Gegenwind

MobilCom: Neukundengewinnung wird teurer

Übernimmt MobilCom Kunden vor Ende der regulären Vertragslaufzeiten, werden Entschädigungen fällig
Von Marie-Anne Winter

Dem Mobilfunkunternehmen MobilCom bläst ein heftiger Wind entgegen. Durch den Streit mit France Télécom ohnehin schon belastet, treten jetzt auch Probleme bei der Gewinnung von neuen Kunden zu Tage. Wie in der heutigen Ausgabe der Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) zu lesen ist, melden Konkurrenten wie Vodafone, dass es für die Büdelsdorfer schwierig wird, bestehende Kunden-Verträge in eigene Geschäftsbeziehungen umzuwandeln.

Die Sache ist, dass viele der Kunden, die bei MobilCom einen Vertrag abgeschlossen haben, eigentlich Kunden der Netzbetreiber sind, in deren Netzen sie telefonieren. MobilCom tritt als Mobilfunkvermarkter für Vodafone, T-Mobile oder E-Plus auf. Rund 65 Prozent oder 3,28 Millionen der insgesamt etwa fünf Millionen MobilCom-Kunden haben meist Zwei-Jahres-Verträge mit MobilCom abgeschlossen - weil MobilCom aber kein eigenes Mobilfunknetz betreibt, telefonieren sie auf dem Netz der Konkurrenz. Dafür bekommt MobilCom von den Netzbetreibern Provisionen - aber nur, so lange die Kunden das Netz auch benutzen. Wenn diese Kunden vor Ablauf der Vertragsdauer zu MobilCom wechseln würden, müsste MobilCom eine Entschädigung an den Netzbetreiber zahlen.

Unter diesen Bedingungen wird es für MobilCom sehr schwer sein, den Plan umzusetzen, im Jahre 2005 10,5 Millionen Kunden auf dem MobilCom-eigenen UMTS-Netz zu haben. Die meisten Menschen in Deutschland haben bereits ein Handy. Um sie aufs MobilCom-Netz zu locken, muss sich das Unternehmen ohnehin etwas einfallen lassen. Schwerer wird es natürlich, wenn MobilCom für jeden Kunden, der vor Ende der Vertragslaufzeit wechselt eine so genannte Vorfälligkeitsentschädigung zahlen muss.

Die FTD bezieht sich auf Angaben von Branchenkreisen, nach denen pro Monat ein Betrag fällig werde, der der monatlichen Grundgebühr des Kunden entspreche. Für MobilCom hieße das, dass die Kosten pro Neukunden gewaltig ansteigen würden. Immerhin hat MobilCom den Vorteil, die Adressen der Kunden zu besitzen, weshalb auch nach dem Ende der regulären Vertragslaufzeiten Werbeversuche gestartet werden könnten.

Wann der Start von eigenen Mobilfunkdiensten mit der schnellen GPRS-Technik erfolgen soll, steht noch nicht fest. MobilCom wird dafür das E-Plus-Netz nutzen. Die FTD zitiert dazu einen MobilCom-Sprecher: "Das hängt davon ab, wie die Verhandlungen mit den Banken und France Telecom laufen, und wer neuer Chef von MobilCom wird ".

Der alte Chef Gerhard Schmid wollte das Unternehmen bis Mitte April eigentlich verlassen und bis dahin den Schmid-Anteil von insgesamt 49 Prozent an ein Konsortium aus Deutscher Bank, ABN Amro, Merrill Lynch und Societe Generale verkauft haben.

France Télécom versucht allerdings, eine Übernahme von MobilCom zu vermeiden, um die Schulden des Unternehmens nicht in die eigene Bilanz aufnehmen zu müssen. Das neue deutsche Übernahmegesetz schreibt aber vor, dass ein Unternehmen, dass mehr als 30 Prozent eines anderes Unternehmens kauft, allen Aktionären die Übernahme anbieten muss. Der Verkauf wird derzeit noch vom Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel geprüft.