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"Unfassbar" - Erste Stimmen zu den neuen Microsoft-Tablets

Microsoft riskiert für eigenen Tablet-Computer Ärger mit Partnern
Von Marleen Frontzeck-Hornke mit Material von dpa

Microsoft greift Apple mit eigenen Tablets an Microsoft greift Apple mit eigenen Tablets an
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Microsoft hat seine ersten eigenen Tablets mit Surface präsentiert und bricht damit mit einer bislang erfolgreichen Arbeitsteilung zwischen Hard- und Software. Die Ankündigung des Unternehmens richtet sich klar gegen den iPad-Hersteller Apple und Google, den Hersteller des mobilen Betriebssystems Android. Doch vermutlich dürfte Microsofts "Surface" vor allem bei den Firmen wie eine Bombe einschlagen, die bislang Partner des Software-Konzerns sind: Firmen wie Asus, Acer, Lenovo, Sony oder Dell planen im Zweifelsfall nämlich längst selbst einen Tablet-Computer mit Windows 8 und sehen sich nun nicht nur der Konkurrenz durch Apple, sondern auch von Microsoft ausgesetzt. Microsoft greift Apple mit eigenen Tablets an Microsoft greift Apple mit eigenen Tablets an
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Microsoft-Chef Steve Ballmer legte alles daran, im Rahmen der "Surface"-Ankündigung seine Hardware-Partner zu besänftigen. Die großen Hersteller würden im kommenden Jahr mit dem Rückenwind des neuen Windows 8 mehr Personal Computer verkaufen als jemals zuvor. Und Ballmer führte einige Beispiele als Beleg an, dass Microsoft in seiner langen Firmengeschichte schon wiederholt Hardware wie die Computermaus gebaut habe, um seine Windows-Software voranzutreiben. "Wir glauben an die Stärke des PCs als Ökosystem", sagte Ballmer.

"Microsoft versucht, Apple zu sein"

Während Ballmer den Einstieg in die Tablet-Branche eher positiv sieht, gehen die Stimmen einiger Branchen-Kenner in die andere Richtung. So sehen Analysten einen klaren Interessenskonflikt: "Interessant, dass zuvor nichts von HP, Dell, Lenovo oder alle anderen OEM-Partner erwähnt wurde", kommentierte Gartner-Analyst Michael Gartenberg in einem Tweet die Ankündigung. "Microsoft versucht, Apple zu sein. Aber die einzige Company, die erfolgreich wie Apple ist, ist Apple."

Gartenberg verwies darauf, dass Microsoft mit seinen Mäusen, Kameras und Tastaturen nie seinen angestammten Hardware-Partnern im PC-Geschäft so sehr ins Gehege kam wie mit dem "Surface". Und die Xbox-Software wiederum habe Microsoft nie an andere Hersteller lizenziert. Gartenberg äußerte sich gegenüber der Finanznachrichtenagentur Bloomberg, das er sich den Schritt von Microsoft überhaupt nicht vorstellen kann. Weiterhin sagte er: "Das ist die totale Gegenteil zu ihrem Kerngeschäft." Die Microsoft-Ankündigung sei "ein kühner Schritt, aber auch ein sehr riskanter". Die Strategie könne aufgehen wie bei Microsofts Spielekonsole Xbox - oder ein Flop werden wie etwa der Zune-Player, der nach langer Bedeutungslosigkeit als iPod-Herausforderer wieder vom Markt verschwunden ist.

Preise und Erscheinungsdatum weiterhin offen

Im schnell wachsenden Markt der Tablet-Computer befürchtet Microsoft offenbar, es könnte auch ein Fehler sein, sich wie gewohnt auf die Partner zu verlassen: HP hatte sich bereits aus dem Markt zurück gezogen. Zu schwer war es, gegen den Platzhirsch Apple einen Stich zu bekommen. Und etliche Microsoft-Partner hätten bislang den Markt nicht wirklich ins Visier genommen, sagt Ben Bajarin, Analyst bei der Consulting-Firma Creative Strategies. "Nach ersten Prototypen seiner Hardware-Partner dürfte Microsoft der Industrie zeigen wollen, was nach ihrer Meinung eine gute Lösung ihrer Tablet-Ambitionen ist."

Bei der Vorstellung der neuen Geräte gab Microsoft zu einigen wichtigen Punkte keine konkrete Antwort. So kann weiterhin nur über die Ausstattung für den mobilen Betrieb, den Preis der einzelnen Geräte sowie zum eigentlichen Erscheinungstermin spekuliert werden. Das Unternehmen teilte nur mit, das eine Markteinführung in der zweiten Hälfte des Jahres stattfinden soll.

Als Preisspanne nannte Microsoft einen Rahmen zwischen derzeit verfügbaren Tablets und den neuen Ultrabooks - das könnte also zwischen 100 und 900 Euro liegen. Marktbeobachter gehen von einem Preis zwischen 500 und 700 Dollar aus. Wegen nötiger Hardware-Spezifikationen durch die Touch-Bedienung von Windows 8 könnte es nach Einschätzung von Analysten eine große Herausforderung sein, ein Windows-8-Tablet günstiger als die günstigste Variante des iPad zu produzieren. Der Preis dürfte aber einer der wesentlichen Eckpfeiler für den Erfolg sein. Alle bisherigen Informationen zu den Microsoft-Tablets erhalten Sie in diesem Artikel.

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