Schnäppchen-Check

Im Test: Digitalradio-Dongle für iPhone/iPad für unter 15 Euro

In mehreren Online-Shops gibt es aktuell den Digitalradio-Dongle Tivizen Radio DAB+ zu Schnäppchenpreisen. Wir haben uns das Gerät angeschaut und geprüft, ob sich der Kauf lohnt.
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Tivizen Radio DABplus am iPhone Tivizen Radio DAB+ am iPhone
Bild: teltarif.de / Michael Fuhr
Mehrere Online-Shops verkaufen aktuell den Digitalradio- und Handy-TV-Dongle Tivizen Radio DAB+ zu einem Schnäppchenpreis, zum Teil für unter 15 Euro. Das günstigste Angebot lag in dieser Woche bei 4,95 Euro [Link entfernt] . Damit kann man nichts falsch machen, mögen viele jetzt denken. Aber ist das so? Tivizen Radio DABplus am iPhone Tivizen Radio DAB+ am iPhone
Bild: teltarif.de / Michael Fuhr

Gerät verfügt noch über 30-poligen-Anschluss

Zunächst: Das Gerät steht nur exklusiv für Nutzer von Apple-Endgeräten zur Verfügung, eine Version für Android oder Windows Phone gibt es nicht. Da das Gerät auch schon über drei Jahre auf dem Markt ist und es seither keine neue Version mehr gibt, passt es nur an einen alten 30-poligen-Anschluss. Neuere Apple-Geräte benötigen einen 30-Pin-auf-Lightning-Adapter, den es ab 5 Euro im Handel gibt. Nutzbar ist das Tivizen-Gerät ab dem iPhone 3GS und dem iPod Touch (dritte Generation) sowie dem iPad ab der ersten Generation aufwärts.

Der Tuner unterstützt Handyfernsehen via DMB – ein Feature, das in Deutschland jedoch nichts taugt, da es hier keine Ausstrahlungen mehr in diesem Modus gibt. Eingesetzt wird DMB aber beispielsweise noch in den Niederlanden, hier ist das öffentliche Fernsehprogramm Nederland 1 in allen Großstädten kostenlos zu sehen.

In Deutschland kann der Dongle also nur für digitales Radio in den Modi DAB und DAB+ genutzt werden. Vorteil ist die einfache Installation: Der Nutzer lädt und installiert die kostenlose "Tivizen DMB/DAB+"-Applikation aus dem App-Store und schließt das Tivizen Radio DAB+ an das Apple-Gerät an. Die App startet nun automatisch und bietet einen Suchlauf an. An unserem Testort im westlichen Rhein-Main-Gebiet fand das Gerät bei unserem Test 36 Programme, die wir auch mobil weitgehend störungsfrei beim Joggen oder der Fahrt mit dem Bus hören konnten.

Anders sieht es auf dem Land aus: An einem zweiten Testort in einem Tal nahe der Stadt Limburg/Lahn fand die App keinen einzigen Sender, obwohl ein Autoradio mit Dachantenne hier noch brauchbaren Empfang bietet. Grund: Als Antenne dient nur ein kleines, um das Gerät gewundenes Kabel. Das reicht in Ballungsgebieten oder in der Nähe zu Sendeanlagen zumeist aus, aber nicht in Regionen und Städten, in denen es keine stark einfallenden Sender gibt. Die iPhone-App für das Ansteck-Radio Die iPhone-App für das Ansteck-Radio
Bild: teltarif.de / Michael Fuhr

App ist auf iPhone 3GS nicht Multitasking-fähig

Ebenfalls negativ: Die App ist auf unserem Testgerät, einem iPhone 3GS, nicht multitasking-fähig. Während der Nutzer Digitalradio hört, ist es nicht möglich, parallel im Internet zu surfen oder andere Apps zu nutzen. Auch der Bildschirm muss zumindest in der Grundeinstellung eingeschaltet bleiben. Schaltet man ihn aus, schließt automatisch auch die App. Das verringert erheblich die Akku-Laufzeit. Es ist allerdings möglich, in den "Sleep"-Modus zu wechseln, dann spielt das Gerät auch noch weiter, wenn man den Bildschirm ausgeschaltet hat. Leser berichten uns, dass der Stick an einem iPhone 5S durchaus Multitasking-fähig sei - hierfür ist aber mindestens ein Adapter auf die Lightning-Schnittstelle notwendig.

Der Dongle selbst erhält die Stromzufuhr nicht vom Apple-Gerät, sondern besitzt ebenfalls einen Akku, der nach rund vier Stunden Betrieb wieder über das mitgelieferte USB-Kabel aufgeladen werden muss. Erst wenn der Akku des Dongles entladen ist, zieht das Gerät den Strom vom Apple-Gerät.

Negativ fiel uns auch die schlechte Tonqualität des Dongles auf. Einige Radiostationen klangen leicht übersteuert, was sich auch nicht änderte, als wir die Lautstärke reduziert. Ferner gibt es während des Bildschirm-Scrollens immer kurze Tonaussetzer, was ebenfalls lästig ist. Positiv ist dagegen, dass das Gerät auch Zusatzinformationen wie Slideshows, etwa Programminformationen oder den aktuellen Verkehrsservice, anzeigt. Es ist auch möglich, Sendungen aufzunehmen und später anzuhören.

DAB+ kommt nicht auf dem Smartphone an

Unser Fazit: Das Tivizen Radio DAB+ ist ein nicht mehr ganz zeitgemäßer erster Versuch das digitale Radio DAB+ mit einfachen Mitteln auf ein Smartphone zu bekommen, bedauerlicherweise mit einigen Mängeln. Leider hat sich seit dem Erscheinungsjahr des Geräts (2012) in diesem Sektor gar nicht mehr getan. Es gibt keine neuen Dongle- und Case-Lösungen, abgesehen von einigen "Freak-Applikationen" wie Wavesink Plus (eine App, die Digitalradio-Dongles für PC und Notebook auch für Android-Gadgets nutzbar macht) und Konkurrenzmodellen von Lingo, die es aber auch schon länger im Handel gibt.

Dabei wäre es technisch überhaupt kein Problem, einen DAB+-Digitalradio-Chip in Smartphones oder Tablets einzubauen. Doch die großen Telekommunikationskonzerne weigern sich, ein solches Feature aufzunehmen, da sie lieber Highspeed-Volumina fürs mobile Internet – und damit auch Internetradio - verkaufen wollen. Viele Hersteller sagen zudem, sie sehen kein Geschäftsmodell, und OEM-Hersteller aus Fernost behaupten, es hätte bisher keinen Auftraggeber für entsprechende Gadgets mit terrestrischem Digitalradio aus dem europäischen Markt gegeben.

Der Tivizen Radio DAB+ Dongle ist im Endeffekt ein nettes Gimmick, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wer in einem Ballungsraum lebt und beispielsweise unterwegs Radio-Nachrichten oder eine Fußball-Reportage über sein iPhone hören möchte, ohne dabei das mobile Internetvolumen zu verbrauchen, für den könnte das Gerät durchaus seinen Zweck erfüllen. Für den ursprünglichen Preis von 80 Euro hätten wir aufgrund der beschriebenen Mängel klar von dieser Lösung abgeraten, für unter 15 Euro ist es dagegen ein kleines, nettes Extra, das man haben kann, aber nicht muss.

Update, 10. Februar: Wir haben im Artikel ergänzt, dass die Tests auf einem iPhone 3GS stattfanden.

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