Darstellungssache

Talkline: Beschwerden über falsche Internetrechnungen häufen sich

Kein Einzelverbindungsnachweis mehr
Von Marie-Anne Winter

Seit Tagen häufen sich Hinweise unserer Leser, dass Talkline Online-Gebühren falsch abrechne. Vor allem wird darüber geklagt, dass unmöglich lange Verbindungen berechnet würden. Lesern, die nach eigener Aussage nur kurz ihre E-Mail abholen würden, seien an den fraglichen Tagen mehrere Stunden abgerechnet worden, ein Leser sagte, an einem einzigen Tag sollen über 32 Stunden abgerechnet worden sein - was zugegebenermaßen ein Ding der Unmöglichkeit ist. Andere berichten, dass Verbindungen für Tage abgerechnet wurden, an denen sie in Urlaub oder im Krankenhaus waren. Auch über die Höhe abgerechneten Tarife herrscht Unklarheit, viele sind der Meinung, dass sie höhere Minutenpreise bezahlen mussten, als in ihren Tarifen ursprünglich angegeben waren.

Eine mögliche Fehlerquelle, insbesondere für die häufig beklagten überlangen Verbindungen, ist, dass die Internetverbindungen aufsummiert worden sind. Laut Telekommunikations-Kundenschutzverordnung muss nur für Sprachverbindungen ein kostenloser Einzelnachweis erstellt werden. Bei der Summation wird ein Tag als Stichtag genommen, und alle späteren Verbindungen werden unter diesem Datum aufsummiert. Auf diese Weise kann ein Tag schon einmal ziemlich lang werden. Hierzu nimmt Talkline wie folgt Stellung:

"Die erneute Prüfung unserer Systeme hat keine Abrechnungsprobleme oder -fehler ergeben. Wir haben jedoch festgestellt, daß die Darstellung der Abrechnung auf der Telekomrechnung sich Ende letzten Jahres bzw. Anfang diesen Jahres verändert hat.

Mehrere Onlineverbindungen eines Abrechnungsmonats werden in der DTAG-Rechnung zusammengefaßt und nur mit dem Datum und der Uhrzeit der ersten Einwahl dokumentiert. Das bedeutet, daß z.B. ein bestimmter Tag mit einer Onlinezeit von z.B. 36 Stunden ausgewiesen ist, man an diesem Tag jedoch nur 30 Min. online war. Die 36 Stunden beziehen sich aber auf alle stattgefundenen Einwahlen und Onlinezeiten innerhalb des gesamten Abrechnungszeitraumes.

Wir haben einige Kunden, die sich im teltarif-Forum zu Wort gemeldet haben, angeschrieben und nach konkreten Daten gefragt. (A-Nummer, Abrechnungsdaten auf der Telekomrechnung und Einwahlnummer) um in den einzelnen Fällen der Sache nachzugehen, aber wie gesagt, unsere Prüfung hat keine Fehler ergeben.

Sicher wird diese Umstellung und die darauf folgende Verwirrung für einen Teil der Beschwerden verantwortlich sein. Ebenso kann es aber sein, dass die Preiserhöhung von Anfang Januar ihren Teil dazu beiträgt. Denn damals wurde der Nebenzeittarif für talknet by call bei Einwahl von den 460 Talkcities aus von unter einem Cent pro Minute auf 2,49 Cent pro Minute fast verdreifacht. Wer damals nicht schleunigst zu einem anderen Provider gewechselt ist, bekommt jetzt im wahrsten Sinne des Wortes die dicke Rechnung! In der Kombination von Preissteigerung und fehlendem Einzelnachweis ist diese dann natürlich komplett undurchsichtig.

Ob es hier rechtliche Möglichkeiten gibt, sich zu wehren, ist unklar. So hatte Talkline zum Beispiel eine Pressemitteilung über die Erhöhung der Tarife nur verzögert abgesendet. Wer die Höhe seiner Rechnung bestreitet, hat aber auf jeden Fall das Recht, bei Talkline auch nachträglich einen Einzelnachweis anzufordern. Dieser ist aber dann kostenpflichtig, falls Talkline nachweisen kann, richtig abgerechnet zu haben.