Darum weckt 5G teilweise falsche Erwartungen
Seit Jahren ist um den 5G-Standard ein regelrechter Hype in der Mobilfunkszene entstanden. Mit Downloads in Gigabit-Geschwindigkeit soll es der LTE-Nachfolger hinsichtlich der Internet-Bandbreite mit Glasfaseranschlüssen im Festnetz aufnehmen können. Außerdem wurden Latenzen im einstelligen Millisekunden-Bereich angekündigt, die auch in der Industrie und beim autonomen Autofahren helfen sollen, um beispielsweise Verkehrsstörungen in Echtzeit mitzubekommen.
Telekom und Vodafone sind mit dem Netzausbau auch schon recht weit vorangekommen. Vor allem die Telekom wirbt damit, noch in diesem Jahr rund 80 Prozent der Bevölkerung mit 5G zu versorgen. Dennoch ist der mobile Internet-Zugang oft nicht schneller als im LTE-Netz. Die Reaktionszeiten entsprechen denen im 4G-Netz und oft liest man "Netzsuche" oder bestenfalls "LTE" oder "4G", obwohl man sich in einem vom Netzbetreiber als versorgt ausgewiesenen Gebiet aufhält.
Beim Netzausbau hat die Telefónica noch Nachholbedarf. Der Münchner Netzbetreiber hat in Herbst 2020 und somit mehr als ein Jahr nach Telekom und Vodafone mit dem Netzauf- und ausbau begonnen. 1&1 als potenzieller vierter Netzbetreiber ist noch gar nicht gestartet. Nachdem sich das Unternehmen mittlerweile einen National-Roaming-Vertrag mit Telefónica sichern konnte, sollte es aber spätestens im kommenden Jahr losgehen.
Auf das Frequenzspektrum kommt es an
Enttäuscht 5G?
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Weckt 5G falsche Erwartungen? Wir haben bei den Tests, die wir im neuen Netz bislang durchgeführt haben, tatsächlich schon Download-Geschwindigkeiten im Gigabit-Bereich erlebt. Allerdings kam es auch vor, dass die Speedtest-Apps nicht einmal 100 MBit/s angezeigt haben. Das heißt, 5G ermöglicht sehr wohl sehr hohe Datenübertragungsgeschwindigkeiten, aber nicht überall.
Nur auf den Frequenzen im Bereich vom 3500 MHz steht ein ausreichendes Spektrum für derart hohe Internet-Geschwindigkeiten zur Verfügung. Allerdings ist es unrealistisch, auf diesen sehr hohen Frequenzen ein auch nur annähernd flächendeckendes Netz aufzubauen. Die Wellen in diesem auch als C-Band bezeichneten Frequenzbereich breiten sich sehr lichtähnlich aus. Jede Wand, jeder Baum und jeder Pfahl kann zum Hindernis werden und dafür sorgen, dass die Reichweite einer Basisstation oft auf wenige hundert Meter beschränkt ist.
Der Flächenausbau von 5G erfolgt daher auf niedrigeren Frequenzen wie 700, 1800 und 2100 MHz, die bislang bereits für das GSM-, UMTS- und LTE-Netz genutzt wurden. Hier sind die physikalischen Ausbreitungsbedingungen besser. Eine Basisstation kann demnach eine größere Fläche versorgen. Dafür ist die verfügbare Bandbreite kleiner, sodass der Internet-Zugang nur geringfügig schneller als beim LTE-Standard ist.
Auf Seite 2 lesen Sie unter anderem, welche Einschränkung das 5G-Netz bald nicht mehr aufweisen wird.