Unterirdische Netzversorgung: So kommen bei E-Plus 50 MBit/s in die U-Bahn
"Was ist denn jetzt? Eben hatten wir doch noch 50 MBit/s", hört man es aus dem Pulk Menschen, die sich um E-Plus-Pressesprecher Jörg Borm versammelt haben. Sie alle stehen in einem U-Bahn-Tunnel in Berlin, zwischen den Bahnhöfen Boddinstraße und Leinestraße. Es ist dunkel, nur die Notbeleuchtung im Tunnel ist an. In der Ferne hört man die Bahnen fahren, auf den Gleisen direkt ist kein Verkehr, weil sie wegen Bauarbeiten gesperrt sind.
Es muss für Außenstehende ein merkwürdiges Bild sein: 18 Männer, eine Frau, alle mit orangen
Warnwesten, einer mit Signalhorn und die meisten von ihnen schauen gerade auf ein hochgehaltenes
Handy, auf dem ein Speedtest knapp 25 MBit/s anzeigt. Der Blick des Mannes, der sich über die Geschwindigkeit
wundert - er ist Netztechniker bei E-Plus - wandert und er sieht, dass die einzige Frau im Pulk ebenfalls
gerade einen Speedtest auf ihrem Smartphone durchführt. "Ah, da haben wir ja die restlichen 25 MBit/s",
ist er erleichtert und guckt zur Bestätigung auf das zweite Display. Beide Handys zusammen kommen auf 50 MBit/s, das
Maximum des Netzes.
Die Berliner U-Bahn - hier auf der Linie U8 - wird mit LTE und UMTS versorgt.
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Die 19 Leute im U-Bahn-Tunnel sind Teilnehmer einer Presseveranstaltung, zu der E-Plus eingeladen hatte. Eindrücke von dieser Presseveranstaltung und weitere Erklärungen finden Sie auch auf der zweiten Seite dieses Artikels in einem Video. Zu der Gruppe im Tunnel der Linie U8 gehören Netztechniker, Journalisten, Fotografen und Kameraleute sowie Sicherheitsposten der BVG. Eine wirkliche Gefahr besteht durch gerade stattfindende Bauarbeiten jedoch nicht, auch wenn die Sicherheitsvorkehrungen mit Sicherungsposten, -instruktionen und -schuhen sowie Warnwesten hoch sind. Erst später, auf dem Weg zum nächsten Bahnhof, begibt sich die Gruppe in den laufenden U-Bahn-Verkehr. Der Grund für die kleine Wanderung durch den Tunnel ist der Mobilfunknetz-Ausbau in der Berliner U-Bahn, den E-Plus seit Anfang des Jahres vornimmt. Denn damit die 50 MBit/s auf einem Smartphone auch in der U-Bahn erreicht werden können, mussten die Netztechniker einige Umbauarbeiten im Netz vornehmen.
Kleine Antennen für den Bahnhof, große für den Tunnel
Der Remote-Kopf: Hier wird das eigentliche Mobilfunksignal auf die Antenne geschickt.
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
"Schauen Sie mal hier", sagt einer der Netztechniker zu den Journalisten, als diese im U-Bahnhof den öffentlichen Bereich
verlassen und die Tunnelwand auf einem schmalen Steg entlang laufen. Er zeigt auf ein kleines, weißes, viereckiges
Plastikteil. "Diese Antenne versorgt den Bahnhof hier", erklärt er. Zwar handele es sich noch um ein altes Modell, doch
die neuen, die auch LTE und UMTS können, sehen genau so aus. Ausgetauscht wurde die Antenne nur noch nicht, weil
der U-Bahnhof Leinestraße seit Monaten gesperrt ist.
Doch im Tunnel gibt es schon LTE und UMTS. Die dafür notwendige Technik hängt im Tunnel, direkt hinter dem U-Bahnhofsgebäude. Es sind Remote-Units, die per Glasfaser ein Signal angeliefert bekommen. Dieses optische Signal wird von den Remote-Units umgewandelt in ein Funksignal (HF-Signal) und dann auf Antennen geschickt. Diese Antennen, so wird den Journalisten erklärt, seien Spezialentwicklungen einer Firma aus Thüringen eigens für E-Plus. Die Antennen seien für sämtliche in Frage kommenden Frequenzbänder ausgerüstet. Sie sehen aber kaum nach Antennen aus, eher nach Stahlhalterungen, an denen nichts befestigt wurde. Etwa ein Meter lange und zehn Zentimeter dicke Stäbe reichen von den Tunneldecken in die Tunnel hinein. Dabei habe man nicht nur beachten müssen, dass die Antennen den Bahnen nicht zu nahe kommen, sondern auch die Strahlung und Reflexionen berechnen müssen.
800 Faserkilometer Glasfaser für die U-Bahn-Versorgung
Speedtest mit 50 MBit/s
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Daten, die von den Smartphones zur Antenne gefunkt werden, gehen den umgekehrten Weg: Als HF-Signal zu den Remote-Units. Hier werden sie in ein optisches
Signal gewandelt und per Glasfaser in den nächsten Betriebsraum geschickt. Diese Wandlung ist notwendig, um längere Strecken überwinden zu können.
Andernfalls müsste die Betriebstechnik viel näher an den Antennen stehen, was die Anzahl der Betriebsräume deutlich erhöhen würde.
So werden die Signale über insgesamt 800 Kilometer Glasfaser (Faserkilometer) zu einem der Betriebsräume geschickt, dort weiterverarbeitet und
anschließend ebenfalls über eine der zahlreichen Glasfasern in das restliche Netz übergeben.
Die Gruppe geht weiter den Tunnel entlang in Richtung Boddinstraße. An der Seite das Glasfaserkabel - passender Weise in Grün. Der Weg führt die Gleise entlang und mit jedem Meter wird es wärmer. Schließlich steht die Gruppe neben einer gerade eingefahrenen U-Bahn - mal nicht auf Bahnsteighöhe, sondern direkt an den Rädern. Die BVG-Sicherheitsposten lassen die Gruppe nicht aus den Augen, schließlich rollt der Verkehr. Doch um in einen Betriebsraum zu kommen, muss die Gruppe vorbei an Stromschienen und über befahrene Gleisen.