besser gleich teurer?

ISDN: Nicht nur Vorteile

Im digitalen Netz kostet jedes Extra extra
Von dpa / Marie-Anne Winter

Immer mehr Deutsche setzen auf das digitale Netz, kurz ISDN (Integrated Services Digital Network) genannt - die Werbung mit Manfred Krug und "Paulchen Panther" hat offenbar gewirkt. Fast neun Millionen Kunden wissen laut Hans Albert Aukes, Bereichsvorstand National Business/International Business bei der Deutschen Telekom in Bonn, die Fähigkeiten von ISDN zu schätzen. Aber nicht jedem Verbraucher bringt der digitale Service wirklich Vorteile: "Wenig Sinn macht ISDN für die Menschen, die kaum telefonieren und die sich wenig oder gar nicht im Internet aufhalten", sagt Andreas Gauger, Vorstandssprecher bei der 1&1 Internet AG in Montabaur.

Zu den Pluspunkten von ISDN gehört, dass sich durch die höhere Übertragungsgeschwindigkeit die Sprachqualität beim Telefonieren erheblich verbessert. Das ist aber bei weitem nicht alles: Als "Bonbon" gibt es noch eine Reihe von Zusatzdiensten wie etwa Anrufweiterschaltung, getrennte Abrechnung pro Telefongerät, Tarifanzeige, Babyruf und vieles mehr.

Doch Vorsicht ist angebracht: Viele Merkmale gibt es nur gegen Aufpreis. Im ISDN-Standard-Tarif der Telekom für 22,95 Euro pro Monat sind nur Grundfunktionen wie Rufnummernübermittlung, Anklopfen und Dreierkonferenz enthalten. Wer mehr will, muss auch tiefer in die Tasche greifen. Beim Tarif T-ISDN-Komfort für 25,51 Euro im Monat ist etwa der Anrufbeantworter T-Net-Box inbegriffen. Mit dem T-ISDN-xxl-Tarif für 30,36 Euro kann der Kunde am Sonntag bekanntlich zum Nulltarif telefonieren - allerdings muss man sonntags schon ziemlich lange telefonieren, damit sich das lohnt. Interessant ist es in erster Linie zum Nulltarif zu surfen, was über bestimmte lokale Einwahlnummern möglich ist.

Vielen ISDN-Kunden geht es auch sonst nicht allein ums Telefonieren. Sie wollen eigentlich nur schnell mit 64 Kilobit pro Sekunde im Internet surfen. Auch die zwei Telefonleitungen, die ISDN bietet, wirken auf viele verlockend. Ein ISDN-Kunde kann also während des Telefonierens nebenbei noch faxen oder im Web Aktienkurse abrufen. Wer nur auf diese beiden Vorteile aus ist, braucht sich deswegen zum ISDN-Anschluss aber noch kein digitales Telefon zu kaufen. Das alte, analoge Gerät tut es auch: Ein kleines Kästchen mit verschiedenen Anschlusssteckplätzen, ein so genannter a/b-Adapter, macht es möglich. Diesen bekommt der Kunde für unter 50 Euro im Fachhandel, wenn es im ISDN-Einstiegspaket nicht schon enthalten ist.

Der Kauf eines ISDN-Telefons will also gut überlegt sein, zumal viele Komfortfunktionen gar nicht oder nur selten genutzt werden. Außerdem können analoge Telefone inzwischen auch eine ganz Menge. "Die Leistungsmerkmale von ISDN-Telefonen zu analogen Geräten unterscheiden sich kaum noch", sagt Peter Zwosta. Der Teamleiter für Softwareentwicklung in Nürnberg muss es wissen: Auf seiner Webseite gibt der ISDN-Experte Hinweise und Tipps rund um den digitalen Service.

Vor allem Rufnummernanzeige und "Rückruf bei Besetzt" sind laut Zwosta bei Privatanwendern sehr beliebt. "Beide Funktionen gibt es aber auch im analogen Netz", führt der Profi aus.

Vorteile bieten ISDN-Telefone auch Familien, da jedes Mitglied ein eigenes Telefon bekommen kann - jedes mit eigener Nummer. Der Clou: Damit sich die Rufnummern leichter unterscheiden lassen, klingeln die Telefone auf Wunsch unterschiedlich. Auch bei der Abrechnung sammelt ein ISDN-Telefon Pluspunkte: "Wohngemeinschaften können per ISDN ihre Telefongebühren über verschiedene abgehende Rufnummern sehr einfach ermitteln", sagt Eyla Hassenpflug, Sprecherin der Pearl Agency GmbH in Buggingen. Praktisch sei es auch, Anrufe an eine andere Rufnummer weiterzuleiten - an ein Handy zum Beispiel.

Einsteigern empfiehlt Andreas Gauger von 1&1 ein subventioniertes Komplettangebot: "Besonders vorteilhaft ist eine kombinierte Telefon- und Datenlösung, denn diese vereint Telefonanlage, Analogadapter und ISDN-Modem in einem Gerät." So viel muss aber meist gar nicht sein. Laut Eyla Hassenpflug reicht Einsteigern oft schon ein preiswertes Gerät wie das Modell Katelco KT 600 für rund 45 Euro. Das ISDN-Telefon zeigt Datum, Uhrzeit und Gesprächsdauer an - für den Hausgebrauch ist das allemal genug.

Im Angebot der Deutschen Telekom haben sich die schnurlosen Geräte der T-Sinus-Serie wie das 721x und das 61 Komfort durchgesetzt. Laut Hans-Albert Aukes bieten diese Modelle Computernutzern den Vorteil einer schnurlosen PC-Anbindung. Wer mit seinem ISDN-Telefon auch noch SMS-Nachrichten senden und empfangen will, sei dagegen mit dem schnurgebundenen T-Concept PA821 besser beraten. Es bietet auf Tastendruck sogar einen Zugriff auf Internetseiten im WAP-Format.

Angst vor der Installation eines ISDN-Telefons braucht niemand zu haben. Der Anschluss des Telefons ist meistens in wenigen Minuten erledigt. Trotzdem ist es gut, bei der Einrichtung ein Handy zur Hand zu haben. ISDN-Experte Zwosta verrät warum: "Um sich testweise selbst anrufen zu können - oder die Telekom bei Problemen."