Kommentar zum Start von Windows 8: Quo vadis, Microsoft?
Quo vadis, Windows 8?
Logo: Microsoft - Montage: teltarif.de
Es ist so weit, Microsoft hat
Windows 8 von der Leine gelassen und will
damit zum großen Angriff blasen. Vor allem bei den mobilen Gerätschaften wie
Tablets und Ultrabooks
soll das neue Betriebssystem den Software-Riesen aus Redmond endlich zu einem
ernstzunehmenden Kontrahenten werden lassen. Aber auch die klassische
PC-Kundschaft und die Business-Kunden darf Microsoft
natürlich nicht vergessen, denn hier befindet sich der Massenmarkt, auf dem
Windows seit gefühlten Ewigkeiten eine absolute Dominanz genießt. Doch dem
möglichen Erfolg stehen durchaus ein paar Fallstricke gegenüber.
Windows 8 erfordert Arbeit und Eingewöhnung
Quo vadis, Windows 8?
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Über die zahlreichen Unterschiede zwischen Windows 8 und seinen Vorgängern
wurde schon viel geschrieben, und tatsächlich hat Microsoft an vielen Stellen
fundamentalere Änderungen eingeführt, als es sie in der Vergangenheit beim
Übergang von einer Version zur nächsten gegeben hat. "Wir haben Windows völlig
neu erfunden", sagt deshalb auch Microsoft-Chef
Steve Ballmer. Vor allem die neue, ehemals Metro genannte Oberfläche sorgt
dafür, dass die Anwender sich durchaus umgewöhnen müssen, wie sich ein Computer
bedienen lässt. Sind die Neuerungen einmal in Fleisch und Blut übergegangen,
gibt es an der neuen Oberfläche auch bei der Benutzung mit Maus und Tastatur
wenig auszusetzen. Sie lässt sich wirklich flott bedienen, zudem ist die Art
und Weise, wie Apps mit dem Betriebssystem verzahnt sind, wirklich
beeindruckend. Außerdem gibt es nun eine identische Oberfläche für den PC,
das Tablet sowie Smartphones mit dem am Montag startenden
Windows Phone 8.
Das Blöde ist nur: Viele Computer-Nutzer haben überhaupt kein Interesse daran, sich umzugewöhnen und in eine neue Oberfläche einzuarbeiten. Die breite Masse will, dass ihr Computer so funktioniert, wie er das schon seit zehn Jahren und mehr tut. Wer dann hört, liest und vielleicht selbst beim Ausprobieren bemerkt, dass dem nicht so ist, sagt sich vielleicht: "Was soll's, bleib ich halt bei Windows 7, der Support läuft ja eh noch ewig, und mein Computer tut's auch noch." Stimmt ja auch, schließlich wird sogar Windows XP aus dem Jahr 2001 noch bis 2014 mit Updates versorgt. Microsoft muss also zusehen, dass die Nutzer die Vorteile schnell und nachhaltig erkennen und so zum Umstieg motiviert werden. Durch die zum Start sehr günstigen Preise hat Microsoft zumindest für die ersten Monate immerhin scho nmal einen deutlichen finanziellen Anreiz geschaffen.
Ist die Hardware zu teuer?
Ein Problem für das neue System könnte sein, dass die Preise für die neue Hardware zum Start schlicht zu hoch sind. Sicher, der bei den neuen Modellen omnipräsente Touchscreen kostet auch in der Herstellung mehr. Doch schon vor Windows 8 verkauften sich etwa die schicken und schnellen Ultrabooks schlecht, weil sie zu teuer waren - und jetzt packen viele Herstellern sogar nochmal eine Schippe beim Preis drauf. Ob die Kundschaft aber dazu bereit ist, für ein Windows-8-Tablet mit Atom-CPU 500 Euro aufwärts und für ein Ultrabook gar das Doppelte und mehr zu bezahlen, ist fraglich. Viele werden hier wohl darauf spekulieren, dass die Gerätepreise rasch sinken, oder eine Neuanschaffung zunächst hinten anstellen - das kann nicht im Sinne von Microsoft sein. Hier muss sich schnell etwas tun, wenn Windows 8 in der Masse Erfolg haben soll. Gerade Microsoft hätte die eigenen Surface-Tablets zum Start viel günstiger machen müssen, um entsprechende Verkaufszahlen zu erreichen - und sie den Leuten auch zeigen, und nicht hinter Glas verstecken.
Die Gewohnheitstiere überzeugen
Der Schlüssel zum Erfolg für Microsoft liegt nicht darin, ob die Early Adopter, die Studenten, die Journalisten oder ähnliche Gruppen Windows 8 sofort annehmen. Das Unternehmen aus Redmond muss es schaffen, die Gewohnheitstiere zu überzeugen. All die Menschen, die noch immer von den Qualitäten von Windows XP oder sogar Windows 98 überzeugt sind, muss Microsoft über kurz oder lang auf das neue System ziehen. Nur dann wird das neue System eine ähnliche Marktdurchdringung erreichen, wie Windows 7 vor ihm. Die Tatsache, dass es mittlerweile inoffizielle Möglichkeiten gibt, die neue Oberfläche von Windows 8 zu Gunsten des altbekannten Startmenüs zu ersetzen, ist zwar alles andere als im Sinne Microsofts, könnte sich aber dennoch als sehr hilfreich erweisen.