teltarif hilft: Anruf zur Vorwahl 01806 kostete 79 Cent pro Minute
Das 01806-Gespräch unseres Lesers
wurde fast 11 Euro zu teuer abgerechnet
Bild: Benicce - Fotolia.com, teltarif.de, Montage: Marleen Frontzeck
Wenn neue Vorwahlen von der Regulierungsbehörde "kreiert"
werden - wie im Falle der kürzlich freigeschalteten Sondernummern
01806 und 01807 - oder wenn neue Anbieter mit eigener Vorwahl auf den
Markt kommen, wie jüngst sipgate (Vintage Telecom) mit der gemieteten Vorwahl 01579, gibt es für Telefonanbieter eine Menge zu tun. Neue Vorwahlen
müssen in die Vermittlungsrouter programmiert und die Preise in den Datenbanken festgelegt
werden. Dabei klappt nicht immer alles wie gedacht.
Statt 60 Cent pro Anruf wurden 79 Cent pro Minute berechnet
Das 01806-Gespräch unseres Lesers
wurde fast 11 Euro zu teuer abgerechnet
Bild: Benicce - Fotolia.com, teltarif.de, Montage: Marleen Frontzeck
Das musste auch teltarif.de-Leser Erik Schneider (Name geändert) erfahren. Sein
congstar-Festnetzanschluss war nach der Kündigung wunschgemäß
abgeschaltet worden - wenn auch einen Tag zu früh. Da er nun kein Festnetz mehr zur Verfügung hatte,
wollte er von seiner Lidl-SIM (das Lidl-Mobilfunk-Angebot wird durch die o2-Tochter Fonic realisiert) mit der congstar-Hotline noch
einige abschließende Details klären. Da kam die aktuelle Nachricht, dass der Anruf zur neuen
congstar-Hotline mit der Vorwahl 01806 vom Handy nur noch pauschal
60 Cent pro Anruf kosten sollte, schon gelegen. Denn das Telefonat dauerte länger, bis alles
erreicht und geklärt war.
Umso überraschter war Schneider, als er sein Handy-Guthaben nach dem Gespräch überprüfte. Für die knapp 15 Minuten waren ihm 11,57 Euro berechnet worden, rechnerisch knapp 79 Cent pro Minute. Ein Anruf zur Fonic-Hotline, um diesen Fehler aufzuklären, verlief wenig erfreulich. Der junge Mann am andern Ende der Hotline erklärte dem Kunden kühl, dass Schneider sich das Geld von congstar zurückholen müsse. Vor dem 1. Juni gelte die Tarifierung der neuen Vorwahl noch gar nicht, er werde ihm auch Unterlagen zuschicken, woraus das klar hervorginge.
teltarif.de konnte das Problem nachvollziehen
Schneider wandte sich Rat suchend an teltarif.de. Wir holten eine Fonic-SIM-Karte aus der Versenkung und riefen die simyo-Hotline unter 01806 an. Der Kostencheck ergab: 60 Cent. Dies teilten wir Herrn Schneider mit, doch er beharrte darauf, mehr bezahlt zu haben.
Und in der Tat: Ein weiterer Anruf, diesmal zur congstar-Hotline, wurde auch unserer eigenen Karte mit 79 Cent pro Minute berechnet. Beide Gespräche fanden vor dem 1. Juni dieses Jahres, dem Inkrafttreten der neuen gesetzlichen Regelungen zum Thema kostenlose Warteschleifen statt.
Herr Schneider befragte zu seiner eigenen Sicherheit auch die Bundesnetzagentur (BNetzA). Die verstand sein Anliegen zunächst nicht. Doch als er dann nachhakte, was denn die 01806-Rufnummern nun wirklich kosten dürfen, kam eine klare Antwort: Pauschal 20 Cent aus dem Festnetz und maximal 60 Cent aus dem Mobilfunk - und zwar pro Anruf, also unabhängig davon, wie lange die Verbindung gedauert hat.
Fonic: "Veralteter Abrechnungssatz" war schuld
Wir wandten uns Fonic und schilderten den Fall. Karin Lüttmerding, Leiterin Customer Service,
bestätigte, dass "nach Angaben Ihres Lesers ein veralteter Abrechnungssatz zu Grunde gelegt
(wurde).
Hier lag leider tatsächlich die falsche Annahme zugrunde, dass eine Berechnung der
60 Cent/Anruf erst ab dem 01.06.2013 berechtigt sei. Zudem ging der Kollege in unserem
Service-Center davon aus, die Ursache hierfür läge bei der Gegenstelle. Wir haben nun alle
Call-Center-Mitarbeiter entsprechend informiert, um den Fehler in Zukunft auszuschließen.
Herrn Schneider wurden die Mehrkosten erstattet. Außerdem hat sich der Call-Center-Mitarbeiter
telefonisch für seine versehentlich getätigte Falschauskunft entschuldigt und in diesem Zusammenhang
den Kunden über die Kostenerstattung informiert."
Von den 11,57 Euro waren also nur 60 Cent zu bezahlen, die Differenz von 10,97 Euro bekam Schneider auf sein Fonic-Guthabenkonto zurückgebucht.
Kommentar: Tarifierungsgrundsätze vs. no Frills
Grundsätzlich ist es so, dass ein Anrufer nur den Tarif seiner von ihm genutzten Telefongesellschaft zu bezahlen hat. Wenn das Ziel der Verbindung auf einmal "anders als geplant" abgerechnet wird, muss die genutzte Telefongesellschaft das mit dem Telefonunternehmen der Zielrufnummer aushandeln. Der Kunde bleibt da außen vor. Wenn der Preis einer "Sonder"-Rufnummer von der Regulierungsbehörde festgelegt ist, kann die eigene Telefongesellschaft zwar gerne darunter bleiben (was aber in den allerseltensten Fällen auch gemacht wird), aber niemals darüber.
Wir lernen daraus, dass No-Frills-Discounter nur dann gut funktionieren, wenn es um möglichst einfache Sachverhalte geht. Sobald es einmal abseits der Standardabläufe verläuft, können Fehler entstehen, die mit teurer Nacharbeit ausgeglichen werden müssen.
Die Hintergründe zur Einführung der Vorwahl 01806 als Ersatz für die 01805 finden Sie in einer weiteren Meldung.