EWE: Irreführender Brief zu Glasfaser-"Umstellung" gestoppt
In den letzten Jahren sandten uns teltarif.de-Leser immer wieder Postkarten mit irreführenden Texten zu, die sie aus dem Briefkasten gefischt hatten. Meist stammten diese von übereifrigen Vodafone-Kabelvertriebspartnern und beinhalteten Textpassagen, in denen eine notwendige "Umstellung des Anschlusses" und dringender Handlungsbedarf suggeriert wurden, auch wenn die Postkartenempfänger nicht mal Vodafone-Kunden waren. Nach Meldung durch teltarif.de stellt Vodafone derartige Machenschaften in der Regel ab - bis hin zur Abmahnung oder Entlassung der aggressiven Vertriebspartner.
Durch eine derartige Werbe-Masche ist nun auch der Oldenburger Netzbetreiber EWE TEL aufgefallen. Nach Intervention von teltarif.de führt EWE die Werbeaktion in dieser Form nicht mehr weiter.
Brief suggeriert notwendige Umstellung
Ein Shop von EWE
Bild: Mohssen Assanimoghaddam / EWE
Mitte Juni sandte uns ein Einwohner Oldenburgs einen Brief zu, den er in seinem Briefkasten gefunden hatte, und wies gleich zu Beginn darauf hin, dass zwischen EWE und ihm überhaupt keine Geschäftsbeziehung bestehe. Auf dem Briefumschlag steht bereits: "Wichtig: Umstellung Ihres Internet-Anschlusses".
Der Brief ist nicht persönlich an den Bürger adressiert, sondern "an die Bewohner des Hauses [Angabe der Adresse]". Auch in der Betreffzeile heißt es wieder mit großen Buchstaben und fettgedruckt "Umstellung Ihres Internet-Anschlusses". Von vier Checkboxen darunter sind die beiden mit "Bitte um Rückruf" und "Bitte um schnelle Antwort" angekreuzt. Im Text heißt es dann:
Sehr geehrte Internetanschluss-Inhaberinnen und -Inhaber, hiermit informieren wir Sie darüber, dass wir im Rahmen des Breitbandausbaus bald auch in Oldenburg die flächendeckende Umstellung auf Internet per Glasfaser abschließen. Dabei ist von uns auch die Anbindung des Hauses [die betreffende Adresse] ans moderne Glasfasernetz vorgesehen.Nach dem Gruß folgt noch ein kleingedruckter Hinweis, dass der Empfänger der Verwendung seiner Daten für Werbezwecke widersprechen könne, wenn er die Angebote von EWE künftig nicht mehr erhalten wolle.Rufen Sie uns für die Umstellung Ihres Internetanschlusses einfach an unter 0441 3501 0801. Alternativ können Sie uns vor Ort im EWE Shop Oldenburg Wechloy besuchen oder sich an Ihren nächsten EWE Partner wenden.
Gerne können Sie stattdessen bis zum 15.07.2022 mit dem EWE Shop Oldenburg Wechloy einen Rückruftermin vereinbaren - schreiben Sie dazu eine kurze E-Mail mit Ihrer Rufnummer an EWE-Shop-Oldenburg1@ewe.de.
Unsere Fragen an EWE
Bei dem Brief fällt auf, dass die Umstellung auf Glasfaser als alternativlos suggeriert wird. Es wird mit keiner Silbe erwähnt, dass die Umstellung auf Glasfaser freiwillig ist, und dass für Bürger natürlich auch die Möglichkeit besteht, ihren bisherigen Internetanschluss weiterzunutzen. Insbesondere technisch wenig gebildete Bürger könnten sich dadurch genötigt fühlen, bei EWE anzurufen oder im Shop vorbeizukommen. Warum wird - wie bei den illegalen Vodafone-Postkarten - der falsche Eindruck erweckt, der Kunde müsse sich dringend melden?
Wir konfrontierten EWE mit dem Schreiben und fragten, seit wann EWE es nötig habe, sich derartiger Marketingmethoden zu bedienen. Wir wollten wissen, warum in dem Schreiben fälschlicherweise (oder bewusst irreführend?) von einer Umstellung des Internetanschlusses geschrieben wird statt über einen zusätzlichen Neuanschluss mit Glasfaser.
Außerdem drückten wir unsere Verwunderung darüber aus, dass in dem Brief die Umstellung auf Glasfaser als alternativlos hingestellt wird, denn die alten Anschlüsse werden ja gar nicht abgebaut. Wir fragten EWE, warum dem Kunden verschwiegen wird, dass er auch bei seinem alten DSL- oder Kabelanbieter bleiben kann.
Abschließend wollten wir wissen, ob das betreffende Schreiben in dieser Form nur von diesem Shop so versandt oder der Text bei EWE konzernweit so verwendet wird. Uns interessierte darüber hinaus, ob EWE diesbezüglich keine Befürchtung habe, von den Wettbewerbern wegen irreführender Werbung erfolgreich abgemahnt zu werden.
Die zusammenfassende Antwort von EWE
EWE ging auf unsere einzelnen Fragen allerdings nicht detailliert ein, sondern sandte uns folgende zusammenfassende Stellungnahme als Antwort:
Unser Ziel mit diesem Informationsschreiben war es, potenzielle Kunden möglichst neutral, also wenig werblich anzusprechen. Doch offenbar hat die Gestaltung unseres Schreibens einzelne Personen irritiert und einen falschen Eindruck vermittelt. Das bedauern wir und nehmen die Rückmeldungen und Hinweise ernst. Deshalb haben wir den Versand dieses Schreibens bereits gestoppt und werden es für den weiteren Versand entsprechend überarbeiten.Wer im Einzugsbereich von EWE wohnt und das Schreiben erhalten hat, sollte sich also keineswegs davon gedrängt fühlen, diesbezüglich Kontakt mit EWE aufzunehmen. Im Rahmen von Ausbaumaßnahmen kann es aber sinnvoll sein, für den Glasfaserausbau Interesse anzumelden, da bei einem gemeinschaftlichen Ausbau der Hausanschluss kostengünstiger oder vielleicht sogar komplett kostenlos verlegt wird. Meldet man sich erst einige Monate oder Jahre später, fällt für den Hausanschluss meist ein vierstelliger Betrag an.
Nach langjähriger Diskussion gibt es in Deutschland nun ein gesetzlich verbrieftes Recht auf einen schnellen Internet-Anschluss. Fehlt dieser, verpflichtet die BNetzA einen Provider zur Bereitstellung. So fordern Sie Ihr Recht auf Internet ein.