gehen will, der findet eine Anleitung im Artikel Seziert: Der Asus Eee PC 1005HA unter der Haube.
Fazit: Sieg nach Punkten für Asus
Die Netbux.de-Redaktion erlebt einmal mehr: teuer ist nicht gleich besser. Der Asus Eee-PC 1005HA bietet mehr Vorteile als das Ideapad S10-2. Die gilt erst recht, wenn wir mit dem Tool Eeectl die unterdurchschnittliche Helligkeit eliminieren. Folgende Übersicht zeigt die wesentlichen Unterschiede auf.
Lenovo Ideapad S10-2 | Asus Eee-PC 1005HA | |
Leistung | Schnellere Festplatte | - |
Anzeige Kontraste | Geringe Kontraste | Hohe Kontraste |
Anzeige Helligkeit | unterdurchschnittlich | durchschnittlich |
Anzeige Art | spiegelnd | matt |
Eingaben | Weich, schlechtes Feedback | Fest, gutes Feedback |
Verarbeitung | Gehäuse knarzt leicht | Steifes Gehäuse |
Temperaturen | Akzeptabel, 33-37 Grad Celsius Oberseite | Akzeptabel, 30-36 Grad Celsius Oberseite |
Lautstärke | Lüfter im Idle aus, leises Rauschen | Etwas lauter, Lüfter schaltet nie ab |