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Studie: Verkuppelungs-Algorithmen in Partnerbörsen taugen wenig

Mathematisch gestützte Online-Partnervermittlung nicht aussagekräftig
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Darren Baker - Fotolia.com
"Wissen­schaftlich fundierte Part­ner­vor­schläge", "Match­making", "Glücks­formel": Mit solchen Versprech­ungen versuchen Online-Partnerbörsen, einsame Herzen als Kunden zu gewinnen. Doch Forscher bezweifeln, dass mathe­matische Formeln Beziehungen stiften können.

Immer mehr Online-Partnervermittlungen wollen die Liebe ihrer Kunden nicht mehr dem Zufall überlassen. Nach der Registrierung muss der Single einen umfangreichen Fragebogen ausfüllen. Und dabei werden nicht nur Beruf und Hobbys abgefragt, sondern auch Persönlichkeitsmerkmale und Wünsche. Die Antworten werden zwar nicht alle direkt im Profil angezeigt, sie dienen aber als Basis für eine mathematische Berechnung. Mit Hilfe meist geheimer Algorithmen soll das System den perfekten Mann oder die perfekte Frau fürs Leben ermitteln. Doch nach welchen Prinzip die Systeme arbeiten, bleibt meist im Dunkeln. Immerhin waren laut Angaben des IT-Branchenverbandes Bitkom im Jahr 2010 rund sieben Millionen Singles auf Partnerschafts-Portalen aktiv.

Forscher zweifeln "Glücks-Algorithmen" an

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Die mitunter vollmundigen Versprechungen der Partnerbörsen sind nach Meinung einiger Wissenschaftler übertrieben. Eli Finkel beschäftigt sich mit seinem Team von der Northwestern University hauptsächlich mit dem Prozess des Kennenlernens zweier Partner. Der Wissenschaftler hält zwischenmenschliche Beziehungen für so komplex, dass diese nicht in einer mathematischen Formel abgebildet werden können.

Das Forscherteam vermisst evidente Beweise, dass es gerade die Algorithmen sind, die die "richtigen" Menschen zusammenbringen. Schon die Menge der im Fragebogen erfassten Daten würde gar nicht ausreichen, um das Wesen und die Persönlichkeit eines Menschen komplett zu erfassen. Außerdem sei es zweifelhaft, ob das in den Formeln meistens angewendete Prinzip größtmöglicher Übereinstimmung auf Beziehungen überhaupt zutreffe. Finkel hält die Überzeugung für falsch, dass nur Partner, die sich besonders ähnlich sind und im mathematischen Sinne gut "harmonieren" in einer Beziehung glücklicher sind als gegensätzlich veranlagte Paare.

Problem: Portal-Betreiber hüllen sich in Schweigen

Das Problem bei der Sache ist, dass keiner der Betreiber seine "Verkuppelungs-Algorithmen" offengelegt hat. Einige Portale haben immerhin eine Übersichtsseite mit vagen Andeutungen geschaltet. ElitePartner [Link entfernt] schreibt unter der Überschrift "EliteMatching: Partnersuche auf wissenschaftlicher Basis" beispielsweise: "Beziehungen sind immer dann besonders glücklich, wenn beide Partner gemeinsame Wertvorstellungen, Interessen und Ziele haben - das zeigen psychologische Studien." Weiter heißt es "Der Test basiert auf aktuellen Erkenntnissen der Beziehungsforschung und wurde eigens für ElitePartner von renommierten Wissenschaftlern entwickelt. Im Test geht es sowohl um Persönlichkeitsmerkmale, die für eine glückliche Partnerschaft relevant sind, sowie um soziale Kompetenzen, Interessen und Handlungsmotive."

partner.de [Link entfernt] bezeichnet sein System als "balance system". Ehrlichkeit sei beim Ausfüllen des Fragebogens das Wichtigste. "Denn nur so können passende Menschen zueinander finden", heißt es weiter. "In einem zweiten Schritt schlägt das partner.de balance system mögliche passende Partner vor. Dabei geht es um einen Mix aus Gegensätzen und Übereinstimmungen. Es gibt Kriterien, in denen sich beide Partner einig sein sollten, z.B. die Frage nach Wichtigkeit von Kindern. Es gibt aber auch Gesichtspunkte, bei denen es um Ergänzung geht. So kann eine extrovertierte Frau durchaus sehr gut zu einem eher introvertierten Mann passen. Oder umgekehrt. Auf die richtige Balance kommt es eben es an." Bei eDarling [Link entfernt] werden die Partnervorschläge "mit Hilfe Ihres Persönlichkeitsprofils, Ihrer Suchkriterien und mittels soziodemographischer Angaben" ausgewählt. Parship.de schreibt zu seinem System: "Das einzigartige wissenschaftliche PARSHIP-Prinzip basiert auf mehr als 30 Jahren Forschungserfahrung des renommierten Hamburger Universitätsprofessors Prof. Dr. Hugo Schmale. Ein internationales Kompetenzteam aus 16 Psychologen sorgt für die kontinuierliche Weiterentwicklung unseres Verfahrens."

Statt Mathematik: Echtes Treffen ist besser

Solche Aussagen sind dem Team um Eli Finkel viel zu vage. Außerdem beruft er sich bei seinen Thesen auf Studien, die zu dem Ergebnis gekommen sind, dass eine Beziehung nur minimal davon profitiert, wenn sich die Partner sehr ähnlich sind. Da könne man Singles auch zufällig zusammenbringen. Der Forscher ist überzeugt davon, dass man die Tragfähigkeit einer Beziehung erst ermitteln kann, nachdem man sie bereits begonnen hat. Das Internet hält er als Möglichkeit der Partnerfindung übrigens durchaus für geeignet: Speed-Dating per Webcam könne beispielsweise einen ersten guten Eindruck vermitteln. Außerdem sollten Interessenten sich nicht zu lange mit Mails und Kurznachrichten beschäftigen, sondern sich möglichst bald zu einem Date treffen.

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