Klage

Yahoo! verklagt Facebook wegen Ideenklau - Börsengang in Gefahr

Facebook soll unberechtigt von Yahoo! entwickelte Funktionen nutzen
Von Rita Deutschbein mit Material von dpa

Yahoo verklagt Facebook wegen Ideenklau - Börsengang in Gefahr Yahoo! verklagt Facebook
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Kurz vor dem geplanten Börsengang von Facebook macht Yahoo! ernst und reicht Klage gegen seinen Konkurrenten ein. Als Begründung gibt der Internetkonzern in seiner am Montag in Kalifornien eingereichten Klageschrift an, dass viele der Technologien, auf denen Facebook fußt, zuerst von Yahoo! entwickelt wurden. Da Facebook laut Yahoo! über Jahre "schwarz gefahren" sei, verlangt das Unternehmen einen nicht näher bezifferten Schadenersatz. Für das weltgrößte Online-Netzwerk ist die Klage besonders unangenehm, da sie den bevorstehenden Börsengang gefährden kann.

Yahoo verklagt Facebook wegen Ideenklau - Börsengang in Gefahr Yahoo! verklagt Facebook
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Zu den Funktionen sozialer Netzwerke, die Yahoo! für sich beansprucht, gehören unter anderem das Verschicken von Nachrichten, die Anzeige von Neuigkeiten oder die Kommentierung. Der Internetkonzern listete konkret zehn Patente auf, die Facebook verletzt haben soll. Demnach soll Facebook auch bei den Werbeanzeigen abgekupfert haben - der wichtigsten Erlösquelle beider Unternehmen.

Facebook sieht sich unter dessen zu unrecht beschuldigt. "Wir werden uns mit allen Mitteln gegen diese rätselhaften Aktionen zur Wehr setzen", erklärte eine Sprecherin des Online-Netzwerks. Man sei enttäuscht, dass der langjährige Partner zu solchen Mitteln greife, wo Yahoo! doch selbst von Facebooks Aufstieg profitiert habe.

Kampf der Riesen: Klage-Zeitpunkt könnte entscheidend sein

Yahoo! äußerte seine Anschuldigungen bereits vor zwei Wochen öffentlich und drohte, gegen Facebook vorzugehen. "Wir müssen darauf bestehen, dass Facebook ein Lizenzabkommen eingeht. Oder wir werden gezwungen sein, Schritte zu ergreifen, um unsere Rechte zu schützen", erklärte Yahoo! damals in einer E-Mail an die "Financial Times". Die nun eingereichte Klage kommt für Facebook denkbar ungünstig - mitten in den Vorbereitungen für den vom Netzwerk geplanten milliardenschweren Börsengang, der im Sommer erwartet wird. Eine Klage von derartiger Tragweite könnte die Investoren verunsichern. Das weiß auch Yahoo! und hat damit einen Vorteil in möglichen Verhandlungen über einen Vergleich.

Beide Unternehmen finanzieren ihr Geschäft vor allem mit Werbung im Internet. Facebook konnte in den vergangenen Jahren allerdings ein viel größeres Wachstum verzeichnen und hatte zuletzt 845 Millionen Nutzer. Yahoo! hingegen befindet sich auf dem absteigenden Ast. Nach Angaben gab es zuletzt zwar immer noch 700 Millionen Nutzer - doch die Einnahmen gehen zurück. Dabei ist Yahoo!, dessen Wurzeln ins Jahr 1994 zurückreichen, zehn Jahre älter als Facebook und war eines der bedeutendsten Unternehmen in der Pionierzeit des Internet.

Mit radikalen Aktionen aus der Krise

Für neuen Aufwind bei Yahoo! soll der erst zu Jahresbeginn angetretene Konzernchef Scott Thompson sorgen. Dabei ist dieser in seinem Vorgehen nicht gerade zimperlich: Die Androhung der Patentklage war eine der ersten Aktionen, die in seine Amtszeit fielen. Thompson hatte bereits intern aufgeräumt und zahlreiche Topmanager ausgewechselt.

Bereits 2004 hatte Yahoo! die Patenkeule herausgeholt, als wiederum Google kurz vor seinem Börsengang stand. Yahoo! hatte damals Overture gekauft, einen Spezialisten für Suchmaschinenwerbung, der eine Klage gegen Google am Laufen hatte. Am Ende bekam Yahoo! 2,7 Millionen Google-Aktien. Wenige Wochen später war das Paket mit dem Börsengang rund 230 Millionen Dollar wert. Zum heutigen Aktienkurs wären es sogar 1,6 Milliarden Dollar. Fast alle Patente in der aktuellen Klage gegen Facebook sind relativ neu und stammen aus den Jahren 2005 bis 2010.

Yahoo! wird von der Anwaltsfirma Quinn Emanuel vertreten, die auch im Patentkrieg der Mobilfunk-Branche eine zentrale Rolle spielt. Sie vertritt Samsung, Motorola und HTC in deren Ideenklau-Streitereien mit Apple und Microsoft.

Facebooks Börsengang wird nach derzeitigen Planungen noch deutlich größer als der von Google. Nach bisherigen Plänen will das Unternehmen mit der Aktienplatzierung rund fünf Milliarden Dollar einnehmen. Konkrete Details sind noch offen. Schon seit Monaten wird aber über einen angepeilten Börsenwert von bis zu 100 Milliarden Dollar spekuliert.

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